Verkehr:E-Mobilität kommt langsam in Fahrt

Mit einer steigenden Anzahl von Ausstellern wie Besuchern dokumentiert die inzwischen dritte Messe in Fürstenfeld: Elektrisch betriebene Fahrzeuge finden immer mehr Nutzer

Von Manfred Amann, Fürstenfeldbruck

Die Entwicklung und Optimierung elektrisch betriebener Fahrzeuge macht Fortschritte, es gibt ein größeres Angebot an Ladestationen für zuhause, für den öffentlichen Raum und für Gewerbebetriebe und sie werden leichter bedienbar als noch vor einem Jahr, Akkus werden leistungsfähiger und auch der Zubehörmarkt wächst. Den Beweis für diese Feststellung vom Moderator der dritten E-Mobiltage, Thorsten Castle, erbrachten am vergangenen Wochenende etwa 20 Aussteller, Fachvorträge und 212 Teilnehmer, die mit ihren E-Fahrzeugen an der fünften Rallye "Eruda", elektrisch rund am den Ammersee, teilnahmen.

Als Brucks Oberbürgermeister Erich Raff die Startfahne schwenkte, war es seltsam ruhig, denn von den vielen Autos und Rollern war selbst beim Anfahren kaum was zu hören. Selbst die Rollgeräusche wurden von einer Drohne übertönt, mit der die Organisatoren den Start überwachten. Bevor es auf die Strecke ging, stellte Starter Martin Hillebrand vom Organisationsteam jedes einzelne E-Fahrzeug samt Besatzung vor. Vom Nissan Leaf und Renault Zoe über den Kia soul und BMW i3 bis zu den verschiedenen Tesla- und Hyundai- Modellen war alles vertreten. Manche der E-Mobil-Fahrer waren von Düsseldorf und Berlin, aus Vorarlberg und Niederösterreich, aus Frankreich und Spanien schon Tage zuvor angereist, um bei Deutschlands größter Rundfahrt mit E-Fahrzeugen dabei zu sein "und unter Beweis zu stellen, dass man mit E-Autos auch lange Strecken zurücklegen kann", wie ein Münsteraner sagte.

Zum vierten Mal dabei war ein Tscheche, der in drei Tagen mit seinem Citroen AX die gut 400 Kilometer zurückgelegt hatte. Eine Vielzahl von Fahrern hatte sich in Internetforen verabredet und ging als regionale Gruppe auf Fahrt, so zum Beispiel die Teams Sachsen und Metropolregion München. Andere wiederum starteten als Auto-Typ-Fangruppe wie das Opel-Ampera-Team, dem sich 13 Fahrer aus ganz Deutschland angeschlossen hatten. Die meisten Fahrer wählten die "Challenge" über 260 Kilometer und ließen sich sogar die Ladeklappe versiegeln, um auf der Strecke nicht laden zu können. "Es ist zwar eine Herausforderung, aber ich will zeigen, dass ich die Strecke mit meinem "Bee Zero" von Hyundai mit Brennzellentechnik spielend schaffe", erklärte der Fahrer aus München. Manche E-Mobiler, wie zum Beispiel ein Renault-Twizzy-Fahrer aus Bad Tölz, wählten lieber Kurzstrecken nach Landsberg oder Jesenwang, wo über dem Flugfeld ein Solarflugzeug kreiste. "Wir wollen damit deutlich machen, dass der Umstieg auf E-Mobilität nicht nur auf dem Boden, sondern auch in der Luft und natürlich auch auf dem Wasser im Gange ist", befand dazu Moderator Castle.

Oberbürgermeister Raff informierte bei der Begrüßung, dass die Anzahl der E-Autos in der Stadt von 21 im Vorjahr mittlerweile auf 31 angestiegen sei und die Stadt verschiedene Ansätze verfolge, um die E-Mobilität voranzubringen. "Wenn bis zu den nächsten E-Mobiltagen 2018 wieder etwa 50 Prozent dazukommen, dann wäre das ein gute Quote", scherzte Raff. Bei Bauanträgen und beim Verkehrsentwicklungsplan habe man die E-Mobilität stets im Blick. Umweltreferentin Alexa Zierl fuhr Besucher mit eine "E-Rikscha" übers Klostergelände und erläuterte, dass damit im Stadtverkehr auch alles erledigt werden und man so auf ein Auto ganz verzichten könnte. Auf der Ausstellung, die an beiden Tagen gut besucht war, konnte man die Vielfalt der Elektromobile nicht nur ansehen und sich Rat holen, sondern auch ausprobieren.

Gefragt waren E-Bikes, E-Roller und bei den Jüngeren ganz besonders E-Scooter, Segways, E-Wheels und Hoverboards. "Am meisten interessiert aber das Pedelec", verriet Matthias Zeiner-Hanning, an dessen Stand der Verbraucherzentrale München Besucher manchmal geduldig warteten, um ein E-Fahrrad zu testen. "Wir stellen bei den Pedelecs einen steilen Trend fest", so der Umweltberater. Auf großes Interesse stießen auch die von den Stadtwerken angebotenen Wallboxen, Ladestationen, die man sich zuhause quasi an die Wand hängen kann. Wie Andreas Wohlmann und Berthold Reiß erklärten, stehen drei Typen mit Leistungen von 3,6, elf und 22 Kilowatt zur Auswahl. Gut besucht waren auch die Vorträge über die Nutzung von Sonnenstrom, städtische Projekte und über staatliche Förderungen. Gut angenommen wurde auch die Pedelec-Tour von Ziel 21, bei der die Fotovoltaikanlage in Malching, das Windrad in Mammendorf und das Wasserkraftwerk in Schöngeising angefahren wurden, um die verschiedenen Nutzungsmöglichkeiten erneuerbarer Energien zu erklären.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: