Tierische Meisterschaft:Der schnellste Freund des Menschen

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Nach elf Jahren Pause wird es am Sonntag auf der Anlage in Mammendorf erstmals wieder ein Windhund-Rennen geben. Die vierbeinigen Sprinter jagen auf dem Rundkurs mit bis zu 65 Sachen einem Fellbündel hinterher, das doch unerreichbar bleibt

Von Stefan Salger, Mammendorf

Hunde sind die besten Freunde des Menschen, heißt es. Lassie oder Struppi wurden in TV-Serien oder Comics ein Denkmal gesetzt. In manchen Vierbeinern freilich stecken auch noch Hochleistungssportler - sie tragen ihre Geschwindigkeit bereits im Namen: Windhunde. An diesem Sonntag verliert man in Mammendorf die 49 schnellsten Freunde des Menschen weit und breit dennoch nicht aus den Augen - laufen sie doch auf einer ovalen Grasbahn.

Der seit 1974 im Westen des Landkreises ansässige Windhund-Rennverein Bayern feiert in diesem Jahr sein 70-jähriges Bestehen mit einer großen Sause im Wortsinn. Erstmals seit elf Jahren werden unter der Leitung von Holger Donner auf der Mammendorfer Anlage am Jahnweg wieder Gäste- und Vereinsmeisterschaften ausgerichtet. Im Oktober folgt mit dem "Rennen um den Goldenen Maulkorb - Landessiegerrennen" dann das nächste hochklassige Highlight auf nationaler Ebene. Die Zuschauer dürfte in jedem Fall ein echtes Spektakel erwarten, wenn sich die Boxen öffnen und die Hunde der Hasenattrappe hinterher hetzen, die vor ihnen über die Wiese gezogen wird. Die Renndecke, die später dem Sieger umgelegt wird, ist eher was für die Besitzer. Für die Hunde ist immer der Weg das Ziel, auch wenn das Fellbündel vor dem Maul letztlich unerreichbar bleibt.

Leichtathleten mit Ruhepuls 40, die zwar schlecht riechen, aber gute Augen haben - und einen schier durchdringenden Blick: Alexandra Eickholt, die Vereinsvorsitzende, mit ihren zwei Whippets. (Foto: Privat)

Am Start sein werden diesen Sonntag die Rassen Afghane, Saluki, spanischer Windhund Whippet, Englischer Windhund, Italienisches Windspiel, die Galgos mit ihren orientalischen Wurzeln, Silken Windsprite (eine noch sehr junge Hunderasse aus den USA) sowie Basenji (eine windhundverwandte Rasse aus Zentralafrika). Multikulti auf vier Beinen also.

Greyhounds, die als die schnellsten Hunde gelten und bis zu 70 Sachen schaffen, sind diesmal nicht vertreten, wohl aber einige Whippets, die so etwas sind wie die ewigen Silbermedaillengewinner der Windhunde. Sie schaffen auf der 370 bis 480 Meter langen "Doppel-U-Bahn" mit je zwei Geraden und Kurven Geschwindigkeiten bis zu 65 Kilometer pro Stunde. Damit kommen sie zwar nicht ganz ans schnellste Landtier, den Gepard, heran. Aber einen Usain Bolt, der es beim Sprint-Weltrekord 2009 in Berlin in der Spitze auf gut 44 Sachen brachte, zeigen die Mammendorfer Starter locker die Hinterläufe.

Alexandra Eickholt ist jedes Mal aufs Neue fasziniert von der Kraft, Geschwindigkeit, Leidenschaft und der Ästhetik der Windhunde. Die Vorsitzende des 22 Mitglieder zählenden Vereins begeistert sich seit vielen Jahren für Rennen, aber vor allem für die Hauptdarsteller: Was für andere exotisch ist, ist für die 44-jährige Unfallchirurgin aus Königsbrunn ein wunderbares Hobby. Sie hat selbst zwei sehr erfolgreiche Whippets sowie einen acht Monate jungen Greyhound. Zwei- bis dreimal die Woche werden diese mit der eigenen "Hasenzugmaschine" trainiert. Vor den Rennen bekommen sie besonders protein- und fettreiches Kraftfutter. Ein Ruhepuls von 40 ist der Beleg, dass sie topfit sind. Dass mancher Tierschützer die Hunde für überzüchtet hält, ist für Alexandra Eickholt, die als Kind mit einem Besset aufwuchs, nicht nachvollziehbar: Ihre Schützlinge seien robust, widerstandsfähig, sozial, sensibel und ausgesprochen "menschengebunden".

Die Anlage in Mammendorf wurde jüngst saniert. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Für die Vereinsmeisterschaft haben sich Donner und Eickholt ein besonderes Reglement einfallen lassen: Die teilnehmenden Hunde werden nicht einfach nach Größe eingeteilt, sondern nach ihrer in Solo-Vorläufen erreichten Zeit. Denn auch bei Vierbeinern gilt, dass David schon mal auf Augenhöhe mit Goliath ist. Und Zweibeiner können sich zwar nicht für eine Hasenattrappe begeistern, wohl aber für Spannung in engen Rennen. Diese finden statt auf einem 4000 Quadratmeter großen Gelände mit Bewässerungs- sowie Galgenanlage.

Das Windhundrennen am Sonntag, Beginn 10 Uhr, wird live übertragen unter https://www.windhundrennverein-bayern.de/wrv-livestream.html.

© SZ vom 27.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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