Beinahe wäre aus dem Abenteuer der Büroangestellten Alex und ihres ungewöhnlichen Mitbewohners Eddie, eines Dämons, nie ein Fantasy-Roman geworden. Doch dann erfuhr die Autorin Corinna Schattauer von der Existenz des "Chaospony Verlages". Das exzentrisch- kreative Unternehmen wird von drei Frauen geleitet und hat seinen Sitz in Ingelheim am Rhein. Schattauer stammt aus einem kleinen Ort bei Mainz, der ganz in der Nähe liegt. Die selbsternannten Chaosponys Sandra, Anke und Josie hat die Geschichte von Alex und Eddie überzeugt, die mit Freunden und weniger gut Gesonnenen losziehen, um nichts weniger als die Hölle zum Einsturz zu bringen. Deshalb ist sie jetzt als Buch erhältlich. Mit "Höllentrip und Seelenstrip oder Traue niemals einem Kohlsuppenorakel" veröffentlicht die 30-Jährige ihren ersten Roman.
Der Anfang ist mit einem etwas holprigen Gedicht nicht gerade geschmeidig. Aber das im Prolog verarbeitete Poem ist nur zwei Seiten kurz und hat durchaus seine dramaturgische Berechtigung. Gegen Ende des 369 Seiten langen Buchs bekommt es noch einmal eine besondere Bedeutung. Und es hilft dem Leser, sich im Alltag der Hauptfigur Alex zurechtzufinden. Die junge Frau hat einen langweiligen Bürojob und ein ungewöhnliches Haustier, den Dämon Eddie. Der pummelige, kleine Kerl mit Reptilienhaut und winzigen Flügeln ist bei ihr geblieben, nachdem er mit dem Versuch gescheitert war, ihre Seele in die Unterwelt zu holen. Um es direkt zu sagen: Eddie ist als Dämon eher weniger gut geeignet, auch wenn er nicht ganz davon ablassen kann, gelegentlich mit den Menschen Schabernack zu treiben. Ernsthaften Schaden aber möchte er ihnen nicht zufügen.
Auf dieser Basis beginnt eine abenteuerliche Geschichte, bei der zunächst die Unterwelt gehörig aus den Fugen zu geraten scheint. Alex gilt plötzlich als Auserkorene einer altertümlichen Sage. Sie, beziehungsweise eine gewisse Alexis, wird den Herrscher der Hölle stürzen. Mit Eddie macht sie sich auf in die Unterwelt, neue Wegbegleiter tauchen auf, andere verschwinden. Schauplatz des furiosen Showdowns ist das Zentrum der Hölle.
Corinna Schattauers "Höllentrip und Seelenstrip" ist unterhaltsam, kurzweilig und humorvoll. Liebevoll und detailliert beschreibt sie die Figuren wie Eddie, der Schokolade liebt und mit seinen Flügeln durch die Luft "floppelt". Alex erinnert seine Art der Fortbewegung nämlich an eine Mischung aus Fliegen und Hoppeln.
Dass die 30-jährige Wahl-Münchnerin irgendwann einen Fantasy-Roman schreiben würde, war fast zu erwarten. Die Historikerin, die als und wissenschaftliche Mitarbeiterin das Jexhof-Depot in Unterschweinbach sortiert und daneben an ihrer Doktorarbeit schreibt, hat immer ein Faible für Geschichten gehabt. Schon in der Grundschule habe sie gerne geschrieben habe. "Eine kleine Geschichte habe ich meiner Mutter zum Muttertag geschenkt." Sie handelte von einem Mädchen, das sich eine Roboterkuh wünscht, die Schokolade produziert. Aus den Neigungen zum Schreiben und zum Fantastischen ist jetzt ein Roman geworden.
Corinna Schattauer, Höllentrip und Seelenstrip, Chaospony Verlag, 372 Seiten, 14 Euro