Sport:Mit 46 Jahren zur Profisportlerin

Sport: Als Triathletin hat Anja Kobs bereits einige beachtliche Erfolge gesammelt.

Als Triathletin hat Anja Kobs bereits einige beachtliche Erfolge gesammelt.

(Foto: Privat/www.sportshot.de)

Die Allingerin Anja Kobs will ihre Karriere ausbauen und dafür weniger in ihrem Job als Personalreferentin arbeiten. Ihr Engagement verbindet sie meist mit Benefizaktionen

Von Karl-Wilhelm Götte, Alling

Ist es ein verwegener Plan, dass die Triathletin Anja Kobs in diesem Jahr Profisportlerin werden will? Immerhin ist die Allingerin bereits 46 Jahre alt. "Teilzeit-Profi will ich werden", schränkt Kobs ein. Sie arbeitet seit sieben Jahren als Personalreferentin und möchte ihre Arbeitszeit von momentan 30 auf 25 Stunden reduzieren. Die zusätzlichen fünf Stunden, die sie damit gewinnt, will sie aufs Training und die Organisation ihres Sports draufpacken. Doch nicht nur dafür: Anja Kobs ist im Ehrenamt Sterbebegleiterin und die Ausdauersportlerin sammelt regelmäßig mit Benefizläufen und -radtouren Spenden für Hospizeinrichtungen. In den vergangenen drei Jahren sind so etwa 8000 Euro zusammengekommen.

Sport: Kein Terrain ist der 46-Jährigen zu schwer.

Kein Terrain ist der 46-Jährigen zu schwer.

(Foto: privat)

Um Spenden zu sammeln, lief sie 53 Kilometer durch den Landkreis und absolvierte eine kräftezehrende Radtour vom Bodensee nach Berchtesgaden bergauf und bergab. Auch einen Benefiz-Marathon rund um die Regattastrecke in Oberschleißheim lief sie ganz alleine. Sie unterstützte den ambulanten Hospizdienst der Caritas in Fürstenfeldbruck und jetzt das neue stationäre Hospiz in Germering. Anja Kobs ist in Alling aufgewachsen, dort lebt sie immer noch. Sportlich war sie schon als Kind, sie spielte 15 Jahre in Alling Handball. Beruflich war sie viel im Ausland unterwegs - und übertrieb es offenbar mit ihrem Einsatz für den Arbeitgeber. Jedenfalls kam es mit 33 Jahren zu einem Burn-out. Kobs reduzierte ihre Arbeitszeit und begann mit dem Dauerlaufen. Talent dazu hatte sie und die Leistungsfortschritte kamen schnell. Bald fand sie Gefallen am Triathlon, dem Dreikampf aus Schwimmen, Radfahren und Laufen. Parallel absolvierte sie die Ausbildung zur Sterbebegleiterin. Sport und gesellschaftliches Engagement sind seitdem ihre wichtigsten Lebenssäulen.

Der Trainingsaufwand, den Anja Kobs betreibt, ist schon jetzt enorm. Zwei- bis dreimal pro Woche schwimmt sie im Germeringer Hallenbad. Dazu kommen vier Laufeinheiten und fünfmal Radfahren pro Woche. Mit Krafttraining und Gymnastik kommt sie auf etwa 20 Stunden Sport in der Woche. Viel mehr ist kaum zu schaffen oder verträgt der Körper nicht. Mit der Reduzierung der Arbeitszeit will sich die Allingerin vor allem mehr Freiraum verschaffen, um auch die Rahmenbedingungen für ihren Sport zu verbessern. Auch die finanziellen. "Ich will, wenn man so will, ein Start-up gründen", kündigt sie an. Es gelte Sponsoren zu gewinnen. "Ich will mich selber vermarkten", sagt sie. "Besonders die Benefizaktionen kosten Geld und Zeit."

Sport: Anja Kobs bei einer Benefizfahrt zu Gunsten des Germeringer Hospiz'.

Anja Kobs bei einer Benefizfahrt zu Gunsten des Germeringer Hospiz'.

(Foto: privat)

Kann man sich mit 46 Jahren sportlich noch verbessern, dass es sich lohnt Profi zu werden? Spricht die Physiologie nicht dagegen? Kobs widerspricht: "Seit 2019 bin ich immer besser und schneller geworden. Warum soll ich mit 50 nicht noch schneller werden?" Die eigene Messlatte der Triathletin liegt dabei schon sehr hoch. Sie hat in ihrer Altersklasse kaum Konkurrenz in Bayern, in Deutschland und auch international hat sie Erfolge zu verzeichnen. So ist sie bei der Triathlon-EM in Frankfurt Zweite geworden und hat einige Profi-Frauen hinter sich gelassen. Anschließend machte sie in der Juli-Hitze eine Rad-Tagestour zu ihrer Freundin nach Freiburg im Breisgau. Die etwa 350 Kilometer absolvierte sie mit vielen Steigungen in 16 Stunden. Ihr Spendenaufruf blieb dabei erneut nicht ohne Resonanz. Datenmäßig stehen ihre beachtlichen Bestzeiten über die Marathondistanz bei 2:59:02 Stunden und bei 10:06 Stunden über die Triathlon-Ironman-Strecke.

Anja Kobs Kraft-Last-Verhältnis ist für eine Ausdauersportlerin optimal. Mit 49 Kilo Körpergewicht bei einer Größe von 1,67 Metern steht sie anderen Konkurrentinnen kaum nach. "Ich esse schon einiges", erzählt sie und lacht. Abends meistens einen Riesenteller - vor allem Gemüse. Manchmal gleich einen ganzen Kopf Brokkoli, aber auch ein-, zweimal Fleisch in der Woche. Werbepartner sollen zukünftig nicht unbedingt ihr Essen bezahlen, aber vielleicht ihre Reise- und Ausrüstungskosten finanzieren. Über einen Sponsor ihrer nächsten Benefizaktion würde sich Anja Kobs freuen. Am 7. Mai gibt es in München wieder den "Wings for Live World Run". Den würde sie gerne nutzen, um für das Germeringer Hospiz Spenden zu sammeln. "Wenn das ein Sponsor gezielt unterstützt, wäre das großartig", bekräftigt Kobs und hofft auf ein positives Feedback. Da ist es wieder: das Zusammenspiel von Sport und Verantwortung für die Mitmenschen.

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