Türkenfeld:Ein Kunstwerk entsteht

Gerd Jacobsen

Langsam finden die Figuren auf der Plastik zueinander.

(Foto: oh)

Gerd Jacobsen dokumentiert im Internet seine Arbeit

Von Florian J. Haamann, Türkenfeld

Oft ist die Entstehungsgeschichte eines Kunstwerk genauso interessant, wie das fertige Produkt. Nur leider ist es dem Betrachter selten möglich, diesem Prozess auch zu verfolgen. Anders verhält es sich momentan beim Türkenfelder Künstler Gerd Jacobsen. Auf seiner Homepage dokumentiert er mit zahlreichen Bildern Schritt für Schritt die Entstehung seines aktuellen Werkes. Mit kleinen Texten beschreibt er dabei, was passiert, es entsteht sogar keine kleine, herzige Geschichte. Auf dem ersten Foto sind zwei hölzerne Gliederpuppen zu sehen, die einander die Hand geben. Der dazugehörige Text lautet "Gerd will mal wieder ein Bild "machen. Glaub ich". Allerdings, so verrät die nächste Abbildung, ist sein "Ideen-Eimer" ziemlich leer. Also beschließen die Figuren einige Kollegen dazu zu holen.

Was genau am Ende für ein Bild stehen wird, kann Jacobsen noch nicht genau sagen. Allerdings verrät er, wie er sonst zu seinen Ideen kommt: meist entstehen sie beim Entspannen in der Sauna. Dort bekomme er den Kopf frei und die Bildideen entstünden vor seinem inneren Auge. "Danach ist das Werk eigentlich fertig, ich muss es nur noch umsetzen", so der Künstler. Dieses Mal allerdings scheint er sich eher von den kleinen Figuren leiten zu lassen. Nachdem sie sich zahlreich aus einem Karton gezogen haben, liegen sie in einem Haufen zusammen. "Ok... Dann soll Gerd jetzt mal was mit dem Chaos machen", heißt es dazu.

Dann ein Sprung, vier der Figuren liegen in einer Schale, die sich in der Mitte eines großen Holzrahmens befindet, sie halten sich an der Hand. Das ist das vorerst letzte Bild, doch der Künstler verspricht dem Besucher, dass er täglich weiter über den Fortschritt informieren will. Bis dahin können sich Interessierte den Rest seiner Homepage anschauen. Dort gibt es unter anderem ein Video, Jacobsens Kunst erklärt. Denn er schafft weder klassische Gemälde noch Skulpturen, sondern etwas dazwischen, er selbst nennt es "Plastische Grafiken", was das Ergebnis relativ gut beschreibt. Die Werke sind dreidimensionale Bilder, nicht gemalt, sondern aus Materialien, wie etwa Holzkugeln, Metalstäben und Plastikelementen, zusammen gebaut. Dabei geht es meist um Form und Farbe und stets um eine gewisse Spannung unter der mindestens eines der Elemente steht. Quasi als Bild für den Widerspruch zwischen gesellschaftlichen Strukturen und der - nicht erreichbaren - Freiheit.

Seine ersten künstlerischen Schritte hat der 78-jährige Jacobsen Anfang der Sechzigerjahre in Paris gemacht. Mit Anfang zwanzig ist er damals dorthin gezogen, um der Enge der Heimat zu entkommen - mit Erfolg. In Paris hat er andere Kunstinteressierte getroffen und mit ihren viel erlebt und gelernt. Die Leidenschaft für die Kunst und die Freude an neuen Erfahrungen haben Jacobsen seit dieser Zeit nicht mehr losgelassen.

Das entstehende Werk dokumentiert Gerd Jacobsen online auf www.plastische-grafiken.de

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