Verkehr:Aiwanger soll Ortsumfahrung verhindern

Der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler im Landtag kritisiert die geplante Süd-West-Umgehung bei einer Demonstration in Olching.

Von Julia Bergmann, Olching

Dass durch die Äcker hinter ihren Häusern demnächst die umstrittene Olchinger Süd-West-Umfahrung führen soll, ist für die Familien Interrante und Tuijtjens unfassbar. Zu präsent sind für sie die Erinnerungen an die Überschwemmungen der vergangenen Jahre, an die Pumpen, die vollgelaufenen Keller, die Sachschäden. "Wenn es stark geregnet hat, hat man schon gezittert", sagt Lydia Interrante. "Wir haben auch schon Nachtwachen geschoben", sagt Gabriele Tuijtjens. Mit der neuen Straße, die durch das Überschwemmungsgebiet führen soll, werde das noch schlimmer, befürchten sie. Deswegen sind sie, wie auch 80 weitere Umfahrungsgegner, am Donnerstagvormittag zur Demonstration der Freien Wähler an der Roggensteiner Straße gekommen. Mit Hubert Aiwanger hatte sich die Partei Hilfe von der Spitze eingeladen. Nachdem sich der Fraktionsvorsitzenden der Freien Wähler im Landtag die lange Genese des Bauvorhabens angehört hatte, stand für ihn fest: Ich werde in München Druck aufbauen, dass diese Sache noch einmal geprüft wird."

Demo Südumgehung

Der „Demomops“ ist immer dabei, wenn gegen die Olchinger Südwestumfahrung protestiert wird.

(Foto: Günther Reger)

Ist das Kostenn-Nutzen-Verhältnis falsch?

Zuvor hatte Fee Huber, die Vorsitzende des FW-Ortsverbands Olching betont: "Dass die gerichtliche Situation ausgeschöpft ist, ist richtig. Das heißt aber nicht, dass die Straße auch gebaut wird." Huber zeigt sich kämpferisch und zuversichtlich,dass der Bau der Umgehung im vorläufig gesicherten Hochwasserschutzgebiet noch zu stoppen ist. Sie kritisiert vor allem, dass das Kosten-Nutzen-Verhältnis für die Umfahrung zu gering sei und dass der ursprüngliche Wert von 9,4 falsch berechnet wurde. Nachträglich hat die Staatsregierung den Wert auf 2,4 korrigiert. Ein Punkt, den auch Gert Schlenker, der vorsitzende der Bürgerinitiative Ortsentwicklung Olching aufgreift. Der alte Wert sei für eine Strecke, die knapp unter zwei Kilometer lang ist, so hoch, "dass es jeden hätte auffallen können, dass er falsch ist", sagt er. Immerhin würde das Kosten-Nutzen-Verhältnis von Autobahnen in der Regel mit fünf bis sechs bewertet, das von Bundesstraßen mit vier bis fünf. Ein so niedriger Wert, wie er jetzt für die geplante Straße gilt, hätte eigentlich laut der eigenen Vorgaben der Staatsregierung nicht zu einer Einstufung in die höchste Dringlichkeitsstufe führen dürfen. Der Grenzwert hierfür liege bei 3,5. "Die Regierung wollte ihren groben Fehler nicht einsehen", sagt Schlenker. Sie habe deswegen die Kategorie "Überpriorität" eingeführt. Die Einordnung der Umfahrung in diese Kategorie habe sie damit begründet, dass der Planungsstand schon so weit sei. "Das ist skandalös, anders kann man es nicht sagen", meint er.

Demo Südumgehung

Hubert Aiwanger und Fee Huber setzen sich gegen den Bau ein.

(Foto: Günther Reger)

Aiwanger spricht von Mittelverschwendung

Nicht nur Huber, sondern auch Aiwanger sprechen hier von einer Mittelverschwendung für den etwa fünf Millionen teuren Bau. Immerhin müsse der Steuerzahler die Kosten tragen. Es stelle sich also nicht nur die Betroffenheitsfrage für die Anwohner, sondern für ganz Bayern. "Wir ringen im Landtag um jede Million", sagt er. Rund die Hälfte aller Staatsstraßen sei stark sanierungsbedürftig. "Wir werden einen Landtagsantrag stellen", verspricht er den Demonstranten. Die Regierung müsse anhand des nach unten korrigierten Kosten- Nutzen-Verhältnisses und mit Blick auf den Hochwasserschutz neu prüfen, fordert Aiwanger. Schließlich meint er, Experten könnten sagen was sie wollen, "trotzdem werden die Anwohner das Wasser im Keller haben." Für sein erneutes Versprechen, der Sache nachzugehen erntet er ein "Bravo Hubert" aus der Menge.

Hochwasser Starzelbach, Olching

Anwohner fürchten, der Bau der Umfahrung könnte noch schlimmere Überschwemmungen bringen als bisher.

(Foto: Lydia Interrante/OH)

Neue Überschwemmungen befürchtet

Dass Aiwangers Antrag die Umfahrung in letzter Minute noch stoppt - mit Rohdungsarbeiten wurde bereits begonnen - wünschen sich nun nicht nur Frank Tuijtjens, sondern auch Stephanie Eberle und Erika Schering. Sie haben das Ausmaß vergangener Überschwemmungen erlebt und fürchten nach dem Bau der Straße noch Schlimmeres. Seit 1996 wurde Stephanie Eberles Keller bereits vier Mal überschwemmt. Auch Erika Scherings Tochter hatte mit vom Hochwasser verursachten Schäden zu kämpfen. "Die komplette Heizungsanlage war kaputt", sagt die Mutter. Die Stadt habe zwar Zuschüsse gezahlt, aber die Kosten hätte das bei Weitem nicht gedeckt. Schlimm findet Eberle auch, dass für die Olchinger eine wichtige Naherholungsfläche und für viele geschützte Tierarten der Lebensraum unwiederbringlich zerstört würde. Und nun? "Man hofft immer", sagt Frank Tuijtjens, obwohl seine Stimmlage verrät, dass ihm das schwer fällt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: