Am Rand von Neu-Lindach steht ein Kamel auf der Wiese und kaut gemütlich Heu, einige Meter entfernt grast ein afrikanisches Rind. Leonardo Kaiser klettert über den Zaun, geht zum Kamel und tätschelt ihm den Bauch. Kaiser ist Juniorchef des "Circus King". Der Zirkus gastiert zum ersten Mal in Fürstenfeldbruck. Ein großes Zelt steht neben der Augsburger Straße. Mehrere Wohnwagen sind aufgestellt, zwei kleine Campingzelte aufgespannt. Kaiser ist von Kindesbeinen an Teil des Zirkus, sein Onkel ist der Zirkusdirektor, er selber stand schon mit drei Jahren in der Manege. Und er genießt es. "Man ist frei, man ist draußen in der Natur", sagt der 21-Jährige.
Seit über 270 Jahren gibt es den Circus King schon, in der neunten Generation tourt er von Stadt zu Stadt, baut das Zirkuszelt auf, gibt Vorstellungen, baut wieder ab und zieht weiter. Doch es wird immer schwieriger, davon leben zu können. "Früher war es besser", sagt Kaiser, "der Zirkus ist vom Aussterben bedroht." Dabei sei er einer der traditionsreichsten Institutionen, die es gibt. Einer der Gründe für die schwierige Situation ist die Kritik von Tierschützern: Tiere hätten in einem Zirkus nichts zu suchen, heißt es, das viele Reisen sei ungesund, zu den Aufführungen würden sie gezwungen. Auch in Fürstenfeldbruck regt sich Widerstand. 2016, als der österreichische Zirkus Louis Knie in Fürstenfeldbruck auftrat, protestierten Tierschützer, auch Teile des Stadtrates schlossen sich dem Protest an. An der Augsburger Straße sind keine Protestierenden zu sehen, doch kritisiert wird der Zirkus trotzdem. Der Ortsverband der Partei "Die Partei" fordert via Facebook dazu auf, den Zirkus zu boykottieren, das Auftreten der Tiere könne man als "moralisch sehr verwerflich ansehen", lautet die Begründung.
Kaiser kann die Kritik nicht nachvollziehen. Sie behandelten ihre Tiere gut, sagt er. Und man müsse sich mal anschauen, wie Tiere zum Beispiel auf manchen Bauernhöfen gehalten werden, das sei eine fragwürdige Tierhaltung. Hier haben sie Auslauf und genügend zu essen. Auch das städtische Veterinäramt hat den Zustand der Tiere überprüft. 62 Tiere hat der Circus King, zu den Kamelen und Rindern kommen noch Lamas, Büffel und Esel hinzu. Wildtiere wie Affen oder Löwen sind nicht Teil des Zirkus. Neben den Tieren treten 15 Artisten auf, aus vielen verschiedenen Ländern. Einer kommt aus der Mongolei, zwei aus Monaco. "Die bekommen wir über Agenturen", sagt Kaiser. Der Zirkus tourt das ganze Jahr über, auch im Winter. Ursprünglich kommen die Kaisers aus Kitzingen, dort haben sie auch einen Wohnsitz - doch in Kitzingen sind sie selten sonderlich lange.
Wolfgang Brückner wohnt direkt neben dem Zirkusgelände. Er war auch schon bei einer Vorstellung, hat sich das Gelände angeschaut. "Dort herrscht eine extrem angenehme, entspannte Atmosphäre", sagt Brückner. Und, so Brückner weiter, "wenn jeder Bauer seine Tiere so halten würde wie der Zirkus, dann wäre alles gut." Brückner hat aber auch gemerkt, wie schlecht besucht der Zirkus war: "Da waren kaum Leute", sagt er. Leonardo Kaiser sagt, die Zuschauerzahlen seien nicht immer so schlecht. "Es gibt Städte, da sind alle 1000 Plätze fast immer besetzt", sagt Kaiser.
In Bruck jedoch ist das anders. Deswegen hofft er, dass auch hier die Vorstellungen noch voller werden. Aber, das ist ihm wichtig, "er will auch nicht um Zuschauer betteln". Der Zirkus tritt von Donnerstag bis Sonntag um 16 Uhr auf, Samstag zusätzlich noch um 19 Uhr.