Tödlicher Tauchgang:Verletzter Taucher außer Lebensgefahr

Der 45-jährige Fürstenfeldbrucker kann die Klinik verlassen und wird von der Polizei zu dem tödlichen Unfall seiner Kollegen vernommen. Die Debatte um ein generelles Tauchverbot an der Allmannshauser Steilwand flammt wieder auf

Christian Deussingund Wolfgang Krause

Nach dem Tod von zwei Rettungstauchern der Fürstenfeldbrucker Wasserwacht im Starnberger See wird wieder der Ruf nach einem generellen Tauchverbot an der Allmannshauser Steilwand laut. Diese Forderung stößt beim zuständigen Landratsamt Starnberg aber auf wenig Gegenliebe. Man werde zunächst die Ergebnisse der Ermittlungen abwarten und danach darüber beraten, welche Konsequenzen zu ziehen seien, meinte am Montag Amtssprecher Stefan Diebl. Bereits vor fünf Jahren hatte die Kreisbehörde verschärfte Vorschriften für das Tauchen an der ebenso beliebten wie gefährlichen Wand erlassen. Nachdem im vergangenen Jahr dort keine Tauchunfälle mehr registriert worden sind, sitzt der Schock jetzt umso tiefer - und das bereits zum Auftakt der neuen Saison.

Die beiden verunglückten Kollegen waren mit einem Kollegen bei einem privaten Tauchausflug am Starnberger See. Der dritte Taucher hat das Unglück nach dem Notaufstieg überlebt. Der 45 Jahre alte Fürstenfeldbrucker war wohl einige Minuten später an die Wasseroberfläche gekommen und konnte noch um Hilfe rufen. Während sein 67-jähriger Begleiter aus Jesenwang am Ufer starb, konnte er in einer Dekompressionskammer in der Unfallklinik Murnau gerettet werden. Dorthin war der 45-Jährige in einem Hubschrauber geflogen worden. Der Fürstenfeldbrucker ist inzwischen wieder aus der Klinik entlassen und wurde bereits zum Unglück vernommen; Details dazu sind aber noch nicht bekannt. Zudem wird erst am heutigen Dienstag die Obduktion der beiden tödlich Verunglückten erfolgen.

Nach ersten Erkenntnissen hatte womöglich der 67-jährige Taucher in knapp 50 Metern seinen Begleitern Probleme signalisiert; das Trio war offenbar mit einer Leine verbunden. Den zunächst vermissten Taucher hatte am Sonntagabend ein Tauchroboter mit Kamera und Greifarm tot aus den See geborgen. Dem Vernehmen nach könnte ein technischer Defekt bei einer Tauchausrüstung zu den Problemen geführt haben. Jedenfalls galten die drei Taucher als topfit und sehr erfahren. Sie kannten das gefährliche Revier vor der Seeburg bestens. Dort gehen an manchen Tagen bis zu 80 Taucher ihrem Sport nach - das Gebiet ist bundesweit sehr populär.

Jeder der drei Taucher hatte nach Angaben des Fürstenfeldbrucker BRK-Kreisgeschäftsführers Rainer Bertram bereits mehr als 1000 Tauchgänge absolviert. Der bei dem Unfall getötete 67-jährige ehemalige Diplom-Ingenieur aus Jesenwang war nach Bertrams Angaben einer der ersten Rettungstaucher Bayerns. Er hatte die Ausbildung bereits 1975 absolviert und war Mitglied einer Sondertauchgruppe des Landesverbandes, die bayernweit bei schwierigen Einsätzen eingesetzt wurde und damals schon mit Unterwasserkameras arbeitete.

Auch der bei dem Unfall ebenfalls getötete 47-jährige Bankkaufmann aus Eichenau sowie sein schwer verletzter jüngerer Bruder hatten laut Bertram die eineinhalbjährige Ausbildung zum Rettungstaucher absolviert, für die unter anderem ein Rettungsschwimmerabzeichen und eine abgeschlossene Sanitäterausbildung Voraussetzung ist. Alle drei waren bis zuletzt als Rettungstaucher im Einsatz. Allerdings gehörten sie laut Bertram nicht mehr zu der Gruppe, die mit Piepsern ausgestattet ist, sondern beteiligten sich nur noch an "planbaren" Einsätzen, bei denen es in der Regel um die Bergung von Toten oder Gegenständen ging.

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