Umweltschutz:Energie aus Biomüll

Umweltschutz: In der Kläranlage Geiselbullach könnte der Bioabfall zu Wärme, Strom und Kompost werden.

In der Kläranlage Geiselbullach könnte der Bioabfall zu Wärme, Strom und Kompost werden.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Der Landkreis möchte den Nassabfall in der Kläranlage Geiselbullach verwerten. Das Verfahren wäre deutschlandweit einmalig und soll zum Klimaschutz beitragen. Doch das Projekt hat nicht nur Befürworter

Von Erich C. Setzwein, Fürstenfeldbruck

Aus Biogas Strom und Wärme zu erzeugen, das machen die Biogasanlagen im Landkreis seit Langem vor. Doch Energie auch aus den Bioabfällen der Haushalte in einer Kläranlage zu gewinnen, das wäre in Deutschland neu und einzigartig. Diesen Plan verfolgen der Amperverband (AV), der an der Landkreisgrenze zu Dachau die Kläranlage in Geiselbullach betreibt, und der Abfallwirtschaftsverband (AWB) mit dem Heizkraftwerk neben der Kläranlage, unterstützt von der Kreispolitik. Doch nicht alle wollen eine solche neue Anlage, die auf dem Vergärungsprinzip beruht, in Geiselbullach haben, wie sich in der jüngsten Sitzung des Werkausschusses zeigte.

Die sogenannte Co-Vergärung, also das Dazumischen von Bioabfällen zu den Resten aus dem Abwasser und deren Weiterbehandlung, ist nur eine von mehreren Maßnahmen, die letztlich dazu führen sollen, dass der Abfallkreislauf innerhalb des Landkreises geschlossen werden kann. Der politische Wille des Kreistags ist, dass statt der bislang eingesammelten 5000 Tonnen Biomüll die dreifache Menge erreicht wird. Die Annahme, dass dieses Ziel auch erreicht wird, basiert auf der Vermutung, dass noch zu viel Bioabfall in der Restmülltonne landet und nicht alle, die von dem Eigenkompostierungsbonus bei den Müllgebühren profitieren, dies auch wirklich tun. Deshalb denkt der Kreistag darüber nach, allen Haushalten zunächst ein "Biotönnchen" anzubieten. CSU-Kreisrat Dieter Rubenbauer fasste es im jüngsten Werkausschuss des Kreistags so zusammen: "Der Eigenkompostierungsbonus soll abgeschafft werden, um investieren zu können."

Energiereferent Max Keil (UBV) hält das Ganze nach wie vor für überflüssig und forderte eine eigene Biogasanlage. Ihm komme es so vor, als werde da eine Eier legende Wollmilchsau geplant. Keil bezweifelte die Angaben: "Fragwürdiger Klärschlamm und hochwertiger Bioabfall bringt fragwürdiges Substrat." Auch Keils Fraktionskollege Jakob Drexler lehnt das Projekt ab: "Wir können uns nicht auf eine Ausnahmegenehmigung verlassen, wir müssen Planungssicherheit haben."

Nach der nun vom Augsburger Bifa-Umweltinstitut vorgelegten Machbarkeitsstudie für die sogenannte Co-Vergärung von Nassmüll in Geiselbullach sind Investitionskosten von einmalig 2,1 Millionen Euro notwendig. Ein Teil davon soll über staatliche Förderung wieder hereingeholt werden. Teuer würde unter anderem eine Erneuerung des Blockheizkraftwerks, in dem das Klärgas verbrannt werden soll. Die dort gewonnene Energie - jährlich voraussichtlich 3000 Megawattstunden - würden auf der Kläranlage selbst verbraucht. Etwa 1000 Megawattstunden davon wären Strom, 1400 Megawattstunden Wärme. Die könnte das benachbarte Heizkraftwerk abnehmen, um sie in das Fernwärmenetz einzuspeisen. Denn dieses Netz, betonte Rubenbauer, könne erweitert werden. Die Rede ist davon, dass über das Gewerbegebiet Bergkirchen hinaus auch die Gemeinde Bergkirchen selbst sowie die Stadt Dachau mit Fernwärme aus Geiselbullach versorgt werden könnten. Rubenbauer plädierte: "Wir müssen den Prozess vom Ende her denken."

Dieses Ende heißt aber auch, dass durch die mögliche Verarbeitung von Biomüll in Geiselbullach mehr Klärschlamm entsteht. Der aber sei, wie AV-Geschäftsführer Thomas Mösl, erklärte, nicht mit dem sonst üblichen, schwermetallhaltigen Klärschlamm zu vergleichen. Geiselbullach verfüge über die einzige Anlage in Deutschland, in der der Klärschlamm zu einem hygienischen Substrat werde, das sehr wohl an die Landwirtschaft abgegeben werden könne. Die neue Gesetzeslage sehe dies aber nicht vor, weshalb es für die Kläranlage Geiselbullach eine Ausnahmegenehmigung geben müsse. Derzeit wird der Klärschlamm durch Deutschland gefahren und in einer Zementproduktion als Brennmaterial verwendet.

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