Umwelt:CSU gegen Klimastreik

Die Partei wird am 20. September nicht an "Puchheim for Future" teilnehmen. Bürgermeisterkandidatin spricht von "Aktionismus". Ortsvorsitzender sieht zwischen Kohlendioxidausstoß und Wetter keinen Zusammenhang

Von Peter Bierl, Puchheim

Die CSU in Puchheim wird sich am Freitag, 20. September, nicht am internationalen Klimastreik beteiligen. Der Ortsvorstand distanziert sich vom lokalen Aktionsbündnis "Puchheim for Future", dem Kirchengemeinden, Schulen und Parteien angehören und das die Kundgebung organisiert. Die CSU-Bürgermeisterkandidatin spricht von "Aktionismus". Die Forderungen der Schülerbewegung "Fridays for Future" seien "emotionalisierend" und nicht konstruktiv, sagte Karin Kamleiter der SZ.

In einer Stellungnahme des Vorstandes heißt es, "Fridays for Future" sei "emotionsschürend" und eine nationale CO2-Steuer werde dazu führen, dass Arbeitsplätze und Wohlstand ins Ausland abwandern. Mehr Wirkung verspreche man sich von "konkretem Handeln". Die CSU werde deshalb zusammen mit dem Gartenbauverein "mehrere Bäume pflanzen". Dass Schüler während des Unterrichts an Demonstrationen teilnehmen, hält die Partei für falsch. Bereits seit Ende Juli verteilt die Puchheimer CSU einen Flyer, in dem unter der Überschrift "Fakten statt Emotionen" indirekt die Bedeutung des von Menschen verursachten Kohlendioxidausstosses für den Klimawandel bezweifelt wird. Außerdem heißt es in dem Papier, die Weltbevölkerung werde bis 2050 auf 9,7 Milliarden Menschen anwachsen. Der Flyer wurde nach Angaben des Ortsvorsitzenden Markus Hammer im Grundsatz vom Vorstand beschlossen, die einzelnen Formulierungen jedoch von einer kleinen Gruppe ausgearbeitet und nicht abgestimmt. Hammer hatte bereits im Frühjahr 2018 zwei Veranstaltungen mit sogenannten Klimawandelleugnern organisiert. Einer der Referenten hatte damals bestritten, dass es überhaupt einen Treibhauseffekt gibt.

Hammer erklärte der SZ, dass es keinen experimentellen Nachweis für Kohlendioxid als Verursacher des Klimawandels gebe. "Das ist ein Fehler, den alle machen, auch der bayerische Ministerpräsident", sagte der CSU-Vorsitzende. Er bezieht sich stattdessen auf einen schwedischen Professor, demzufolge "Sonnenaktivitäten" ausschlaggebend sein sollen.

Sowohl die Bürgermeister-Kandidatin Kamleiter als auch der CSU-Fraktionsvorsitzende Thomas Hofschuster gingen vorsichtig auf Distanz zu einigen Inhalten des Flyers. Was die Bedeutung des Kohlendioxidausstosses betreffe, vertrete er eine andere Position, betonte Hofschuster. Am Klimastreik werde er nicht teilnehmen, allerdings nannte Hofschuster dafür einen anderen Grund. Er würde "Fridays for Future" nicht als emotionalisierend verteufeln, allerdings halte er es für grundsätzlich fragwürdig, wenn politische Entscheidungsträger auf die Straße gehen und damit quasi gegen sich selbst demonstrieren.

Auch Kamleiter sagt, Kohlendioxid sei "ein Faktor, der eine Rolle spielt". Allerdings hält sie Bevölkerungswachstum in sogenannten Entwicklungsländern für "eines der größten Probleme", zumal dort die Geburtenrate "ständig steigt". Nach neuesten Zahlen der UN sinkt allerdings die Geburtenrate weltweit, auch in Afrika. Pro Kopf liegt der CO2-Ausstoß in Deutschland bei etwa neun Tonnen im Jahr, in Afrika im Schnitt bei einer Tonne.

In Puchheim rufen Vereine, Verbände und Parteien sowie katholische und evangelische Pfarrgemeinde zur Kundgebung um 11.55 Uhr am Grünen Markt auf. Die Schulen seien beteiligt, heißt es in einer Erklärung des Bündnisses. In Germering nimmt die CSU an der Kundgebung vor der Stadthalle teil, unterschreibt aber nicht alle Forderungen, etwa nach einer autofreien Stadtplanung.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: