Mitten in Germering:Turmbau mit Tücken

Mitten in Germering: Höchstes Gebäude Germerings: das WWK-Hochhaus.

Höchstes Gebäude Germerings: das WWK-Hochhaus.

(Foto: Johannes Simon)

Im Landkreis fehlt es an echten Leuchtturmprojekten. Städte und Gemeinden sind reihenweise gescheitert. Nun gibt es einen neuen Anlauf. Dabei müsste Babel doch Warnung genug sein.

Kolumne von Stefan Salger, Germering

Die Liste des Scheiterns ist ellenlang. Sie reicht von Babel über den Fürstenfeldbrucker Viehmarktplatz bis zum Germeringer Gewerbegebiet Nord. Nun soll es an anderer Stelle in Germering einen neuen Anlauf geben. Dabei sollte doch Babels Geschichte Warnung genug sein, nachzulesen im Alten Testament im Buch Genesis 11:1-9. Da steht geschrieben, wohin menschliche Hybris führt. Dass himmelsstürmende Bauprojekte scheitern. Botschaft: Wer einen Turm bauen will, sollte in der Lage sein, babylonische Kommunikationsstörungen zu überwinden.

Beispiel Fürstenfeldbruck: 130 Nationalitäten leben dort, es gibt ein weltumspannendes Partnerstadt-Netzwerk, das bis nach Spanien, Italien, Frankreich, Kroatien und in die USA reicht. Klar, dass das mit dem Bau eines Turms nicht klappen kann. Am Rande des Viehmarktplatzes war einer als Hingucker geplant. Und obwohl der eher wie ein Würfel ausgesehen hätte und nicht mal mit dem Schlauchturm der Feuerwehr auf Augenhöhe gewesen wäre - nichts wird's damit. Und der Leuchtturm am Pucher Meer? Ein Geschoss mit malerisch verglaster Kuppel obendrauf. Noch bodenständiger wird's in Schöngeising: Dort auf der Amperinsel gab es wohl in spätrömischer Zeit einen zehn Meter hohen Wehrturm. Heute ist davon bestenfalls ein kleiner Hügel übriggeblieben - Architektur auf Grasnarbenniveau.

Mitten in Germering: Auch eher bodenständig: Der Leuchtturm am Pucher Meer.

Auch eher bodenständig: Der Leuchtturm am Pucher Meer.

(Foto: Günther Reger)

Germering hat keinen Grund zur Häme: Beim 13-stöckigen Büroturm im Gewerbegebiet geht nichts voran. Nun also neue Pläne auf dem Gelände des Sportclubs Unterpfaffenhofen-Germering. Wo heute eine Art "Hüttendorf" steht, soll ein "kleiner Tower" hochgezogen werden. Nun ja, dreigeschossig. Kann so was wirklich ein "städtebaulicher Akzent" sein, wie der begeisterte Planer meint? Aber selbst dieses Leuchttürmchen rückt in weite Ferne. "Es ist zu früh, über einen SCUG-Tower zu reden", bremst der OB. Somit läuft im Landkreis weiterhin niemand den wahren Leuchttürmen den Rang ab. Den Wohnsilos mit übereinandergestapelten Balkonen und Fenstern, 14 Stockwerke in Germering, 17 Stockwerke in der Puchheimer Planie. Na bitte, in den goldenen Siebzigern konnte man sich offenbar noch auf eine gemeinsame sprachliche Basis verständigen.

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