Theater:Unter der Oberfläche

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Die 18-jährige Katharina Holzhey aus Fürstenfeldbruck hat ein Theaterstück über ein junges Mädchen auf der Suche nach sich selbst geschrieben, das sie nun selbst inszeniert hat. Anders als ihre Protagonistin hat sie ihren Weg bereits gefunden

Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Wenn die Jugendlichen in ihrer Umgebung Schwimmer sind, dann ist Katharina Holzhey eine passionierte Taucherin - natürlich im übertragenen Sinn. Denn wenn sich die anderen über die angesagtesten Serien und Youtuber unterhalten, kann die 18-Jährige dem nur wenig abgewinnen. "Ich habe immer gedacht, ich bin furchtbar egoistisch, weil ich aussteige, wenn andere über solche Sachen reden", sagt Holzhey. Sie beschäftigt sich lieber mit dem, was unter der glänzenden Oberfläche liegt. In der Philosophie hat sie etwas gefunden, womit sie sich wohl fühlt. "Ich habe ein paar Freunde, die das studieren und wenn wir die halbe Nacht zusammen sitzen und diskutieren, dann fühlt sich das einfach richtig an", sagt Holzhey. Und aus den Gedanken, die sie sich über ihre Generation gemacht hat, hat sie das Theaterstück "Fadenspiele" geschrieben, das nun in der Aula ihrer Schule, dem Viscardi-Gymnasium, aufgeführt wird.

Wenn die 18-Jährige über das Stück und ihre Hauptperson spricht, spürt man, dass viel Autobiografisches darin steckt. Die Protagonistin Alice existiert in zwei Versionen, die auch von zwei Schauspielerinnen dargestellt werden: Die oberflächliche Alice, die ein Idealbild von sich entwirft und lebt, welches von den Vorstellungen ihrer Umgebung geprägt ist. Und die nachdenkliche, komplexe Alice, die eigentlich etwas ganz anderes will. Immer schwerer fällt es ihr dabei, die bröckelnde Fassade aufrecht zu erhalten. "Eine Freundin meinte zu mir, dass es doch blöd ist, wie unterschiedlich die beiden Figuren sind und dass sie doch niemals ein und die selbe Person sein können. Dass genau das eben doch möglich ist, will ich mit dem Stück zeigen", sagt Holzhey. "Als ich es dann zum ersten Mal gesehen habe, war ich allerdings schon überrascht, wie viel von mir darin ist, vor allem auch Dinge, von denen ich vorher gar nicht wusste, dass sie auch zu mir passen."

Begonnen hat alles mit einem Traum, in dem sie die Grundstimmung und den ersten Satz gesehen habe. Daraus habe sie dann den Text entwickelt. "Mir war vorher gar nicht klar, wie schwer es ist, ein Theaterstück zu schreiben. Weil man ja nur das zeigen kann, was die Figuren sagen, aber nicht das, was sie dazwischen denken". Deshalb habe sie die Geschichte auch zuerst als Buch geschrieben, um ihre Figuren besser kennen zu lernen. Danach sei es ihr dann wesentlich leichter gefallen, das Stück zu verfassen.

"Fadenspiele" ist ihr erstes Werk. Zuvor habe sie sich lediglich mal mit Poetry-Slams beschäftigt, zwei der dabei entstandenen Texte hat sie im Theaterstück integriert. Außerdem spielt sie gerne Impro-Theater, Gitarre und malt. Doch obwohl sie wahnsinnig gern zeichne, habe sie diese Ausdrucksform nie richtig erfüllt. "Ich habe mir das dann immer angeschaut und gedacht, ja, schön, aber doch nur oberflächlich." Beim Schreiben habe sie nun das erste Mal das Gefühl gehabt, wirklich das ausdrücken zu können, was sie beschäftige.

Deshalb verwundert es nicht, dass sie nach dem Abitur in wenigen Monaten, gerne ein kulturelles Jahr im Theaterbereich oder eine Hospitanz machen würde. Und auch ihr Studienwunsch steht fest: Philosophie. "Früher wollte ich Modedesign oder Kunst studieren, aber ich habe gemerkt, dass ich da nicht wirklich reinpasse." Bei einer Probevorlesung über die Philosophie von Immanuel Kant an der Ludwig-Maximilians-Universität hat sie sich schon davon überzeugt, dass das Studium das richtige für sie ist. Und auch ihr P-Seminar hat sich mit Kant beschäftigt, genauer gesagt mit dessen Moralphilosophie in Verbindung mit der Castingshow "Germany's next Topmodel".

Für die Inszenierung ihres Stückes wollte sie eigentlich mit Profis zusammenarbeiten. "Ich habe den Text einigen Leuten gezeigt, aber niemand hat so richtig gezogen. Und ich habe mir gedacht, bevor es irgendjemand so halbherzig macht, übernehme ich das lieber selber." Gemeinsam mit drei Schauspielerinnen, mehreren Statisten und einem Musiker hat sie ihr Stück dann nach dem Unterricht in den Räumen der Schule einstudiert und dabei gelernt, wie schwierig die Aufgabe als Regisseurin ist. Deshalb sei sie stolz auf das, was nun auf der Bühne zu sehen ist. Und sie kann sich gut vorstellen, dass es nicht ihre letzte Inszenierung ist.

Aufführung "Fadenspiele", Montag, 6. Februar, von 19.30 Uhr an in der Aula des Viscardi-Gymnasiums Fürstenfeldbruck. Der Eintritt ist frei.

© SZ vom 04.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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