Ungewohntes Vorgehen:Nach der Leberkäspause mit Millionen jonglieren

Der Eichenauer Gemeinderat versucht in seiner Sondersitzung möglichst locker durch die Tagesordnung zu kommen

Von Erich C. Setzwein, Eichenau

Draußen scheint die Sonne, es hat an diesem Samstag in Eichenau eigentlich genau jenes Spätwinterwetter, das einen aus dem Haus und auf die Wander- und Radwege ziehen könnte. Eigentlich würden sicher viele der Eichenauer Gemeinderäte dies an diesem Samstag auch viel lieber machen. Doch sie zwingt die Ladung zur Sondersitzung in den Rathaussaal, wo immerhin 22 der 24 Mitglieder in einer denkwürdigen, auf sieben Stunden angesetzten Versammlung die großen gemeindlichen Vorhaben der kommenden 20 Jahre definieren werden.

Das ist im Grunde nichts Neues, hat es doch auch in der Vergangenheit immer wieder Sondersitzungen zu bestimmten, langfristig angelegten Themenbereichen gegeben. Neu an diesem Samstag ist zum einen die Methodik, mit der das Gremium die schwierige Frage klären soll, wie es mit einem überschaubaren Betrag die Großvorhaben finanzieren soll. Dafür hat Bürgermeister Peter Münster (FDP) die Szenariotechnik vorgesehen, von der er sagt, dass sie schon Alexander der Große angewendet habe und die heute noch jeder Reserveoffizier im Schlaf beherrsche. Ehemalige Offiziere aber sitzen am Samstag nicht am Tisch.

CSU-Gemeinderat Peter Zeiler könnte höchstens einen "Obergefreiten"-Dienstgrad anbieten, den Martin Eberl mit dem Zuckmayer-Zitat aus dem "Hauptmann von Köpenick "Der Mensch fängt erst beim Leutnant an" kontert. Eine lockere Stimmung herrscht zu Beginn eines Vortrags- und Diskussionsmarathons, der mit trockenen Brezen und heißem Kaffee beginnt und der mittags nur durch eine am Arbeitsplatz abgehaltenes Leberkäs-Pause unterbrochen wird.

Wie schwer sich die Gemeinderäte aller Fraktionen mit dem Verständnis dieser für sie neuen Szenariotechnik tun, zeigt sich den ganzen Vormittag über. Zwei Stunden nach Beginn der Sitzung und einer hektischen Debatte zwischen Grundlegendem und Detailfragen formuliert SPD-Gemeinderat Andreas Zerbes die im Raum stehende Frage: "Was machen wir hier eigentlich?" Die Antwort hatte da schon Finanzreferent Hans Hösch (CSU) zu Beginn geliefert, als er Monaco-Franze zitierte: "A rechter Scheißdreck ist das."

Erst als es nach der kurzen Mittagspause in vier Arbeitsgruppen weitergeht, können im kleineren Kreis all die Probleme erörtert werden, die allein ausgelöst werden durch die vergleichsweise geringe wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Gemeinde. Für die kommenden 20 Jahre hat die Verwaltung Projekte mit einem Gesamtvolumen von 117,4 Millionen Euro zusammengestellt. Allein für den Hochwasserschutz rechnet man mit zehn Millionen Euro - und da ist die staatliche Förderung schon abgezogen.

Etwas mehr als zehn Millionen Euro ist dann auch die Summe, mit der kalkuliert werden kann, mit einem jährlichen Aufschlag von etwa 700 000 Euro. Da kommen selbst wagemutige Gemeinderäte rasch an ihre Grenzen. Dennoch scheint das konsequente und konstruktive Zusammenarbeiten zu verwertbaren Lösungen für die Zukunft des Ortes zu führen. Ein Konzept ist erstellt, die Methodik hat wohl geholfen.

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