Türkenfeld:Schneller als Usain Bolt

Beim Türkenfelder Hunde-Triathlon zeigen Vierbeiner und ihre Herrchen, was in ihnen steckt. Zumindest so lange, bis sie die Lust verlieren oder ihnen die Puste ausgeht

Von Karl-Wilhelm Götte

Hundetriathlon

Hanna Seiter mit ihrem 'Gustl' beim Hunde-Triathlon in Türkenfeld.

(Foto: Günther Reger)

"Sitz", ruft das Frauchen von Luca aus zehn Metern Entfernung. Der Border Collie läuft ihr entgegen, reagiert aber nicht. "Sieeetz!" Lucas Frauchen wird lauter, doch dem schottischen Hütehund ist dieses Kommando fremd. Er läuft weiter und schnuppert ziellos am Boden. Hätte sich Luca an der ersten "Sitzlinie" hingesetzt, hätte es 15 Punkte gegeben. Doch der Unterricht in der Hundeschule, die Luca seit kurzem besucht, trägt offenbar noch keine Früchte. Auch beim Napflotto, der großen Herausforderung beim Hunde-Triathlon in Türkenfeld, geht Luca leer aus. Er irrt zwischen den fünf Näpfen herum, frisst hier und frisst dort. Vor allem ein delikater Euter und eine intensiv duftende Leberwurst haben es ihm angetan. Von den Hundekeksen nascht er dagegen nicht. Dabei hatte seine Besitzerin vorausgesagt, die Kekse seien sein Lieblingsfutter.

Der Hundesportverein Türkenfeld hatte alles hergerichtet. 26 Hunde fanden beste Bedingungen für den Wettstreit um die Siegerpokale auf der großen Wiese vor dem Vereinsheim vor. Damit die kleinen Hunde auch eine Chance auf vordere Plätze hatten, wurde je ein Wettbewerb für Hunde bis 40 Zentimeter Größe und einer für größere Tiere ausgetragen. "Die 50 Meter-Laufstrecke habe ich mit dem Maßband exakt abgemessen", sagte Organisator Helmut Seiter. Gemessen wurde der Hundesprint in Hundertstelsekunden. Der Verein hatte dafür eine computergestützte Funkzeitmesslange im Einsatz. Herrchen oder Frauchen, zumeist sehr ungeübt im Schnelllauf, platzierten sich bei 25 Metern, um dann ihrem Hund das Kommando zum Losrennen zu geben. Spätestens bei 40 Metern wurden die Hundebesitzer dann von ihren Lieblingen eingeholt. Einige hatten ein Stöckchen dabei, das sie über die Ziellinie warfen, damit die Hunde auf den letzten Metern nicht an Tempo verloren.

Carlos' Besitzerin brauchte kein Stöckchen. Der Hund schoss nach etwa drei Sekunden an ihr vorbei. Der Windhund hatte die Startnummer eins und setzte mit 4,38 Sekunden die unerreichbare Richtzeit für alle Mitbewerber. Diese 4,38 Sekunden über 50 Meter würde auch 100-Meter-Weltrekordler Usain Bolt nicht erreichen. Rehpinscher Darko flitzte ebenfalls über die Wiese und wurde mit 6,67 Sekunden gestoppt. Der große Leonberger Gustl hatte dagegen etwas Konditionsprobleme auf den letzten Metern. Er schaffte aber dennoch eine Laufzeit von 7,78 Sekunden. Die fünfjährige Maya, Border Collie, humpelte und benötigte fast 20 Sekunden für die 50 Meter. "Ich weiß nicht, warum sie beim Laufen immer humpelt", zeigte sich Besitzerin Annemarie Bartmann ratlos. Sie war mit Maya aus Schöngeising gekommen und setzte auf den Hindernisparcours und das Napflotto.

Mit ihrem Anouk ist Susanne Kubitzki aus Moorenweis hingegen ganz zufrieden. Der dreijährige japanische Akita-Hund, der etwas von einem Husky hat, ist in 5,95 Sekunden über 50 Meter ordentlich gelaufen. "Er hat es kapiert, dass er laufen muss, nicht springen", zeigte sich Kubitzki erleichtert. Die Begleithundeprüfung hat Anouk im zweiten Anlauf geschafft. Dem Hund war dabei nicht jede Übung einsichtig. "Das ist eine majestätische Rasse", sagte Kubitzki, "wenn der Hund keinen Sinn darin sieht, macht er es nicht."

Das war wohl auch das Motto der Hunde für das beim Triathlon neu eingeführte Napflotto. Kaum ein Hund fand zum Amüsement der Zuschauer sein Lieblingsfutter auf Anhieb. Immer wieder gab es null Punkte bei diesem Wettbewerb, da war der Wertungsrichter gnadenlos gerecht. Nur die Schäferhündin Lilly von Christa Käsbauer aus Hörbach fand auf Anhieb die Leberwurst. "Die Hunde müssen alles ständig üben", gab Hundeausbilder Helmut Seiter vom Türkenfelder Hundesportverein allen Teilnehmern mit auf den Heimweg. Hunde seien genauso vergesslich wie Menschen und verlernen schnell wieder, so Seiter. "Nach fünf Wochen ist alles weg", warnte er und empfahl tägliches Üben beim Spazierengehen.

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