Trachtenumzug:Paradehaltung zum Wiesnauftakt

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Am traditionellen Trachten- und Schützenumzug am ersten Oktoberfest-Wochenende beteiligen sich auch einige Musikkapellen aus dem Landkreis. Sie müssen einheitlich gekleidet sein und synchron marschieren können.

Von Ariane Lindenbach

Mit rund 9000 Teilnehmern in Tracht oder Uniform aus Bayern, Deutschland und ein paar anderen europäischen Ländern ist der Trachten- und Schützenumzug am Sonntag für viele Menschen der Höhepunkt des Oktoberfestes. Unzählige Zuschauer am Straßenrand und vor den Fernsehgeräten in aller Welt verfolgen, wie die Gruppen auf einer Strecke von sieben Kilometern vom Max-II-Monument aus in Richtung Theresienwiese ziehen.

Die Blaskapelle Maisach in Tracht. So sehen sie die Zuschauer des Umzuges am Sonntag. (Foto: Günther Reger)

Auch ein paar Gruppen aus dem Landkreis marschieren mit, manche wie der Fanfarenzug Gernlinden, sogar schon seit Jahrzehnten. Auf der Oiden Wiesn spielen die Hattenhofener Blechbläser mit den Hörbacher Rassoräubern und ebenso die Blaskapelle Maisach.

Wer an dem Trachtenumzug teilnehmen will, muss sich bewerben. Und zwar Jahr für Jahr aufs Neue. Die Organisatoren vom Festring haben strenge Vorschriften an die Teilnehmer: Sie müssen eine einheitliche Tracht oder Uniform tragen, die gerne etwas Besonderes sein kann, und sie müssen fehlerfrei und synchron im Takt der Musik marschieren können, während sie ihre Instrumente tragen und dabei spielen.

Letzteres freilich lässt sich proben. Doch dass es vor 50 Jahren noch nicht so einfach war, eine einheitliche Tracht für eine gesamte Kapelle herzubekommen, belegt eine Anekdote des Fanfarenzugs Gernlinden: 1961 gegründet, bekam der junge Verein nach persönlicher Anfrage von Karl-Hans Benz, der Gründungsmitglied und erster Fanfarenzugführer war, 1964 die Möglichkeit, an dem Spektakel teilzunehmen.

Eine Bedingung war jedoch, dass die zwölf Teilnehmer oberbayerische Tracht tragen mussten. Da seinerzeit nicht jeder eine solche im Schrank hatte, wurde improvisiert, sprich: Man lieh sich das Gewand. Naturgemäß saßen diese Kleidungsstücke nicht immer perfekt. Beim Fanfarenzugführer Benz waren es ausgerechnet die Haferlschuhe, die zwei Nummern zu klein ausfielen und dementsprechend unbequem waren. Nach der Hälfte der Wegstrecke zog er die Schuhe kurzerhand aus und bewältigte den Rest auf Socken.

Trotz dieser sprichwörtlichen Anlaufschwierigkeiten ist der Fanfarenzug Gernlinden seither bei der Wiesn dabei. Und zwar nicht nur beim Trachten- und Schützenumzug am Sonntag, sondern auch beim Einzug der Wiesnwirte am Samstag. Und zwar jedes Jahr. Überhaupt muss sich der Verein im Unterschied zu den übrigen Teilnehmern nicht jedes Jahr beim Festring bewerben.

"Weil wir für den Schottenhamel spielen", habe der Verein quasi automatisch eine Teilnahmegenehmigung für die Umzüge, sagt Vorsitzender Leo Huber. Zwei Jahre nach der Premiere 1964 konnte sich der Verein übrigens eine eigene bayerische Tracht leisten. Mit der treten die Gernlindner heute noch bei den Umzügen auf - auch wenn sie inzwischen noch eine historische Landsknechtstracht besitzen.

Die Kleidung war auch für die Blaskapelle Maisach der Türöffner zur Teilnahme am Trachten- und Schützenumzug. Seit die Musiker die Amperländer Sonntagstracht besitzen, also seit circa zwölf Jahren, schätzt Vorsitzende Eva Pflügl, gehen sie beim Trachtenumzug mit - als Festkapelle des bayerischen Sportschützenbundes auch jährlich. Doch selbst diese Funktion sei kein Garant für eine Dauerteilnahme, betont sie, denn alles müsse bei so einer Veranstaltung perfekt klappen. "Wir proben schon noch einmal speziell, das Marschieren, die Instrumentenaufnahme." Details wie die Paradehaltung oder der Feldschritt müssen sitzen, sonst ist man im nächsten Jahr vielleicht nicht mehr dabei. Und es sei schließlich "ein Highlight und eine Ehre, da mitspielen zu dürfen", betont Pflügl.

Seit mehr als 30 Jahren ebenfalls sehr oft am Trachtenumzug beteiligt ist die Stadtkapelle Germering in ihrer Uniform des königlich bayerischen Grenadierregiments. Angesichts der langjährigen Erfahrung wird in Germering nicht extra geprobt. Vorsitzender Hartmut Krumm hofft vielmehr auf gutes Wetter, das ja auch vorhergesagt ist. Denn vor zwei Jahren hatte starker Regen den Dreispitzen zugesetzt, die mühevoll und nicht ganz billig in einer Uniformfabrik repariert werden mussten.

Neben den Umzügen treten auch bei der Oiden Wiesn einige Gruppen aus dem Landkreis auf. Gleich am Montag, 23. September, spielen unter dem Titel "Hörbacher Rassoräuber trifft Hattenhofer Blech" die gleichnamigen Kombos. Sie bringen rund 200 Fans aus dem Umland mit, wie Wilhelm Then von den Blechbläsern stolz unterstreicht. Die 13 Musiker plus zwei Vortänzer spielen zwischen 11 und 13 sowie 14.30 und 16 Uhr im Herzkasperlzelt. Dort spielt am Freitag, 4. Oktober, auch die Blaskapelle Maisach. Für die rund 45 Musiker ist es bereits der dritte Auftritt auf der historischen Wiesn.

© SZ vom 21.09.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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