Tierpark Hellabrunn:Patin eines toten Kamels

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Sie war die stolze Patin eines Trampeltiers. Doch dass Shamoo schon längst tot ist, hat ihr keiner gesagt. Der Tierpark ließ die Fürstenfeldbruckerin einfach weiterzahlen.

Christina Warta

Anita Beer ist eine große Tierfreundin. Vor sieben Jahren hat die Fürstenfeldbruckerin in der Zeitung von der Möglichkeit gelesen, im Tierpark Hellabrunn Patenschaften für bestimmte Tiere zu übernehmen. "Ich bin eine Natur- und Tierschützerin", sagt Anita Beer, "deshalb hat mich das interessiert."

Auch wenn ihr Patentier schon tot war, hat Hellabrunn das Geld einer Fürstenfeldbruckerin weiterhin eingezogen. (Foto: Catherina Hess)

So machte Anita Beer Bekanntschaft mit dem Trampeltier Shamoo - und übernahm fortan eine Patenschaft für das Kamel. Einmal im Jahr besuchte sie Shamoo, ging mit dem Pfleger ins Gehege, fütterte und streichelte das Tier. Die Patenschaft war nicht gerade günstig: 500 Euro bezahlte Anita Beer pro Jahr.

Doch das anfangs gute Verhältnis zur Zooverwaltung hat sich zuletzt rapide verschlechtert. Aus Anita Beers Sicht ist das nicht verwunderlich: Beim Treffen aller Paten Ende Juli dieses Jahres war die Trampeltier-Patin verhindert. Am Tag danach schrieb sie deshalb eine E-Mail an den Tierpark - und erhielt prompt einen Anruf von dessen Pressestelle. Zoosprecherin Doris Schwarzer teilte der Tierfreundin nach deren Darstellung "wenig einfühlsam" mit, dass Shamoo gestorben sei, sie die Patenschaft aber auf den Bruder des Tieres übertragen könne. Man werde sich wieder melden.

Dieser Anruf, so Beer, sei aber nie erfolgt. Nach mehreren Anfragen habe sie aber schließlich Andreas Knieriem erreicht. Der Leiter des Tierparks teilte der enttäuschten Patin mit, dass ihr Trampeltier bereits im Mai 2009 gestorben war. "Ich wurde darüber nicht informiert, und auch der Patenschaftsbetrag für 2010 wurde einfach eingezogen", sagt Anita Beer. ",Fassungslos' ist das richtige Wort für meine Gemütslage."

Tierpark-Sprecherin Schwarzer bestreitet, seinerzeit wenig einfühlsam gewesen zu sein. "Ich war sogar sehr einfühlsam", sagt sie, "als Ersatz habe ich der Dame angeboten, Patin von Shamoos Bruder zu werden." Ansonsten sei es bisher eigentlich üblich gewesen, dass Patenschaften erst ab 1500 Euro individualisiert sind. "Andernfalls ging die Patenschaft automatisch auf ein anderes Tier über, wenn das Tier verschied", erklärt die Zoosprecherin.

Ohnehin überarbeite der Tierpark unter seinem neuen Leiter Andreas Knieriem derzeit die Organisation der Patenschaften. Anita Beer dagegen erklärt, sie besitze eine Urkunde, auf der der Name des Trampeltiers und ihre Patenschaft eindeutig ausgewiesen sei. Sie sei Patin von Shamoo gewesen - nicht von einem irgendeinem Tier.

Die Fürstenfeldbruckerin ist vom Umgang der zuständigen Personen beim Tierpark Hellabrunn mit den Tierpaten deshalb zutiefst enttäuscht. "Ich finde es wirklich nicht akzeptabel, wie der Tierpark mit den Paten umgeht - und mit dem Geld, das sie bezahlen", sagt Anita Beer. "Dabei dachte ich anfangs noch: Das kann ja mal passieren." Doch dann wartete sie noch einmal mehrere Wochen auf die Rückzahlung der Patenschaftsraten.

Eine neue Patenschaft will Anita Beer nun nicht mehr übernehmen. Das Geld, das sie zurückbekommen hat, spendet sie nun dem Wolfsprojekt einer anderen Organisation.

© SZ vom 01.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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