Fürstenfeldbruck:Misere Tierschutz

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In sicherer Obhut: Diese herrenlose Katze hat bei den Tierfreunden Brucker Land noch einen Platz gefunden. Wegen ihres Alters und Gesamtzustandes ist sie schwer vermittelbar, ihre Haltung zeit- und kostenaufwendig. (Foto: Leonhard Simon)

Den Fund einer toten, vermutlich herrenlosen Katze nehmen die Tierfreunde Brucker Land zum Anlass, auf ein wachsendes Problem hinzuweisen.

Von Ariane Lindenbach, Fürstenfeldbruck

Eine tote Katze ist am Freitag in Überacker gefunden worden. Das vermutlich herrenlose Tier lag direkt vor einer Terrassentür. Die Bewohner des Hauses, die die junge Kätzin noch nie gesehen hatten, verständigten die Tierfreunde Brucker Land. Der Verein betreibt zwischen Überacker und dem Hauptort Maisach ein Tierheim und bringt gefundene oder beschlagnahmte Kleintiere dort unter - außer Hunde. Er ist einer von vier Anlaufstellen im Landkreis. Die noch junge, weder tätowierte noch gechipte tote Katzen hat Vereinsvorsitzende Andrea Mittermeir abgeholt und das Fundbüro der Gemeinde Maisach informiert.

Seit vielen Jahren schon fordern die Tierfreunde Brucker Land von den Kommunen im Landkreis mehr (finanzielle) Unterstützung. Wie auch der Leiter des Veterinäramtes, Hans-Werner Merk, halten sie ein zentrales Tierheim für alle Tierarten für notwendig. Schon länger warnen die Tierfreunde Brucker Land vor einer steigenden Zahl herrenloser Fundtiere. Wiederholt sind sie schon an ihre Kapazitätsgrenze gestoßen, mussten zeitweise einen Aufnahmestopp verhängen, meist für Katzen. "Wir kümmern uns seit vielen Jahren um die Fundtiere aus dem gesamten Landkreis - tote wie auch lebendige, machen Kastrationsaktionen, um die Flut der Katzen einzudämmen, kümmern uns um alles rund ums Tier. Wie sich zeigt, geht es so nicht weiter. Vor über fünf Jahren war das Thema bereits auf dem Tisch - eine Lösung für die Fundtiere wurde noch immer nicht gefunden", schreibt Mittermeir noch am Freitag in einer E-Mail mit dem Betreff: "Misere Tierschutz in FFB".

Wie sie betont, ist die tote Katze bei Weitem kein Einzelfall. So wurden in der jüngeren Vergangenheit beispielsweise in der Gemeinde Egenhofen ein herrenloses Katzenkind in einer Garage gerettet und ein weiteres tot auf der Straße nach Herrnzell gefunden, außerdem vier neugeborene Hundewelpen, die die Tierfreunde mit der Hand aufziehen mussten. In Mammendorf wurden drei Katzenkinder am Wertstoffhof sowie eines im Wald gefangen und aus Mittelstetten ist den Tierfreunden ein streunender Hund bekannt, der gefangen werden soll.

"Die Liste ist bei Weitem nicht vollständig!" Mittermeir weist außerdem darauf hin, dass es laut Gesetz Aufgabe der Kommunen ist, sich um herrenlose Fundtiere zu kümmern. Doch dazu passiere im Landkreis Fürstenfeldbruck viel zu wenig. Zwar verständigten sich die Kreisräte vor einigen Jahren auf einen Pauschalbetrag - knapp 66 000 Euro waren im Jahr 2020 erstmals im Kreishaushalt enthalten. Allerdings müssen die Tierschutz-Organisationen jedes einzelne Tier akribisch abrechnen, um an das Geld zu kommen. Das ist sehr aufwändig, so dass zum Beispiel der Tierschutzverein Fürstenfeldbruck bislang darauf verzichtet hat. Die Tierfreunde Brucker Land machen das schon und hoffen mithilfe Spenden und Politik auf ein zentrales Tierheim im Landkreis. Ihre Bereitschaft zu Kooperation sowie Organisation haben sie mehrfach bekundet. Da ihr Standort im ehemaligen Wasserwerk marode ist, und seitens der Politik wenig passiert, sammeln sie Spenden und suchen ein Grundstück für ein neues Tierheim.

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