Tierschutz:Wertschätzung für Nutztiere

Wer eine Weißwurst oder ein Schnitzel isst, sollte sich bewusst machen, dass deswegen ein Tier gestorben ist.

Kommentar von Ingrid Hügenell

Der Tod ist in unserer Gesellschaft ein großes Tabu, und der Tod der Tiere, deren Fleisch wir essen wollen, ist womöglich ein noch größeres. Hausschlachtungen gibt es kaum mehr, so kennen auch die meisten Landbewohner den Vorgang nicht mehr aus eigener Anschauung. Wie so vieles, was unangenehm ist, haben wir das Schlachten aus unserem Blick verbannt und zugleich industrialisiert. Wird es thematisiert, dann in der Regel, weil schreckliche Zustände gezeigt werden sollen.

Deshalb ist die Idee der drei Metzger, die Geschäftsführer der Fürstenfeldbrucker Schlachthof GmbH & Co KG sind, gut und richtig: den Menschen zu zeigen, wie die Tiere in der Hasenheide getötet und danach weiter verarbeitet werden, allem Anschein nach in einer Art und Weise, die, soweit möglich, dem Tierwohl dient. Gleichzeitig zeigen sie, dass sie stolz darauf sind, hochwertige Lebensmittel herzustellen. Ihnen ist es zurecht ein Anliegen, sich vom Billigfleisch abzusetzen, das nur konsumiert, aber häufig nicht geschätzt wird. Der große Zuspruch beim Tag der offenen Tür im Schlachthof Hasenheide zeigt, dass vielen Verbrauchern eben nicht egal ist, woher ihr Fleisch kommt.

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Halbierte Schweine hängen in einem Schlachthof in Niedersachsen. Wer gerne Fleisch ist, sollte sich bewusst machen, dass dafür Tiere sterben müssen.

(Foto: dpa)

Wem einmal wirklich bewusst geworden ist, dass für jedes Schnitzel, jede Weißwurst und jedes Steak ein Tier gestorben ist, der wird dem Fleisch auf seinem Teller einen höheren Wert zumessen. Oder es künftig weglassen. Ob man dann für hochwertiges Fleisch mehr Geld ausgeben will oder lieber Vegetarier oder Veganer wird, das muss letztlich jeder selbst entscheiden. Wer aber weiter Fleisch isst, sollte schon aus Achtung vor den Tieren bereit sein, alle essbaren Teile, auch die Innereien, zu verzehren. Und er sollte es vermeiden, Fleisch wegzuwerfen, wie wir allgemein wieder lernen müssen, mit Lebensmitteln achtsam umzugehen. Nicht nur wegen des Tierwohls, sondern auch aus Gründen des Klima- und Artenschutzes.

Nicht zuletzt haben die Menschen, die die Arbeit des Tötens und Zerlegens ausführen, ein Recht auf sichere Arbeitsplätze, auf ein Umfeld, in dem sie ohne unverhältnismäßigen Druck und für angemessene Bezahlung arbeiten können. In den meisten großen Schlachthöfen sieht es damit schlecht aus, es wird im Akkord und immer unter Zeitdruck gearbeitet. Dabei führen Überlastung und Stress dazu, dass Fehler passieren, Tiere gequält und Arbeiter krank werden. Im kleinen Fürstenfeldbrucker Schlachthof scheint das anders zu sein.

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