"Wer ist der Mensch hinter der CSU-Politikerin Ilse Aigner, was bereitet ihr privat viel Freude, wie ist sie, was mag sie?" Als Türkenfelds Bürgermeister Emanuel Staffler als launiger Moderator einer lockeren Gesprächsrunde im Linsenmann-Saal diese Frage an die "Mama Bavaria" richtet, lächelt die Präsidentin des bayerischen Landtages erst einmal, dann erzählt sie gänzlich unbeschwert, sie sei ein Familienmensch, zwar ohne eigene aber in einer Großfamilie mit siebeneinhalb Großnichten. Sie spielt gerne Schafkopf, liebt Geselligkeit, die Berge und Sport allgemein, den Fasching, das Brauchtum. Vor allem Veranstaltungen mit Trachten bereiten ihr Freude und sie ist "die Tante, die bei Familienfeiern mit den Kindern Blödsinn macht". Sie mag eigentlich "alles, was Heimat und Bayern ausmacht", der Applaus für dieses Bekenntnis folgt unversehens.
Ebenfalls auf dem Podium sitzen der CSU-Landtagsabgeordnete Alex Dorow, der darauf hofft, am 8. Oktober wieder gewählt zu werden, und der Landrat des Nachbarlandkreises Landsberg am Lech, Thomas Eichinger (CSU), der sich erstmalig um einen Sitz im Bezirkstag bewirbt. Staffler, der auch den CSU-Ortsverband Türkenfeld und die CSU-Fraktion im Kreistag leitet, hat auf jeden der drei Politiker abgestimmte Fragen vorbereitet, die ihnen ermöglichen, zu unterschiedlichen politischen Aspekten Stellung zu beziehen. So erfahren die etwa hundert Zuhörer, dass sich Dorow wünscht, dass kein Krieg kommt und seine fünf Kinder einmal frei entscheiden können, wo und wie sie leben wollen. "Das ist ein Riesenprivileg, das es zu erhalten gilt", sagt der frühere Fernsehsprecher.
Auch für Eichinger ist die Bewahrung von Frieden und Freiheit "elementar". Besonders liegt ihm aber die Anerkennung des Ehrenamtes am Herzen, "denn ohne das aufopferungsvolle Engagement vieler in Feuerwehren, Rettungsdiensten oder Vereinen wäre Bayern um einiges ärmer". Sorge bereiten Eichinger "eine gewisse Unzufriedenheit und die sich mehrenden Existenzängste" in der Bevölkerung, die von Corona, Ukraine-Krieg und der unschlüssigen Ampel-Koalition herrührten. Die Flüchtlingskrise, der Fachkräftemangel, der noch über ein Jahrzehnt andauern werde, erforderten schnelle politische Entscheidungen.
"Die Dramatik in der Situation ist offensichtlich noch nicht überall angekommen", sagt Eichinger. Mit einer "Rückwerbungsaktion, die Anreize bietet" will er Menschen, die zum Beispiel dem Pflegeberuf den Rücken zugekehrt haben, zurückholen. Eine dringliche Notwendigkeit für Entscheidungen zur Fachkräftegewinnung sieht auch Dorow, der den Fachkräftemangel als "eine der größten Herausforderungen der Zeit" betrachtet.
Auch Ilse Aigner sieht hierzu, aber auch hinsichtlich Energiesicherung und Schaffung besserer Rahmenbedingungen für die Wirtschaft und damit für die Erhaltung der Arbeitsplätze und des Wohlstandes "umgehenden Handlungsbedarf auf allen politischen Ebenen, damit Deutschland nicht zum kranken Mann Europas wird". Aus ihrer politischen Arbeit erzählt sie, dass der Ton im Landtag härter und unfreundlicher geworden ist, seit nicht mehr fünf, sondern sechs Fraktionen dort agieren.
Große Veränderungen in der Kommunikation hat ihrer Meinung zufolge die seit etwa 15 Jahren mögliche Nutzung von Smartphones bewirkt, zu der Unwahrheiten, Unterstellungen und Verschwörungstheorien gehören. "Im Landtag geht es in der Regel verträglich zu, aber manchmal muss ich schimpfen und manchem die Ohrwaschl langziehen" verrät die oberbayerische CSU-Chefin schmunzelnd im Dialekt. Keinesfalls werde sie im Parlament Verunglimpfungen oder gar Beleidigungen zulassen.
Vertrauen wieder herstellen
Dorow führt aus, dass im Vergleich zu der Zeit vor Corona auch in der Bevölkerung die Aggressivität gegenüber den Politikern sehr hoch sei, sich langsam aber eine Besserung einstelle. Aufgabe aller Politiker müsse es daher sein, das bei vielen Bürgern offensichtlich verloren gegangene "Grundvertrauen" wieder herzustellen. Einig waren sich die drei Politiker darin, dass sie einen Beitrag leisten wollen, damit Bayern lebenswert bleibt.
Emanuel Staffler hatte zudem einen "Werbeblock" zwischengeschaltet, um der Kandidatin für den Bezirkstag, Simone Drexl aus Steinbach (Moorenweis), die Möglichkeit zu geben sich vorzustellen. "Versorgung und Kultur in der Heimat sichern", laute ihre Devise, sagt die 41-jährige Juristin.