Maisach:Ein neuer Name für die Tierfreunde Brucker Land

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Der Landkreis Fürstenfeldbruck hat kein Tierheim, lediglich einige Auffangstationen verschiedener Vereine. Eine davon ist das Tierquartier in Überacker, in dem diese Katze eine vorübergehende Bleibe gefunden hat. (Foto: Jana Islinger)

Der Verein heißt jetzt „Allianz der Tier- und Naturfreunde“. In die Bemühungen um ein zentrales Tierheim im Landkreis könnte indes Bewegung kommen.

Von Heike A. Batzer, Maisach/Überacker

Die Tierfreunde Brucker Land gibt es nicht mehr. Der Verein besteht weiter, aber der Name ist nach 23 Jahren Geschichte. Bei der Mitgliederversammlung wurde die Umbenennung jetzt beschlossen. Die Tierschützer heißen nun „Allianz der Tier- und Naturfreunde“. Man wolle sich breiter aufstellen, sagt Vorsitzende Andrea Mittermeir dazu.

Der Verein bemüht sich bereits seit geraumer Zeit, den Bau eines zentralen Tierheims im Landkreis voranzubringen, vermisst dabei aber den politischen Willen. Nun könnte Bewegung in die Sache kommen. Maisachs Bürgermeister Hans Seidl meldete in den sozialen Medien eher beiläufig einen „Neubau am Standort in Überacker für alle Landkreiskommunen“. Auf Nachfrage der SZ konkretisiert er, dass ein entsprechendes Grundstück dafür in Frage kommen könnte, das unmittelbar neben dem Quartier der „Allianz der Tier- und Naturfreunde“ an der Straße zwischen Maisach und Überacker liegt. Es gehört der Gemeinde Maisach. Der Gemeinderat sei bereit, das Grundstück auf Erbbaurechtsbasis zur Verfügung zu stellen, um darauf ein Tierheim errichten zu können, sagt Seidl.

Das Grundstück könnte zumindest eine Grundlage sein. Eine „überfraktionelle“ Gruppe von Bürgermeistern und Vertretern aus dem Kreistag arbeitet laut Seidl daran, in der Tierheimfrage eine Lösung zu finden. Vorstellbar sei, dass sich Städte und Gemeinden im Landkreis über eine Zweckvereinbarung zusammentun und so einen Teil der Finanzierung übernehmen. Eine Zweckvereinbarung regelt, dass Kommunen Aufgaben gemeinschaftlich durchführen können. Dafür müsse man nun die einzelnen Kommunen gewinnen, sagt Seidl: „Wir müssen Schritt für Schritt auf die Gemeinden zugehen.“ Ziel sollte sein, Solidarität unter den Kommunen herzustellen und dann auch die Bevölkerung mitzunehmen. Konkret könnte das bedeuten: Jede Kommune steuert einen Umlagebeitrag bei, denkbar sei ein Euro pro Einwohner. Die andere Hälfte der Kosten eines Tierheimprojekts solle die Bevölkerung über Spenden tragen. Allein könnten die Kommunen dies in der derzeitigen finanziellen Lage nicht stemmen, betont der Maisacher Bürgermeister.

Waren im Mai zu Gast bei den Tierfreunden Brucker Land in Überacker (von links): Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, Ilona Wojahn, Präsidentin des Landesverbands Bayern, und Maisachs Bürgermeister Hans Seidl (Foto: Jana Islinger)

„Wir müssen jetzt was Vernünftiges hinstellen für den Tierschutz“, sagt Hans Seidl

Den Zustand, wie er sich im Landkreis Fürstenfeldbruck darstellt, nämlich ein paar einzelne Tierschutzvereine zu haben, aber kein zentrales Tierheim, will Seidl so nicht mehr hinnehmen. Als Kreisvorsitzender des Bayerischen Gemeindetages ruft er ohnehin seine Bürgermeister regelmäßig zu Gesprächsrunden zusammen. „Das Problem schleppen wir jetzt schon seit Jahrzehnten vor uns her. Alle Versuche sind aus den immer gleichen Gründen gescheitert. Wir müssen jetzt was Vernünftiges hinstellen für den Tierschutz“, sagt er der SZ. Man müsse auch zeigen, dass man das Thema ernst nehme. Dass viele Kommunen, obwohl zuständig, nicht mit Fundtieren in Kontakt kämen, liege auch daran, dass viele Menschen Fundtiere direkt bei den Tierschutzvereinen abgeben würden. Andrea Mittermeir bestätigt das. Auch aus Unkenntnis würden viele Menschen sich mit entsprechenden Anliegen zunächst an die Tierschutzvereine wenden: „Die Leute sind ja auch manchmal hilflos und werden mit dem Thema im Stich gelassen.“

Seidl war im Mai dabei gewesen, als Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, das Tierquartier der Tierfreunde Brucker Land an der Verbindungsstraße zwischen Maisach und dem Ortsteil Überacker besucht und dabei festgestellt hatte, dass es so marode sei, dass es eigentlich abgerissen werden müsste. Die Verbandsvertreter hatten damals auch darauf aufmerksam gemacht, dass es Zuschüsse für den Bau von Tierheimen gebe. Man habe deshalb mit dem Bayerischen Landesverband des Tierschutzbundes Kontakt aufgenommen, erzählt Seidl.

Maisach
:Tierschutzbund: Tierquartier müsste eigentlich abgerissen werden

Bei einem Ortstermin wird noch einmal deutlich, warum der Landkreis dringend ein zentrales Tierheim braucht.

Von Heike A. Batzer

Das Thema Tierheim ist schon seit Jahren virulent. Der Kreistag half zunächst einen Fonds aufzulegen, aus dem die Tierschutzvereine Geld für die Fundtieraufnahme bekommen sollten. Doch die Summen wurden größtenteils nicht abgerufen. Das Landratsamt hatte dann die Kommunen mit der Bitte um ein Grundstück für ein Tierheim angeschrieben, eine erfolgversprechende Rückmeldung gab es nicht. Zuletzt war man in der Kreisbehörde zu dem Schluss gekommen, ohnehin bereits mehr als alle anderen Landkreise für den Tierschutz zu leisten, was eine sehr subjektive Sicht auf das Problem darstellte. Denn der Landkreis Fürstenfeldbruck ist im weiten Umkreis der einzige, der kein zentrales Tierheim hat. Eine Lösung im Zusammenhang mit dem Reitstall in Fürstenfeldbruck scheint ebenfalls geplatzt zu sein.

Ob und inwieweit nun die ehemaligen Tierfreunde Brucker Land mit ins Boot genommen werden, wird sich zeigen. Der Verein hatte zuletzt eigene Bemühungen unternommen, um ein Grundstück zu finden. Im derzeitigen Tierquartier im alten Maisacher Wasserwerk gilt der Aufnahmestopp für Fundtiere weiterhin. Ende der Woche wird Vereinsvorsitzende Mittermeir mit Maisachs Bürgermeister Seidl zum Gespräch zusammenkommen, eine Woche später mit Vertretern des Kreisveterinäramts.

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