Seit Russland Mitte der vergangenen Woche in die Ukraine einmarschiert ist und dort einen Angriffskrieg führt, fliehen etliche Menschen aus der ehemaligen Sowjetrepublik. Bereits vor einigen Tagen sind die ersten auch im Landkreis eingetroffen, überwiegend mit der Unterstützung von Verwandten, die hier leben. Man hört von hier lebenden Ukraine, die an die Grenze zu ihrer Heimat fahren, um dort Angehörige abzuholen. Im Landkreis rechnet man für dieses Wochenende mit der Ankunft weitere Geflüchteter; für deren Unterbringung werden noch Wohnmöglichkeiten gesucht.
Am Donnerstag meldet das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen UNHCR, dass es mit einer Million Menschen rechne, die seit Beginn des Krieges aus der Ukraine geflohen sind. Im Landkreis dürfte bis Ende der Woche nur eine zweistellige Zahl Geflüchteter angekommen sein. Da sie Fahrt und Unterbringung oft privat organisiert haben, tut man sich von offizieller Seite schwer, eine konkrete Zahl zu nennen.
Einen guten Überblick über die Situation in Eichenau hat Bürgermeister Peter Münster (FDP). Die Gemeinde am Starzelbach pflegt seit drei Jahrzehnten eine Städtepartnerschaft mit dem ukrainischen Wischgorod, das im gleichnamigen Landkreis und nahe der Hauptstadt Kiew liegt. Schon allein deshalb sind die Eichenauer emotional stark betroffen von den schrecklichen militärischen Auseinandersetzungen bei ihren Freunden. Münster berichtet von insgesamt elf geflohen Ukrainern, die Hilfe im Rathaus suchten. Sieben haben einen direkten Bezug zu Eichenau, zwei davon sind vorerst bei ihrer am Ort lebenden Tante untergekommen. Auch den anderen Hilfesuchenden habe man privat eine Unterkunft organisieren können, allerdings nicht alle in Eichenau; fünf leben jetzt auf Münchner Stadtgebiet. Auf eine Anfrage der Gemeinde wegen Unterkünften gab es dem Bürgermeister zufolge viele Reaktionen. Aktuell könne die Kommune auf knapp 250 Plätze zurückgreifen, berichtet er. Die am weitesten entfernten Angebote erreichten ihn aus Sankt Ingbert im Saarland und Staade in Niedersachsen. Die will er an die zuständigen Stellen im jeweiligen Bundesland weiterreichen.
Transport gut angekommen
Münster steht in engem Kontakt zu seinem Kollegen in Wischgorod. Zuletzt hat er mit ihm die Evakuierung einer Familie sowie des Kinderhauses von Novi Petrivzi mit bis zu zwanzig Kindern am Telefon besprochen. Ferner steht er in engem Kontakt mit den Fahrern der Hilfslieferung, die in der Nacht auf Donnerstag ihr Ziel an der ukrainischen Grenze erreichte. Wie Münster berichtet, war er bis halb drei Uhr in der Nacht wach. Dann bekam er die Nachricht, dass der Transport gut angekommen ist und konnte beruhigt ins Bett gehen. Für dieses Wochenende rechnet er mit weiteren Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine.
Auch der Landkreis bereitet sich auf ankommende Geflüchtete in unbekannter Zahl vor. "Die Hilfsbereitschaft ist sehr groß. Wir haben Stand Donnerstagnachmittag rund 110 private Angebote vorliegen", erklärt die Sprecherin des Landratsamtes, Ines Roellecke. Der Landkreis, ebenso wie die meisten Kommunen, suchen seit Tagen nach freiem Wohnraum. Die Meldungen werden Roellecke zufolge gesammelt, und es "gibt Pläne für sehr kurzfristige Unterbringungen und Unterbringungen mit etwas Vorlauf". Die Behörden müssen ihre Planungen aktuell sehr flexibel gestalten, da völlig unklar ist, wie viele Menschen aus der Ukraine in den Kreis Fürstenfeldbruck kommen werden. "Eine Größenordnung der zu erwartenden Flüchtlinge können wir nicht nennen, meines Wissens gibt auch die Bundes- und Landesebene keine Prognosen heraus", sagt Roellecke. Und weist darauf hin, dass die Geflüchteten sich mittels eines auf der Homepage des Landratsamtes ( www.lra-ffb.de) erhältlichen Formulars melden sollen.
Wie Bürgermeister Münster erwartet auch Helmut Gallecker am Wochenende weitere Flüchtlinge. Viele würden von Verwandten an der Grenze abgeholt werden, weiß der Leiter der Liegenschaftsabteilung im Rathaus Germering. Derzeit habe man noch keine Turnhallen als Unterkünfte vorbereitet. Doch da die Zahl der Geflüchteten derzeit unbekannt ist, will er auch diese Möglichkeit nicht ausschließen.