Türkenfeld:Helfen mit Hoodies

Die Aktion "We come back stronger" unterstützt jetzt auch im Amperland lokale Betriebe und dankt jenen, die sich engagieren. Die Idee: Über den Verkauf von Kapuzenpullis Spenden akquirieren

Von Heike A. Batzer, Türkenfeld

Ein Kapuzensweatshirt, auf Neudeutsch Hoodie, ist die Basis. Damit hatten fünf Freunde aus München und Nürnberg eine Idee und begannen eine Unterstützungsaktion während der Corona-Krise, die immer weitere Kreise zog und zwischenzeitlich in 17 deutschen Städten und Regionen läuft. Laura Joppien, 34, und Katinka Holupirek, 41, holten die Aktion nun ins Amperland, wozu die Landkreise Fürstenfeldbruck und Dachau und das Ammersee-Gebiet zählen. Mittlerweile konnten die beiden Schwestern, die seit vier Jahren in Türkenfeld die Text- und PR-Agentur "Taubenschlag" führen, bereits mehrere Einrichtungen unterstützen.

Und das geht so: Wer helfen möchte in diesen Zeiten, kauft sich über eine eigens eingerichtete Website für 45 Euro einen Hoodie, der mit der Buchstabenkombination WCBS bedruckt ist. WCBS steht für den Satz "We come back stronger" und ist Motto und Motivation für die Nach-Corona-Zeit zugleich. Nach Abzug von Produktions- und Druckkosten bleibt etwa die Hälfte des Betrags übrig. Aus dem Erlös werden dann Produkte in lokalen Geschäften gekauft und damit diese Betriebe und Freiberufler, die es in der Corona-Krise besonders schwer haben, finanziell unterstützt. "Die Idee dahinter ist, die Umsatzausfälle zu einem kleinen Teil zu kompensieren", sagt Laura Joppien. Die gekauften Waren werden dann an Ehrenamtliche und Einrichtungen, die sich in der Corona-Krise besonders für andere engagiert haben, gespendet und damit deren Leistung gewürdigt. Menschen "an der Virus-Front" nennen sie die Initiatoren. Mit den einzelnen Einrichtungen wird vereinbart, welche Spende sie gerne hätten.

Türkenfeld: Den Gutschein für zehn Besuche von Hund Simmerl und seiner Besitzerin Sylvia Schröder (2.v.l.) haben Katinka Holupirek (links) und Laura Joppien (rechts) bereits an Schwester Klara und Anita Beer vom Altenheim Theresianum überreicht.

Den Gutschein für zehn Besuche von Hund Simmerl und seiner Besitzerin Sylvia Schröder (2.v.l.) haben Katinka Holupirek (links) und Laura Joppien (rechts) bereits an Schwester Klara und Anita Beer vom Altenheim Theresianum überreicht.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

So stellte sich heraus, dass es den Bewohnern im Alten- und Pflegeheim Theresianum in Fürstenfeldbruck ein Herzenswunsch wäre, wenn ein Hund zu Besuch käme. Therapiehund Simmerl war bereits dabei, als kürzlich die Gutscheine für zehn Besuche und die 15 Kinogutscheine übergeben wurden, die die Altenheim-Mitarbeiter bekommen. Ins Altenheim kommen darf Simmerl dann, wenn solche Besuche wieder möglich sein werden. Auch die Patienten und Angestellten des Ökumenischen Sozialdienstes Türkenfeld/Zankenhausen wurden aus der Aktion bedacht: mit Blumen und Körperölen. Das BRK-Pflegehaus von Lepel-Gnitz erhielt Blumen und Schokolade. Gerade die Freude bei den Übergaben sei etwas, "das einen schon antreibt", bekennt Laura Joppien: "Das gibt viel Motivation."

Viel Arbeit steckt auch dahinter - umso mehr, je besser die Aktionen laufen. "Ich bin selbst ganz baff, wie sich das entwickelt hat," sagt Joppien. Weil es jetzt Sommer ist, gibt es die WCBS-Oberteile auch in T-Shirt-Variante für Damen, Herren und Kinder. Auf Wunsch wird auch das Label der Region, beispielsweise Amperland, auf die Textilie gedruckt. 90 Hoodies wurden im Amperland bereits verkauft, etwa 2000 im Rahmen der ganzen Aktion. Die steht beispielhaft dafür, wie viel Ideenreichtum und Organisationskraft in bürgerschaftlichem Engagement stecken kann. Internet und soziale Medien leisten dabei wesentliche Dienste, um die Sache bekannt zu machen und am Laufen zu halten. Es entstehen neue Netzwerke, "und man lernt auch voneinander", sagt Joppien.

Türkenfeld: Laura Joppien und Katinka Holupirek haben die Hoodie-Aktion ins Amperland geholt.

Laura Joppien und Katinka Holupirek haben die Hoodie-Aktion ins Amperland geholt.

(Foto: Taubenschlag pr/oh)

Mit der jüngsten Aktion kauften die Initiatorinnen von WCBS-Amperland Gutscheine für die Restaurants der Brucker Mahavi Group. Beschenkt wurden elf "Powerfrauen, die in der Krise einfach mal gemacht haben", wie Joppien sagt. Über einen Aufruf wurden sie ausgesucht: Monika Graf zum Beispiel, die die Corona-Nachbarschaftshilfe Fürstenfeldbruck gegründet hat, oder Martina Nusser, die zusammen mit ihren Helferinnen Masken und Kittel für soziale und medizinische Einrichtungen näht. Oder die Fotografin Anne Kaiser, die die Zeit des Zu-Hause-Seins mit Aufnahmen von Menschen daheim festhielt und die statt eines Honorars Geld sammelte für jene, die kein sicheres Zuhause haben. Und die nächste Aktion steht auch schon fest: Beschenkt werden sollen 25 Familien im Ammerseeraum, die vom Ambulanten Kinderhospizdienst betreut werden und die während der Coronazeit auf dessen Unterstützung verzichten mussten. "Wir möchten einen kleinen Beitrag dazu leisten, ihnen diesen extrem fordernden Alltag ein bisschen leichter zu machen", sagt Laura Joppien.

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