Türkenfeld:Ein altes Gelöbnis

Türkenfelder Silvesterritt

Zu Ehren des Schutzpatrons der Haustiere kommen die Reiter alljährlich zum Silvesterritt nach Türkenfeld.

(Foto: Matthias F. Döring)

Der diesjährige Silvesterritt in Türkenfeld ist für die Beteiligten schon wegen des Bilderbuchwetters ein Erlebnis

Von Manfred Amann, Türkenfeld

Ein Bilderbuchwetter und angenehme Wintertemperaturen haben den traditionellen Silvesterritt in Türkenfeld zu einem der schönsten seiner mehr als 200-jährigen Geschichte werden lassen. Gut 120 Reiter mit Pferden verschiedener Rassen, zwei Esel, etliche Hunde sowie Kutschen und Gespanne zogen vom Glockenschlag zwölf Uhr an von der Schule am Ortseingang zur Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt, um im Rahmen eines dreimaligen Vorbeirittes von Pfarrer Klaus Distel gesegnet zu werden. Damit wurde das Gelöbnis von 1807 erneut eingelöst.

Wie Bürgermeister Pius Keller in Erinnerung rief, hatten die Bauern damals große Sorge, dass ihre für die Landwirtschaft unentbehrlichen Pferde einer in der Region wütenden Seuche zum Opfer fallen könnten, und Silvester, den Schutzpatron der Haustiere, um Hilfe angefleht und versprochen, ihn an seinem Gedenktag besonders zu ehren, wenn die Seuche abklingt. "Da nach dem Gelöbnis kein Tier mehr verendete, halten wird das Versprechen seither ein", sagte Keller.

Schon lange vor dem Silvesterritt hatten sich an den Glühwein- und Würstelbuden vor der Sparkasse, an der Mariensäule und im Schlosshof Menschentrauben gebildet. Und nach dem Umritt wurden im Bereich der Verkaufsstände, die von Vereinen betrieben wurden, weiter gefeiert. Zudem gab das Blasorchester Türkenfeld, das zuvor mit der örtlichen Blaskapelle den Silvesterritt begleitet hatte, vor der bezaubernden Kulisse des Fuggerschlösschens ein Platzkonzert. "Es dürften rund 2000 Zuschauer gewesen sein", schätzte Martin Schmid, Vorsitzender des Freundeskreises St. Willibald in Jesenwang, der seit Jahren mit dem Modell der Willibaldkirche auf einem Wagen am Umritt teilnimmt. Leo Schmid war mit seinem Zweiergespann in gut zwei Stunden von Jesenwang nach Türkenfeld gekommen und musste dann auch wieder zurück. Zum Dank für die Teilnahme gab es auf dem Heimweg vor dem Anwesen von Hilde und Hubert Mayer im Ortsteil Zankenhausen/Pleitmannswang wie jedes Jahr eine kleine Wegzehrung. "Es freut uns schon sehr, dass wir hier freundschaftlich bewirtet werden", meinte dankbar Leo Schmid.

Zum ersten Mal durfte Lena Ulrich den Umritt als Kreuzreiterin anführen. "Wir kommen aus der Lechrain-Gegend und sind quasi jedes Jahr dabei und diesmal haben wir die Ehre, ganz vorne dabei zu sein", meinte freudig Bernd Schussmann aus Schwabhausen. Zum vierten Mal trug Christoph Rieger die Figur des heiligen Silvester mit, die das Jahr über in der Pfarrkirche darauf hinweist, dass Silvester seit 1980 auch der "0rtspatron" von Türkenfeld ist. "Die Hilferufe an den Heiligen haben der Gemeinde damals geholfen, eine eigenständige Kommune bleiben zu können", erinnerte der Bürgermeister.

Auch die Westernreiter von der Peutenmühle in Pleitmannswang ritten mit. "Wir würden ohnehin bei jedem Wetter ausreiten, die Teilnahme am Silvesterritt ist für uns selbstverständlich", sagte Manfred Strahlheim. Zum ersten Mal reihten sich Erik und Monika Mille aus München mit einem "Trainingswagen" ein, um die jungen Shetlandponys Püppy und Lotte an das Ziehen von Gespannen zu gewöhnen. Dauerteilnehmern sind der Ländliche Reit- und Fahrverein Moorenweis und der Ponyhof Pflaumdorf nahe dem Kloster Sankt Ottilien. Mit etwa 50 Kindern und Jugendlichen war Hans-Peter Schattmann über die schöne Landschaft nach Türkenfeld geritten. Der jüngste Reiter war Enkel Lion, der auf seinem Pony Zorro stolz den Segen des Pfarrers empfing.

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