Klimawandel: Regenwald im Kongo:Den Wald retten, den Menschen helfen

Klimawandel: Regenwald im Kongo: Zu Umwelt- und Klimapreis für Pfarrer Josef Aicher und Kolpingfamilie Olching für Rettung des Regenwalds im Kongo.

Zu Umwelt- und Klimapreis für Pfarrer Josef Aicher und Kolpingfamilie Olching für Rettung des Regenwalds im Kongo.

(Foto: Peter Kiefer/oh)

Pfarrer Josef Aicher und die Kolpingfamilie Olching werden für ihr Projekt im Kongo mit dem Umwelt- und Klimapreis von Bürgerstiftung und Süddeutscher Zeitung ausgezeichnet.

Von Ingrid Hügenell, Olching

"Die Menschen müssen sehen, dass ihr Wald einen Wert hat, ein Riesenpotenzial", sagt Pfarrer Josef Aicher. "Dann werden sie ihn auch schützen." Diesen Wert vermitteln Aicher und seine Mitstreiter in der Demokratischen Republik Kongo und in Deutschland den Menschen in Aichers riesiger Pfarrei seit Jahren mit Erfolg. Mittlerweile hat sich die Organisation Recof gebildet, die seit 2017 den Wald in einem Gebiet schützt, das etwa so groß wie Deutschland und Österreich zusammen. Es umfasst rund die Hälfte des tropischen Walds im Kongo.

Klimawandel: Regenwald im Kongo: Peter Kiefer (von links), Rainer Widmann und Pfarrer Josef Aicher freuen sich über den Umwelt- und Klimapreis.

Peter Kiefer (von links), Rainer Widmann und Pfarrer Josef Aicher freuen sich über den Umwelt- und Klimapreis.

(Foto: Johannes Simon)

Für ihre Anstrengungen haben die Kolpingfamilie Olching, vertreten durch Rainer Widmann und Peter Kiefer, sowie Pfarrer Aicher einen der beiden Sonderpreise des Klima- und Umweltpreises erhalten, die die Bürgerstiftung für den Landkreis Fürstenfeldbruck und die Süddeutsche Zeitung vergeben haben. Die Ausgezeichneten freuen sich darüber sehr - weil ein solcher Preis Öffentlichkeit bringt, die einen gewissen Schutz bietet gegen kriminelle Holzfäller. Und auch, weil das Projekt immer Spendengelder benötigt.

Klimawandel: Regenwald im Kongo: Wer Fotos von Abholzungsaktionen macht und weiterleitet, lebt gefährlich. Öffentlichkeit bietet einen gewissen Schutz.

Wer Fotos von Abholzungsaktionen macht und weiterleitet, lebt gefährlich. Öffentlichkeit bietet einen gewissen Schutz.

(Foto: Peter Kiefer/oh)

Seit wenigen Tagen ist Josef Aicher wieder in Olching, um Kontakte zu pflegen, um Spenden zu werben und auch, weil er im Oktober mit dem Bayerischen Verdienstorden ausgezeichnet wird. Der bescheidene und tiefgläubige Pfarrer wehrt ab - er habe doch gar keine Verdienste. "Der Herrgott kann das alles von mir erwarten. Ich will nur meinen Dienst tun."

Christian Ruck kümmert sich auf internationaler Ebene um den Erhalt der tropischen Wälder

Aber ohne Aicher gebe es große Teile des Regenwalds im Kongo womöglich nicht mehr. Das sagt jedenfalls Christian Ruck bei einem Pressegespräch mit der Bundestagsabgeordneten Katrin Staffler (CSU). Ruck war früher ebenfalls Bundestagsabgeordneter der CSU und nimmt nun eine führende Position in der Kongobeckenwald-Partnerschaft ein. Die Wälder des Kongobeckens verfügen über rund 25 Prozent der CO₂-Speicherkapazität von Tropenwäldern weltweit. Allerdings sind auch sie geschädigt und brauchen Schutz.

Darum kümmert sich die Partnerschaft, die nach der englischen Bezeichnung mit CBFP abgekürzt wird und 122 Mitglieder hat. Dazu gehören die Anrainerstaaten des Kongobeckens, die Geberländer "alle Regierungen außer den Chinesen", wie Ruck sagt, zudem wichtige Nichtregierungsorganisationen, wissenschaftliche Organisationen, der Privatsektor und Vertreter der Zivilgesellschaft.

Klimawandel: Regenwald im Kongo: Die Holzfäller rücken mit schweren Maschinen an.

Die Holzfäller rücken mit schweren Maschinen an.

(Foto: Peter Kiefer/oh)

Ganz an der Basis arbeitet Aicher für den Wald. Seit 40 Jahren lebt der 89-Jährige als Missionar im Kongo. Schon 2007 kämpfte er für den Wald und gegen Holzfäller, die von der Regierung schon die Erlaubnis zum Einschlag hatten. Buchstäblich in letzter Sekunde sei es gelungen, die Dorfvorsteher zu überzeugen, dass sie ihren Wald nicht verschleudern dürften - sie verweigerten ihre Unterschriften, die Holzfäller mussten abziehen. So schildert es Aicher. "Die Leute leben im Wald und vom Wald", erklärt Rainer Widmann von der Kolpingfamilie Olching, die Pfarrer Aicher und seine Arbeit unterstützt, seit er im Kongo lebt und wirkt. Er war zuvor Kaplan in Olching gewesen.

Es seien vor allem chinesische Firmen, die vom Holzverkauf profitieren wollten. Sie böten 120.000 Dollar pro Jahr für die Erlaubnis, Holz zu schlagen. "Ein einzelner Stamm kann schon 40.000 Dollar bringen", sagt Aicher. Ein sehr gutes Geschäft für die Holzfäller. Aber abgeholzter Regenwald regeneriert sich nicht, die Menschen verlieren ihre Lebensgrundlage. Weil sie sich kaum vorstellen können, dass der Wald einmal nicht mehr da sein könnte, zeigen ihnen Mitarbeiter von Recof Bilder von bereits zerstörten Gegenden. Das wirkt meist.

Klimawandel: Regenwald im Kongo: Zu Umwelt- und Klimapreis für Pfarrer Josef Aicher und Kolpingfamilie Olching für Rettung des Regenwalds im Kongo.

Zu Umwelt- und Klimapreis für Pfarrer Josef Aicher und Kolpingfamilie Olching für Rettung des Regenwalds im Kongo.

(Foto: Peter Kiefer/oh)

Die Probleme im Kongo sind vielfältig. Das Land ist siebenmal so groß ist wie die Bundesrepublik und hat etwa 90 Millionen Einwohner, deren Zahl rasant wächst. Es gehört zu den zehn ärmsten Staaten der Welt, obwohl es reich ist an wertvollen Rohstoffen wie Coltan, das für die Herstellung von Mobiltelefonen gebraucht wird. Doch die Erlöse kommen nicht bei den Menschen an.

Unverdrossen bauen die Olchinger und Pfarrer Aicher dennoch Schulen und eine Krankenstation in der riesigen Pfarrei, die einen Durchmesser von 150 Kilometern hat. Die Menschen lernen, wie sie nachhaltig Nahrung aus dem Wald gewinnen können, indem sie kleinräumig verträgliche Landwirtschaft betreiben. Denn ohne den Menschen ein Auskommen zu ermöglichen, ist der Wald nicht zu retten. Es gebe in der Pfarrei Aichers keinen Strom, kein Licht, kein Telefon, berichtet Kiefer, der bereits viermal dort war. "Wir leben im Paradies", sagten die Leute dennoch. Nun kehren sogar die Waldelefanten zurück - sie waren völlig verschwunden, sind aber, wie Aicher erklärt, wichtig für das Ökosystem.

Manche Baumsamen können nur keimen, wenn sie vorher den Magen-Darm-Trakt eines Elefanten passiert haben

Das bestätigt Christian Ruck. Es gebe bestimmte Bäume, deren Samen erst keimen könnten, wenn sie den Magen-Darm-Trakt eines Elefanten passiert hätten. Der Schutz der tropischen Wälder in Asien, Afrika und Südamerika ist ihm zufolge eine der wichtigsten und billigsten Maßnahmen für den Klimaschutz. 100 Milliarden US-Dollar will die Weltgemeinschaft laut dem Pariser Klimaabkommen dafür pro Jahr ausgeben. Wenn das 1,5 Grad-Ziel noch erreicht werden soll, sollten Ruck zufolge 25 Prozent davon aufgewendet werden zum Schutz der Regenwälder und für die Entwicklung der Länder, denen die Wälder gehören. Momentan sind es jedoch nur drei Prozent. Doch es werde fieberhaft daran gearbeitet, die Mittel zusammenzubekommen - und die Chinesen ins Boot zu holen.

Die Bürgerstiftung für den Landkreis Fürstenfeldbruck und die Fürstenfeldbrucker Süddeutsche Zeitung haben in diesem Jahr erstmals zusammen einen Klima- und Umweltpreis vergeben. Das Preisgeld in Höhe von 4000 Euro wurde von der Sparkasse gespendet. Die vier Preisträger und zwei Empfänger eines Sonderpreises werden in loser Folge vorgestellt. Den Anfang machte der Fürstenfeldbrucker Verein "Turmgeflüster", es folgten das "Gebrauchte Haus" der Familie Lambertz, die Projekte der Stadt Puchheim und der Kreislaufcontainer in Gröbenzell.

Wer das Projekt unterstützen will: Spendenkonto bei der Kolpingfamilie Olching, VR Bank Fürstenfeldbruck IBAN: DE85 7016 3370 0103 2350 68, BIC : GENODEF1FFB

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