Türkenfeld:Hilfe für die Mutter

Eine Babyschale an Felix' Rollstuhl würde den Alltag erleichtern

Von Anna Landefeld-Haamann, Türkenfeld

Behutsam schiebt Anna Görschler den Rollstuhl ihres Sohnes. Immer wieder beugt sie sich nach vorne zu Felix. "Ist alles in Ordnung bei dir? Das macht Spaß, nicht wahr?" Der Vierjährige schnalzt mit der Zunge, schmatzt zweimal mit dem Kindermund und rundet seine Antwort mit einem zufriedenen Brummen ab. Doch in ein paar Monaten wird die 29-Jährige ihn nicht mehr ohne weiteres schieben können - im April bekommt Felix ein Geschwisterchen. Mit Rollstuhl und Kinderwagen gleichzeitig einkaufen oder spazieren zu gehen, sei alleine gar nicht möglich. Irgendwann haben sie und ihr 39-jähriger Mann Ricco eine Vorrichtung mit einer Babyschale entdeckt, die auf Felix' Rollstuhl geschraubt werden kann. "Ich hätte die Hände halbwegs frei. Außerdem könnten Felix und das Baby sich nahe sein und herumalbern", erzählt Görschler. Sie achte sehr darauf, dass ihr Sohn trotz Behinderung in den Familienalltag eingebunden sei. Normalerweise verwenden eine solche besondere Babyschale Mütter und Väter im Rollstuhl. Das ist auch der Grund, weshalb die Krankenkasse die Kosten nicht übernimmt. Der Adventskalender möchte die Familie deshalb bei der Anschaffung unterstützen.

Über ein Jahr mussten die Görschlers bereits auf den Rollstuhl warten. In dem kann Felix ohne die Hilfe der Eltern oder einer Pflegerin aufrecht sitzen. "Und für jedermann ist erkennbar, dass Felix behindert ist", fügt Görschler hinzu. Denn äußerlich sieht Felix aus wie ein ganz normaler Vierjähriger: blonde Wuschelhaare, blaue Kulleraugen, 110 Zentimeter groß, 15 Kilogramm schwer. Doch der Schein trügt. Felix leidet seit frühester Kindheit unter anderem an "therapieresistenter Epilepsie, einer kombinierten Entwicklungsstörung und muskulärer Hypotonie", wie der letzte Krankenbefund nüchtern aufzählt. Das bedeutet, dass er immer wieder von starken Krampfanfällen geplagt wird und seine Muskeln so schwach sind, dass er nur auf dem Bauch oder Rücken liegen kann. Auch ist er geistig nicht so weit wie gleichaltrige Kinder. Die Ärzte wissen nicht, warum weder sein Körper noch sein Geist so funktionieren, wie sie sollten.

"Felix ist wie jedes andere Kind mal überglücklich, mal todtraurig - wir können aber meistens nur erahnen, was er möchte und wie es ihm tatsächlich geht", erzählt Görschler. "Aber ich bin mir sicher, er versteht mehr, als wir ihm zutrauen." Wenn er gute Laune habe, erzähle er auch schon mal eine richtige Geschichte - eben auf seine Art. In den letzten Monaten hat sich Felix enorm weiterentwickelt. Mittlerweile fixiere er sie mit den Augen oder wende ihr zumindest den Kopf zu, wenn sie mit ihm spreche, erzählt die Mutter. Anna Görschler sagt: "Jeder noch so winzig erscheinende Fortschritt ist für uns wie ein Geschenk."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: