Türkenfeld:Gemeinsame Positionen

Lesezeit: 2 Min.

Bei einer Wahlkampfveranstaltung stecken die Grünen und Vertreter der Landwirtschaft und des Naturschutzes Ziele ab. Einen Schwerpunkt sehen sie in der Ausbildung und den Schulen

Von Erich C. Setzwein, Türkenfeld

Vorbei die Zeiten, in denen Bauern sich lieber mit dem Leibhaftigen an einen Tisch gesetzt hätten, als mit den Grünen. Vorbei die Ideologien über ungebremstes Wachstum auf der einen und einer radikalen Ökologisierung auf der anderen Seite. Die Landwirte-Lobby spricht mit den grünen Politikern offen über die Probleme, und die Grünen zeigen sich als Bauern-Versteher. Wie bei der Podiumsdiskussion der Landtagsdirektkandidatin für den Stimmkreis Landsberg/Fürstenfeldbruck-West, Gabriele Triebel, in Türkenfeld. Dorthin lud sie am Montagabend den Germeringer Biobauern und Grünen-Listenkandidaten Sepp Dürr, Gudrun Hanuschke-Ende vom Bund Naturschutz, Johann Schamberger vom Bund Deutscher Milchviehhalter (BDM) sowie den Fürstenfeldbrucker Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes (BBV), Georg Huber, zum Thema "Landwirtschaft am Scheideweg" ein. Nur ein kleines, aber interessiertes und sehr diskussionsfreudiges Publikum verfolgte die Wahlkampfveranstaltung im Gasthaus "Zum Unterwirt", die Aufschluss darüber gab, was die Grünen ändern würden, falls sie nach der Landtagswahl der CSU als Koalitionspartner beistehen müssen.

Johann Schamberger (Foto: Carmen Voxbrunner)

Es waren mehr als Schlagworte und bekannte Positionen, die auf dem Podium ausgetauscht wurden. Das von Gabriele Triebel moderierte Gespräch konzentrierte sich rasch auf den Aspekt der Bildung und Ausbildung. Sowohl der der jungen Landwirte als auch der von Schülern in Grund- und weiterführenden Schulen. Angestoßen durch den Diskussionsbeitrag des Grünen-Kreisrats Johann Märkl, dass die Ausbildung zum Öko-Landwirt nicht in einer eigenen Landwirtschaftsschule stattfinden solle, sondern Bestandteil aller Landwirtschaftsschulen sein sollte. Märkl weiß wovon er spricht, hat er doch in Landsberied den ältesten Bio-Hof im Landkreis. Dass die Qualität der Schulen unterschiedlich sei, dass die jungen Landwirte wenig hilfreiche Tipps für die Führung eines Hofes bekämen, dass die politische Bildung der Landwirtschaftsschüler falsch sei, wie Johann Schamberger an einem Beispiel ausführte und dass die Landwirte selbst zur Bildung der Bürger beitragen sollten, führte Georg Huber zu der Forderung nach "wenigen, aber am besten ausgestatteten Landwirtschaftsschulen", damit der Bauern-Nachwuchs über seinen Tellerrand hinausschauen könnte. Das Problem, dass sich die Landwirte manchmal schwer zu Änderungen bewegen ließen, kenne er, sagte Huber, denn "warum sollte man etwas ändern, wenn's gut läuft". Dass nun aber die Landwirte einen Teil jener Ausbildung junger Menschen übernehmen sollten, die eigentlich in den Elternhäusern und Schulen erfolgen müsste, das wehrte Huber ab: "Bauern sollen und wollen produzieren, aber es ist nicht die Aufgabe des Landwirts, alles zu erklären." Er selbst habe schon viele Schulklassen und Kindergartengruppen auf seinem Hof gehabt, aber das sei "Aktionismus, der nichts bringt".

SZ-Grafik (Foto: N/A)

In den Schulen sei anzusetzen, forderte Gabriele Triebel, selbst Lehrerin. Ihr Vorschlag, auch im Gymnasium den Schülern Kochen beizubringen, wurde vom Podium und vom Publikum mit Wohlwollen quittiert. "Wir brauchen mehr landwirtschaftliche Inhalte im Schulunterricht", unterstrich die Direktkandidatin. Dabei gehe es auch um die hauswirtschaftlichen Fähigkeiten von Buben und Mädchen, aber vor allem darum, dass die Kinder "den Wert dessen erkennen, was man gemeinsam verarbeitet und gekocht hat". Sepp Dürr bekräftigte den Gedanken, ja, es schaffe ein Qualitätsbewusstsein, wenn in der Schule gemeinsam gekocht und gegessen werde. Wobei es den Politikern wie den Landwirten auf dem Podium egal zu sein schien, ob dabei konventionell oder ökologisch hergestellte Lebensmittel verwendet werden. Georg Huber vermisste grundsätzlich das "Bekenntnis zur Landwirtschaft" in den Schulen, "viele Lehrer sind gegen uns eingestellt". All das würden die Grünen gerne ändern, sollten sie Regierungsverantwortung in Bayern übernehmen. Auch ein anderes, gewichtiges Problem, das die Bauern plagt, soll laut Dürr angegangen werden. Er möchte aus der für die Land- und Forstwirtschaft zuständigen Bürokratie sowie den Veterinärämtern "Dienstleister für die Landwirte " machen.

© SZ vom 26.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: