1936 gewann Innozenz "Inno" Stangl, der aus Moorenweis stammte, bei den Olympischen Spielen in Berlin beim Mannschaftsmehrkampf die Goldmedaille gewann. Sein Jesenwanger Heimatverein wurde dadurch in ganz Deutschland bekannt. An diesem Wochenende feiert der TSV Jesenwang auf seinem Sportgelände drei Tage lang seine Gründung vor 100 Jahren. Am 15. Januar 1922 wurde der Verein von knapp 30 Turn-Freunden aus der Taufe gehoben, um den Sport zu fördern, der bis in die 1960er Jahre das Vereinsleben bestimmte. Dem erfolgreichsten Athleten ist am Sportgelände der "Innozenz-Stangl-Weg" gewidmet.
Zum Gründungsvorsitzenden wurde 1922 Johann Hillmeier gewählt, der im Vorstand von Xaver Wex als Schriftführer, Fritz Wex als Turnwart und Beirat Max Walch unterstützt wurde. Schon zehn Tage nach der Gründung verfügte der Verein laut Chronik über einen Holzbarren für die Turner. Durch großzügige Spenden der Mitglieder konnten am 28. Februar 1922 weitere Turngeräte erworben werden. Da dem Verein aber noch ein Pferd fehlte, wurde dies "ohne lange zu zögern von den Mitgliedern eben selbst hergestellt".
"Kaum hatte Stangl die Goldmedaille gewonnen, durchlebte der TSV Jesenwang das Schicksal aller Sportvereine in der Nazizeit", schreibt der Chronist. In Ermanglung einer Turnhalle stellten in der Anfangszeit die beiden Gastwirte Walch und Huber ihre Scheunen kostenlos zur Verfügung. Die Mitgliederzahl sei in den Kriegsjahren und danach stark eingebrochen und nur langsam sei das Vereinsleben danach wieder zurückgekehrt.
Die Kriegsjahre schwächten den Verein, doch auch danach wurde geturnt, wie das Bild zeigt, das um 1950 entstand.
(Foto: TSV Jesenwang/oh)Knapp 60 Jahre ist es her, dass im Jahre 1963 unter dem Vorsitz von Josef Stangl zur Förderung des Breitesports eine Abteilung Fußball ins Leben gerufen wurde. Heute unterhält der TSV neben Turnen und Fußball zusätzlich die Abteilungen Badminton, Fitnessgymnastik und Bodystyling, Herrengymnastik, Powerdance-Aerobic, Tanzen, Schießen, Tischtennis, Volleyball und Yoga. Nicht nur sportlich, sondern auch kulturell aktiv ist die zwölfte Abteilung, die Theatergruppe. Seit 1924, nachdem in "mühevoller Arbeit" eine Bühne gebaut worden und mit dem Stück "Die Liesl vom Schliersee" ein erfolgreiches Debüt gelungen war, wird regelmäßig Theater gespielt.
Als eine der schönsten Veranstaltungen seit Bestehen des Vereins ist in der Chronik das Jugendturnfest vom 6. Juli 1924 erwähnt, an dem 72 auswärtige Turner teilnahmen und dem Verein zu großer Bekanntheit verhalf. Der TSV hat derzeit über 750 Mitglieder und ist damit der stärkste Ortsverein, der sich laut Bürgermeister Erwin Fraunhofer ganz besonders in der Jugendarbeit engagiert. Mit dem Gründungsjubiläum kann der TSV auch auf 30 Jahre neues Sportgelände zurückblicken. Im Jahre 1992 hatte die Gemeinde das mit viel ehrenamtlicher Eigenleistung von Mitgliedern angelegte Sportgelände samt Vereinsheim dem TSV offiziell übergeben. Im Vereinsheim ist neben einem Schießstand aktuell auch der Gastronomiebetrieb "Bella Vita" untergebracht.
Die Jubiläumsfeier beginnt an diesem Freitag um 17 Uhr mit einem Biergartenbetrieb auf dem Sportgelände und dem "Oimara". Am Samstag findet von neun Uhr an ein E-Jugend-Fußballturnier statt und zwischen 17 Und 18 Uhr ist ein festlicher Einzug ins Bierzelt geplant, in dem anschließend der Festakt mit Ansprachen und Ehrungen und danach Musik mit den "Bavarian Desperados" geboten wird. Am Sonntag ist von 11 bis 16 Uhr "Familientag" mit lustigen Sportspielen und Auftritten von Turner und Tanzgruppen.