"Demonstrieren reicht nicht" - diese Überlegung von Mona Krippgans stand am Beginn der Nachhaltigkeitsinitiative des Fürstenfeldbrucker Vereins "Turmgeflüster". Die junge Frau, Mitglied im Verein, hat 2019 einen Klima-Leitfaden entwickelt, der in 30 Punkten erklärt, wie man sich im Alltag verhalten kann, um einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten: Keinen Coffee-to-go kaufen, Palmöl vermeiden, keine Fast-Fashion, sondern Kleidung sehr lange tragen beispielsweise. Der erste Punkt: "Ich habe ein Bewusstsein dafür, dass ich etwas zum Klimaschutz beitragen kann", der letzte: "Ich lächle und freue mich, dass ich etwas für meine Umwelt tue".
Eigentlich will der Verein Turmgeflüster die Leselust junger Leute aus dem ganzen Landkreis fördern. Seit 2019 sind allen Beteiligten Klima- und Artenschutz jedoch immer wichtiger geworden, die Themen werden nicht nur diskutiert, sondern finden Eingang in die Aktivitäten des Vereins. Dafür ist das Turmgeflüster kürzlich mit dem Umwelt- und Klimapreis der Bürgerstiftung für den Landkreis Fürstenfeldbruck und der Süddeutschen Zeitung ausgezeichnet worden.
Lob hat das Turmgeflüster kürzlich auch aus Clarence Hall, London, erhalten - aus dem Büro und im Namen von Prinz Charles, dem britischen Thronfolger. "Wir haben uns vor unserer Klima-Tour nach Cornwall mit Prinz Charles' Buch 'Harmonie' und dem Film 'Der Bauer und sein Prinz' gut vorbereiten können und waren von seinem Engagement für Umwelt und Klima so beeindruckt, dass wir ihm geschrieben haben", berichtet Turmgeflüster-Vorsitzende Christine Dietzinger. Nun antwortete der Prince of Wales fast persönlich und ließ ausrichten, er freue sich besonders, dass auch das Turmgeflüster sich leidenschaftlich für die Umwelt einsetze. Die Tour an die Südwestspitze Englands unternahm der Verein mit dem Zug und anderen öffentlichen Verkehrsmitteln.
Neben Reisen werden unter dem Motto "Worauf warten wir" bei Klima-Workshops Themen wie Luft, Wasser oder Boden behandelt, erklärt Dietzinger, 64. Die Erzieherin hat bereits 2012 eine Zusatzausbildung für nachhaltige Entwicklung und seither regelmäßig Weiterbildungen absolviert. Sie weiß, dass sich insbesondere Kinder und Jugendliche große und berechtigte Sorgen um ihre Zukunft machen. Zusammen aktiv zu werden helfe, "Ängste abzubauen und ein positives Lebensgefühl zu bewahren, zu entwickeln oder wieder zu finden."
Zoe Braun, 14, ist froh, dass die Umwelt so eine große Rolle spielt beim Verein. "Man sieht ja, wie es der Erde immer schlechter geht", sagt die Realschülerin. Es sei gut, das Thema zu behandeln und auch in die Familien zu tragen. Zoe Braun ist wie Krippgans und Dietzinger in Fürstenfeldbruck bei Aktionen wie dem weltweiten Parking Day dabei. Einmal pro Jahr wird darauf aufmerksam macht, wie viel Platz eigentlich dem ruhenden Verkehr eingeräumt wird.
Jeder macht bei Turmgeflüster für die Umwelt, so viel er kann und will, alles beruht auf Freiwilligkeit. "Schau, was du leisten kannst", ist laut Dietzinger die Devise. Nicht verbissen solle es zugehen, die Lust am Leben erhalten sein. "Man muss Spaß dabei haben, sich über das freuen, was man schon geschafft hat", sagt die Vorsitzende, und Zoe nickt zustimmend. Im Verein fänden das Thema nicht alle gut, aber die meisten schon. Diskutiert werde auch immer wieder, wie man nachhaltig leben kann, wenn man wenig Geld hat. Denn gerade für junge Leute ist das schwer. Ein Fazit: In der Gruppe ist es einfacher als für den Einzelnen, und man kann mehr bewegen.
Über die jungen Leute wird das Thema in die Familien hineingetragen. Zoe sagt: "Es ist wichtig, das auch den Erwachsenen beizubringen." Das Preisgeld des Umweltpreises von tausend Euro will der Verein für seinen Klimatag am 22. Oktober nutzen, und dazu, um nach Bremerhaven zu fahren und dort das Klimahaus und das Auswanderermuseum zu besuchen. Natürlich auch wieder mit dem Zug.
Die Bürgerstiftung für den Landkreis Fürstenfeldbruck und die Fürstenfeldbrucker Süddeutsche Zeitung haben in diesem Jahr erstmals zusammen einen Klima- und Umweltpreis vergeben. Das Preisgeld wurde von der Sparkasse gespendet. Die vier Preisträger und zwei Empfänger eines Sonderpreises werden in loser Folge vorgestellt. Den Anfang macht der Verein "Turmgeflüster".