Veranstaltung:Wunderbare Entdeckung

Puchheim: PUC - Kammermusik

Stete Zwiesprache: Gärtnerplatz-Musiker im Puc.

(Foto: Johannes Simon)

Gärtnerplatz-Musiker spielen Brahms, Blanc und Dohnányi

Von Klaus Mohr, Puchheim

Die Kammerkonzerte im Puchheimer Kulturzentrum Puc stehen immer unter einem bestimmten Motto. Der Abend am Montag hatte den etwas kryptischen Titel "Brahms' fremde Freunde". Dahinter verbarg sich eine Komposition von Johannes Brahms sowie eine des fast gleichaltrigen Franzosen Adolphe Blanc, die sich beide wohl nie begegnet sind. Blanc war stilistisch auf anderen Wegen unterwegs, ebenso wie Ernst von Dohnányi, der mit Brahms bekannt war. Sieht man genauer hin, dann waren in diesem Konzert drei Werke aus den Jahren 1864 (Blanc), 1886 (Brahms) sowie 1935 (Dohnányi) zu hören, deren stilistische Zielmarkierung unterschiedlich war und die, jedes auf seine Weise, überzeugten. Das Motto war dafür jedoch weder erforderlich noch für den Hörer hilfreich. Ein knappes Dutzend Musiker aus dem Orchester des Staatstheaters am Gärtnerplatz in München spielten die Werke in Puchheim.

Die Begegnung mit weitgehend unbekannten Kompositionen ist ein übergreifendes Motto dieser Kammermusikabende im Puc. Eine wunderbare Entdeckung war diesmal das Septett in E-Dur für Violine, Viola, Violoncello, Kontrabass, Klarinette, Horn und Fagott op. 40 von Adolphe Blanc. Obwohl 1864, also in der Hochromantik entstanden, atmete es die lichte Offenheit eines klassischen Satzes. Klanglich ergaben sich zwei Blöcke um die Mitte mit dem Kontrabass: Links die drei Streicher Violine, Viola und Violoncello und rechts die Bläser Klarinette, Fagott und Horn. Im Allegro wirkte der Kontrabass als eine Art Brückenbauer, weil er den Klang nach unten und nach beiden Seiten abrundete. Die Instrumente waren ganz transparent verzahnt, wobei Virtuosität ein wesentlicher Bestandteil war. Oft lieferte die Geigerin eine Vorlage, auf die zunächst die Klarinette und dann andere Partner reagierten, doch behielt sie mit der größten Ausdauer das Heft fest in der Hand. Ausgedehnte Soli waren im Andante zu hören, wobei diese dialogischen Charakter hatten. Ein sehr weicher Begleitteppich pufferte das Geschehen harmonisch ab. Das Finale hatte zunächst eine melancholische Grundstimmung mit einer effektvollen, rhapsodisch frei gestalteten "Kadenz" der Geigerin. Später wetteiferten die Musiker munter miteinander. Im Anschluss an das Stück gab es Bravo-Rufe des Publikums, alles andere als eine Selbstverständlichkeit bei einem nicht allzu großen Publikum.

Das Sextett in C-Dur für Klarinette, Horn, Violine, Viola, Violoncello und Klavier op. 37 von Ernst von Dohnányi folgte nach der Pause. Dieses Werk fand seine stilistische Verortung jedoch kaum im 20., sondern mehr in der Klanglichkeit des späten 19. Jahrhunderts. Vielfach entstand der Eindruck einer Klangstudie, aus der in den Unisono-Passagen oft Balancestudien wurden. Ein schwelgerisches Klangbad wechselte sich im Final-Allegro mit elfengleichem Gehusche ab, und mitunter mutete der Verlauf wie Filmmusik an. Eine Walzerpassage gegen Ende war ein Spiel mit bekannten Idiomen.

Eröffnet worden war der Abend mit der Sonate in F-Dur für Klavier und Violoncello op. 99 von Johannes Brahms. Die große Geste mit einem prächtigen Ton beherrschte von Anfang an dieses Werk. Sehr offensiv gingen die Musiker die leidenschaftliche Seite des Kopfsatzes (Allegro vivace) an, dessen Spannungsbögen in Wellen verliefen. Das Adagio affetuoso hatte eine weit aufblühende Dynamik und eine stete Zwiesprache zwischen den beiden Instrumenten. Von liedartigem Charakter war die Melodielinie im Finalsatz, dazu lieferte die Pianistin oft perlende Begleitfiguren. Dennoch kam das Stück insgesamt etwas zu laut beim Zuhörer an. Viel Beifall zum Schluss.

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