Vergrämung:Greifvögel gegen Saatkrähen

Puchheim setzt erneut einen Falkner gegen die schlauen Vögel ein. Aufgrund der Maßnahmen ist die Zahl der Tiere im Vorjahr zwar erstmals gesunken. Doch der Rechtsstreit mit der Regierung um das Vorgehen dauert an

Von Peter Bierl, Puchheim

Wie jedes Frühjahr wird in Puchheim wieder gegen Saatkrähen gekämpft. Seit Anfang Februar sind Lautsprecher und Greifvögel im Einsatz, um die Hauptkolonie am Schopflacher Friedhof einzudämmen und Splitterkolonien zu verhindern. Gleichzeitig soll die Umsiedlung der Tiere in ein Wäldchen an der Eichenauer Straße fortgesetzt werden. Nach Angaben des Umweltamtes der Stadt ist die Zahl der Saatkrähen im vergangenen Jahr zurückgegangen. Der Rechtsstreit zwischen Kommune und Regierung über die Maßnahmen läuft noch.

Um Splitterkolonien zu verhindern, fliegen die Greifvögel seit Anfang Februar bis Ende März über Bereiche, wo die Saatkrähen im vergangenen Jahr versuchten, Nester zu bauen. Außerdem sind wieder sogenannte Bird Gards eingeschaltet, das sind Lautsprecheranlagen, die Saatkrähenpanikrufe abgeben. Sie wurden am Rand der Hauptkolonie und einigen Splitterbereichen installiert. Sollten die Saatkrähen in Randbereichen der Hauptkolonie trotzdem neue Nester bauen oder neue Splitterkolonien entstehen, will die Stadt versuchen, diese wieder zu entfernen. Die Bürger sind aufgerufen, im Rathaus zu melden, sollten sich an neuen Stellen mehrere Nester finden.

Saatkrähe

Saatkrähen gelten als sehr clever und bilden Splitterkolonien, wenn sie vertrieben werden sollen.

(Foto: Günther Reger)

Die Hauptkolonie ist besonders geschützt ist. Dort dürfen nur Nester am Rand entfernt und keine Greifvögel eingesetzt werden. Die Regierung hat jedoch erlaubt, dass Eier aus den Nestern der Hauptkolonie und den Splitterbereichen entfernt werden, um die Population langsam zu reduzieren. Die Entnahme der Eier ist für Anfang April geplant.

Das große Ziel ist, die Saatkrähen in einen Bereich umzusiedeln, wo sich Menschen nicht gestört fühlen, und die große Kolonie am Schopflachfriedhof allmählich aufzulösen. Ohne Ausweichquartier werde die Regierung das aber nicht genehmigen, sagte Beatrix Schmeiser, Juristin und Leiterin des Bauamts. Deshalb freuen sich die Mitarbeiterinnen des Umweltamtes, die die Aktionen koordinieren, dass sich in einem Wäldchen an der Eichenauer Straße bereits etwa 40 Saatkrähenpaare niedergelassen haben. Das gilt im Rathaus als "großer Erfolg".

Nachdem sich Anwohner rund um den Friedhof massiv über den Lärm sowie den Kot beschwert hatten, begann die Kommune 2011 gegen die intelligenten Vögel vorzugehen. Der Einsatz von Lärmklatschen und Luftballons sowie das Entfernen von Nestern und Eiern fruchtete wenig, statt dessen nahm die Zahl der Saatkrähen und Splitterkolonien in der Umgebung bis in den Norden Puchheims zu, ganz wie es Umweltschützer vorhergesagt hatten. Vor zwei Jahren wurden über 400 Nester gezählt.

Vergrämung: Saatkrähen lassen sich nicht so einfach vertreiben. Die Stadt Puchheim setzt auf langfristige Vergrämung.

Saatkrähen lassen sich nicht so einfach vertreiben. Die Stadt Puchheim setzt auf langfristige Vergrämung.

(Foto: Toni Heigl)

Daraufhin verschärfte die Kommune die Maßnahmen. Ein Falkner und die Bird Gards kamen zum Einsatz. Den Einsatz von Greifvögeln gegen die Hauptkolonie lehnte die Regierung jedoch ab, weil die Saatkrähen unter Schutz stehen. Die älteren Splitterkolonien in Wohngebieten sind verschwunden. Die Zahl der Nester fiel von über 400 im Vorjahr auf rund 250. Wohin die Tiere verschwunden sind, ist allerdings unklar, weil ihr Wanderverhalten nicht erforscht sei. Vermutlich sind einige nach Germering ausgewandert und in Gilching haben sich Splitterkolonien gebildet.

Der Bürgermeister möchte die Greifvögel schon jetzt in den Randbereichen der Hauptkolonie einsetzen, aus Sorge darüber, dass sich die cleveren Saatkrähen nicht lange von den Bird Gards narren lassen. Die Regierung hat diesen Vorschlag abgelehnt, die Stadt dagegen Klage eingereicht. Demnächst findet ein Vermittlungstermin statt.

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