Türkenfeld:Im Sauseschritt Richtung Heiligabend

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Ein erster Höhepunkt auf der Bergweihnacht ist der Varietézirkus des Viscardi-Gymnasiums. Ritter, Indianer und Tänzerinnen in Petticoats spannen einen Bogen von 2000 Jahren. Draußen auf dem Markt gibt es derweil Handwerkskunst und Glühwein am Lagerfeuer

Von Manfred Amann, Türkenfeld

Besinnlichkeit auch ohne Schnee und klirrende Kälte: Das Türkenfelder Blasorchester stimmt am offenen Feuer mit bekannten Melodien auf Weihnachten ein. (Foto: Günther Reger)

Trotz kräftiger Windböen und gelegentlicher Regenschauer sind am Wochenende jeden Tag Hunderte von Besuchern zur Bergweihnacht auf den Steingassenberg bei Türkenfeld gepilgert. Mehr als 60 unterschiedliche Hütten sind zu einem kleinen Bergdorf arrangiert. Künstler und Handwerker aus der Region bieten meist selbst hergestellte Waren an: Felle von Schafen, Fellschlappen, Filzpuschen, Kräuter, Schmuck, Holzspielzeug, Eisenfiguren, Tonskulpturen, Puppenkleider, Goldschmiedearbeiten, Messer, Christbaumschmuck, Honig, Marmeladen, Liköre und Fabelwesen wie Wolpertinger. Oder auch ein "Wünschdirwasflügelschwein", an das man Wunschzettel hängen darf.

Warm angezogen: Alpakas im Gehege. (Foto: Günther Reger)

Für den kleinen Moritz gibt es nur einen Wunsch. "Opa, schreib bitte, dass ich ein Alpakakind oder ein Minipony haben will", fleht der Achtjährige. Er hat die erwachsenen Tiere schon am Eingang bewundert und ist ganz begeistert vom Nachwuchs, der in einem warmen Stall untergebracht ist. Gut besucht ist auch die Krippe in der Scheune mit Esel und Schafen. Auch die Handspinngilde Fürstenfeldbruck freut sich über das rege Interesse. Im Schäferwagen werden verschiedene Arten von Wolle gezeigt und es wird die Arbeit vom Faden bis zum Pulli vorgeführt. "Die Leute sind begeistert, wir haben auch schon neue Mitglieder gewonnen", sagt Roswitha Hofrichter. Wolle zu Garn zu spinnen habe etwas Meditatives, und außerdem könne man beim gemeinsamen Arbeiten auch gut "ratschen". Helga Behr und Uwe Gernert aus dem Ostallgäu bitten mit Leierkastenmusik um Spenden für das "Sternstundenprojekt", und in einer Hütte schleifen Mitglieder des Münchner Drechslerstammtisches auf Wunsch Pfeffer- und Muskatmühlen sowie Schüsseln und Flaschenheber. "Wir sind schon seit Jahren auf der Bergweihnacht, es ist immer wieder ein Erlebnis", sagt Michael Jung aus Jesenwang, während Thomas Reinbold aus Hechenwang bei Windach schöne Drechselarbeiten aufstellt. An einer Esse arbeitet Benjamin König, der als Kunstschmied Dekoartikel herstellt, und um die Ecke werden Hufeisen und Zierstücke geschmiedet. Zwischen den Künstler- und Handwerkerbuden kann man sich kulinarisch verwöhnen lassen: Hirschwürstelspieß, Hirschburger und Hirschgulasch sowie Hirschbraten von Tieren, die der Veranstalter Robert Müller züchtet, gibt es, aber auch eine Vielzahl anderer Leckereien wie Rahmflecken oder Schupfnudeln. Die Besucher kommen zu Fuß, mit dem Auto bis aus dem Allgäu oder mit der S-Bahn, um sich dann mit Shuttlebussen auf den Steingassenberg bringen zu lassen. Erstmals hat der Landkreis eine Ruftaxistation eingerichtet, damit auch Nachtschwärmer wieder sicher nach Hause kommen. Zu Fuß geht es dann zum Weihnachtsdorf - "und der Wind war wie weggeblasen", wie ein Besucher scherzt. Gleich nach dem Eingang vor der Festhalle kann man sich an einem großen offenen Feuer aufwärmen und bei Glühwein oder heißem Bergzauber den Weihnachtsweisen lauschen, die abwechselnd vom Blasorchester Türkenfeld und von Musikgruppen aus dem Umland dargeboten werden. Meistens voll besetzt ist der beheizte Feststadel, in dem Jugendkapellen ebenso unterhalten wie hochkarätige Gruppen wie die Ammer Brass Company, Gospelchöre aus Türkenfeld und Alling sowie die Trommlergruppe Diappo. Ein Höhepunkt ist am Samstag der "Varietézirkus" des Brucker Viscardi-Gymnasiums unter Leitung von Peter Schmidt. Lehrerin Julia Plaggemeier hat ein Programm erarbeitet, in dem ein Opa seiner Enkelin erklärt, dass es vor gut 2000 Jahren noch kein Weihnachten gab und sich die Lebenswelt der Menschen ständig verändert. Die Schüler der fünften bis zwölften Klassen tanzen, turnen und jonglieren mal als gruselige Skelettmenschen auf Stelzen, mal als Ritter in Kettenhemden und Hofnarren, mal als Indianer und Cowboys oder als Petticoat-Mädels der Sechzigerjahre. "Vier Wochen haben wir geübt, es macht einfach irre Spaß", so Indianerin Natalie Brunauer.

In der Halle wirbeln beim Varieté auch mal Skelette durch die Luft. (Foto: Günther Reger)

Die nächsten Termine der Bergweihnacht: 14. bis 16. Dezember, Freitag 17 bis 23.30 Uhr, Samstag, 14 bis 23.30 Uhr, Sonntag 11.30 bis 19.30 Uhr

© SZ vom 10.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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