Süddeutsche Zeitung

Umplanungen:Millioneninvestition ins Spaßbad

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In Maisach soll das in die Jahren gekommene Becken saniert werden. Unter anderem soll die 50-Meter-Bahn der Sportschwimmer zugunsten eines neuen Freizeit- und Familienkonzepts aufgegeben werden

Von Erich C. Setzwein, Maisach

Im Sommer in zwei Jahren könnte das Maisacher Freibad anders aussehen als heute. Junge Leute, die sich unter einem Wasserpilz abkühlen lassen oder an Schwallduschen, Schulfreunde, die ihre Dauerkarte in den Ferien ausnützen und gemeinsam die breite Wasserrutsche hinuntersausen, und auch Behinderte, die dann leichter ins Becken gelangen können. Nur die Schwimmer, die ihrer Gesundheit oder ihres Sports wegen auf langen Bahnen unterwegs sind, dürfte es weniger geben. Denn mit der im kommenden Jahr beginnenden Sanierung des Freibades dürfte sich auch das Konzept grundlegend ändern. Sichtbarstes Zeichen der Erneuerung: der Wegfall der 50-Meter-Bahn.

"Wir sind ein Familienbad mit Gesundheitsschwimmern", sagt Michael Heck, der Betriebsleiter des Maisacher Freibades. Er unterstützt die Planungen, das 50 Meter lange und 15 Meter breite Becken zu unterteilen, wie Schwimmbadplaner Georg Krautloher es vorsieht. Das Büro Krautloher aus dem niederbayerischen Vilshofen ist erneut mit den Planungen im Freibad beauftragt worden, nachdem es schon den Kinderbereich neugestaltet hatte. Eine strikte Trennung sei "klar von Vorteil", sagt Heck. In der einen Hälfte die 25-Meter-Bahnen für alle, die gerne ungestört Strecke machen wollen, und in der anderen der Bereich, in dem vor allem die sich aufhalten können, die gerne einfach nur Wasser um sich haben.

Allerdings wäre es nicht so, dass alle wie in einer großen Badewanne liegen. Georg Krautloher hat schon einige "Attraktionen", wie er sie nennt, im Angebot. Alles eine Frage des Preises, natürlich.

Und weil die Millionen-Einnahmen im Maisacher Haushalt wegen der Corona-Krise wohl nicht so üppig ausfallen werden wie noch Ende vergangenen Jahres geplant, wird sich zunächst einmal eine Arbeitsgruppe des Gemeinderates zusammen mit dem Planer und dem Betriebsleiter um ein Konzept und eine Ausstattung kümmern, die auch bezahlbar sein dürften. Im Haushalt für dieses Kalenderjahr ist bereits eine Viertelmillion Euro eingestellt, im kommenden Jahr sind 1,8 Millionen Euro vorgesehen und 2022 noch einmal eine Million. Das ist in etwa die Summe, auf die Bürgermeister Hans Seidl (CSU) kommt, wenn er auf den von Krautloher geschätzten Rechnungsbetrag eine zehnprozentige Teuerungsrate einrechnet und auf die Summe von etwa drei Millionen Euro kommt.

Es wäre, wenn der Gemeinderat nach Vorliegen der Ergebnisse aus dem Arbeitskreis vermutlich im September allem zustimmt, die erste Sanierung des Hauptbeckens seit 1985. Das aus Edelstahl gefertigte Becken hat inzwischen die eine oder andere gravierende Roststelle und muss nach Meinung des Experten komplett ausgetauscht werden. Laut Krautloher kostet das Becken allein zwischen 900 000 und 1,2 Millionen Euro. Dazu kommen in der Hälfte für Spaßbader und Genießer die Attraktionen wie ein Strömungskanal oder Sprudelliegen und eine Schaukelbucht. Die Wasserrutsche steht separat und endet nicht im großen Becken.

Vor allem aber muss in die Schwimmbadtechnik investiert werden. Die Filteranlagen müssen auf den neuesten Stand gebracht werden, dass sie für die erwartete Zahl an Besuchern ausreichend Wasser umwälzen können. Bis zu 245 Leute in der Stunde erwartet Krautloher rein rechnerisch im 1200 Kubikmeter fassenden Becken. Die Filteranlage will er so konzipieren, dass sie für 2500 Menschen in acht Stunden ausreicht. Anders ausgedrückt: "Das Wasser wird innerhalb von drei Stunden einmal komplett gefiltert."

Im Gemeinderat, der jüngst zum ersten Mal ausführlich vom Schwimmbadplaner über die anstehenden Maßnahmen und die möglichen Bauvarianten informiert wurde, herrschte Meinung vor, eine dieser Varianten zur Grundlage weiterer Überlegungen zu machen. Es fielen dabei jene Planungen schon einmal durch, die eine 50-Meter-Bahn vorsahen.

Der für Naherholung und Freibad zuständige Referent im Gemeinderat, Christian Kemether (CSU), war es denn auch, der sich für die Einsetzung eines Arbeitskreises einsetzte. FW-Fraktionsvorsitzender Gottfried Obermair unterstützte die Idee, in kleinerem Kreis vorzuberaten und dem Gesamtgemeinderat einen Vorschlag vorzulegen. Die Grünen hielten die Diskussion im Gemeinderat für unzureichend und lehnten einen Arbeitskreis ab.

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SZ vom 28.07.2020
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