Süddeutsche Zeitung

Türkenfeld:Seit 50 Jahren mit Frauen

Die Chorgemeinschaft MGV Türkenfeld feiert ein besonderes Jubiläum

Von Manfred Amann, Türkenfeld

Weil den Männergesangverein Türkenfeld (MGV) Nachwuchssorgen plagten, hatte der Vorstand vor 50 Jahren beschlossen, auch Frauenstimmen zuzulassen und zukünftig als gemischter Chor aufzutreten. Beim Nachmittagskaffee, garniert mit einem bunten und fröhlichen Liederstrauß, Musik und Humoreinlagen, mit dem die Chorgemeinschaft am Sonntag im Gasthaus Hartl "Zum Unterwirt" ihr Jubiläum feierte, meinte Bürgermeister Pius Keller jedoch scherzhaft, das es die Männer damals wohl satt gehabt hätten, ohne Frauen zu singen. "Auf jeden Fall war die Entscheidung im Nachhinein betrachtet eine wichtige Neuorientierung, die zu großen Erfolgen führte und das Überleben des Chores sicherte", befand dazu der Vorsitzende des Sängerkreises Fürstenfeldbruck, Herbert Klückers.

Beim Unterwirt war 1920 auf Initiative des damaligen Pfarrers Georg Flad von 22 Männern schon der MGV gegründet worden. Seitdem ist die Wirtschaft laut Chronistin Christ Wirtl auch das Vereinslokal. Erst auf der Jahreshauptversammlung im Jahre 1997 wurde der gemischte Chor in "Chorgemeinschaft MGV Türkenfeld" umbenannt. Von 1940 bis 1948 ruhte infolge der Kriegsereignisse und deren Folgen die Probenarbeit. 1948, drei Jahre nach Kriegsende, trat der Chor wieder an die Öffentlichkeit und schloss sich dem Sängerkreis Fürstenfeldbruck an. 1969 gründeten Chorleiter Josef Springer und Vorstand Herbert Wolf den gemischten Chor. 37 aktive Sängerinnen fanden sich zur ersten Probe ein. Der gemischte Chor wurde 1973 sogar zu einer Rundfunkaufnahme nach München eingeladen. 1978 wurde ein Jugendchor gegründet, dem spontan 42 Nachwuchssänger beitraten, allerdings stellte dieser "wegen zu geringer Beteiligung" die Gesangsproben drei Jahre später wieder ein. "Villeicht kann im nächsten Jahr zur Hundertjahrfeier wieder ein Jugendchor singen", regte Klückers an. Heute gehören 28 aktive Sänger sowie etwa 115 fördernde Mitglieder dem Verein an.

1953 wurde eine Sängerstandarte geweiht, 1980 wurde anlässlich des 60. Gründungsfestes eine neue Fahne angeschafft. "Wir sind eine Gemeinschaft, die sich dem Chorgesang widmet. Neben der Chorarbeit pflegen wir Kameradschaft und Geselligkeit mit Veranstaltungen, Ausflügen, Theaterfahrten und vielem mehr. Wir sind ein Chor, der kreativ arbeitet und auch nicht vor anspruchsvoller Chorliteratur zurückschreckt", heißt es auf der Website des Vereins. Beim Jubiläums-Kaffee im mit etwa 250 Besuchern bis auf den letzten Platz gefüllten Hartl-Saal lieferten die Sänger unter Leitung von Anton Torhosch den Beweis für ihr Können, bei guter Laune und bester Stimme. Bürgermeister Keller, Bundestagsabgeordnete Katrin Staffler und Diakon Stephan Weis würdigten den Zusammenhalt der Chormitglieder und deren Mitgestaltung des Gemeindelebens. Jahrzehnte lang gemeinsam singen, dem gemeinsamen Hobby zu frönen, das schweißt zusammen, lässt einen aber auch erkennen, dass man älter wird", so die Abgeordnete.

Die Jubiläumsfeier, zu dem der Vereinsvorsitzende Franz M. Emmert eine Vielzahl von Ehrengästen aus benachbarten Chören begrüßen konnte, begann mit dem Liedern "Glück auf", "Was wär ohne Singen das Leben" und "`s Leben is a Radl - alles im Leben hat sei Zeit". Für eine kontrastreiche Abwechslung sorgte die "Freiwillige Unterhaltungskapelle Türkenfeld" unter Leitung von Valentin Schmitt. Für gesangliche Vielfalt zeigte sich überdies der Grafrather Frauenchor "Cantiamo" unter Leitung von Jutta Winckhler verantwortlich, und Gisela Gruber mit einer "Solo-Einlage". Zum Abschluss des Jubiläumskonzertes sang der Chor Beethovens "Freude schöner Götterfunken", um danach zusammen mit dem Publikum bekannte Lieder anzustimmen.

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Quelle:
SZ vom 12.11.2019
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