Türkenfeld:Türkenfeld auf Achse
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Film über eine Deutschlandreise in den Achtzigern
4. September 1986, der Sonnenaufgang kündet schönes Wetter an, doch Rupert Klaß von der Blaskapelle tut sich schwer, beim ersten Hahnenschrei aus den Federn zu kommen. Nach dem Rasseln des Weckers, einer Katzenwäsche, dem Anziehen der Musiker-Tracht und einem Magerfrühstück nimmt er dennoch sein Gepäck und seine Trompete und ab geht es zum Bahnhof, wo sich bereits viele der 440 Ortsansässigen und Bürger aus den Nachbarorten versammelt haben. Denn "Ein Dorf geht auf Reisen - Vom Amperland ins Ammerland", wie es in großen Lettern an die Waggons geschrieben ist.
Diese Sequenz ist nur ein kleiner Ausschnitt aus den Filmaufnahmen zu der viertägigen Nordlandreise im Sonderzug nach Rostrup, einem kleinen Dorf, das zur Gemeinde Bad Zwischenahn bei Oldenburg gehört. Der damalige Ortschronist Georg Knoblauch hatte die Reise auf Super-8-Filmrollen festgehalten und Dieter Clauß von der Türkenfelder Fotogruppe hat die Aufnahmen nun digitalisiert und daraus einen gut 90-minütigen Film gemacht. Nach dem Urteil einstiger Mitfahrer, die zur Premiere gekommen waren, ist ihm das gut gelungen, wenn gleich es in Bild und Ton so manche Defizite gebe. "Meinen Mann und viele andere habe ich schon erkannt, mich aber noch nicht", sagt Waldtraut Asam, nachdem der Zug, im Film begleitet von Freddy Quinns Schlager "Junge komm bald wieder", bereits abgefahren war.
Festgehalten hat Knoblauch auch die Vorbereitungen auf die Reise zum befreundeten Schützenverein in Rostrup. Eingefädelt worden war die beginnende Freundschaft von einer aus Rostrup zugezogenen Familie, die weiterhin Verbindung zu ihrem vormaligen Zuhause, insbesondere zur dortigen "Blaskapelle Otto Meyer" pflegte. Die Idee zur Reise sei in Bierlaune am Stammtisch entstanden und wie Filmausschnitte belegen, war beim ersten Planungsgespräch auch Wölfels Nachfolger im Amt, Altbürgermeister Georg Klaß, dabei. "Es war ein Riesenaufwand" erinnert sich Helmut Kratz, der mit dem Kottgeiseringer Bauernballett dabei war.
Ein Raunen ging durch die Reihen, als der Filmer Knoblauch erzählte, dass zehn Hektoliter Bier, Dutzende Kisten Wasser und Limo, je 400 Paar Wiener und Pfälzer, 800 Brezen, kiloweise Presssack und zig Wecken Bauernbrot als "Wegzehrung" mitgenommen wurden. An einem Tag setzten die bayerischen Gäste mit einer Fähre nach Norderney über. "Ganz schön windig sei es da gewesen, völlig ungewohnt für uns" kommentierte eine Frau. Beim Maibaumaufstellen hätten die Nordlichter so richtig gezeigt, dass sie verstehen wie man feiert, die Schnapsflaschen seien "nur so rumgereicht" worden. Dieter Clauss weiß auch, dass die Maibaumschilder heute noch dort zu sehen sind, und zwar an einem Alu-Mast, denn der bayerische Baum war drei Jahre nach dem Aufstellen von einem Sturm geknickt worden.