Theater:Turbulente Komödie

Boeing Boeing

Junges Ensemble mit einer erfahrenen Ergänzung (hinten von links): Katja Lisa Engel, Lisa Bales und Sarah Müller sowie (vorne von links) Julian Brodacz, Manuel Grund und Theaterleiter und Schauspieler Oliver Kübrich.

(Foto: Theater im Roßstall)

Das Germeringer Roßstall-Theater eröffnet die Saison mit dem Boulevardstück "Boeing, Boeing" und setzt bei der Inszenierung fast ausschließlich auf Nachwuchsschauspieler

Von Florian J. Haamann, Germering

Mit einem echten Hollywood-Klassiker beginnt die neue Spielzeit am Germeringer Roßstall-Theater. Denn gespielt wird die Boulevard-Komödie "Boeing, Boeing", 1965 verfilmt mit Tony Curtis und Jerry Lewis. Es ist ein rasantes Stück über einen Journalisten, der zeitgleich mit drei Flugbegleiterinnen zusammen ist. "Wir wollten einfach mal eine richtige Knallbonbon-Inszenierung machen", erzählt Cecilia Gagliardi, die vor einem Jahr gemeinsam mit Oliver Kübrich die Leitung des Hauses übernommen hat, nachdem Willi Hörmann diesen Posten nach mehr als einem Jahrzehnt abgegeben hatte. Die neue Inszenierung ist auch ein weiterer Schritt auf dem Weg der Neuausrichtung.

Denn bis auf Kübrich werden ausnahmslos junge Schauspieler auf der Bühne stehen, die meisten von ihnen zum ersten Mal auf einer größeren Bühne und aus Germering stammend. Gefunden hat Gagliardi, die bei dem Stück Regie führt, den Nachwuchs bei den Theaterworkshops, die sie leitet. "Die haben alle Talent. Deswegen sollten wir sie behalten. Aber man muss sie auch beschäftigen, sonst sind sie weg. Und es ist mir ganz wichtig, zu zeigen, dass es in Germering Nachwuchs gibt. Fast komplett auf unerfahrene Schauspieler zu setzen, ist war ein Risiko, aber mit diesem Stück kann man das absolut wagen", sagt Gagliardi. Wenn sie über die Qualitäten der einzelnen Schauspieler spricht, gerät sie ins Schwärmen. Um den Nachwuchs zu verstärken, wurden auch zwei junge Profis engagiert. Um möglichst vielen Schauspielern die Möglichkeit zu geben, ist eine Rolle doppelt besetzt, die beiden Darstellerinnen spielen im Wechsel.

Um dem Ensemble gerecht zu werden, hat die Regisseurin auch das Bühnenbild angepasst: spielerische Elemente, knallbunte Möbel, an den Wänden finden sich fast schon kindische Symbole. "Das ist eine Hommage an die jungen Leute." Auch die Landkarte, die die Hauptfigur Bernard nutzt, um zu zeigen, wo seine Liebschaften gerade unterwegs sind, ist keine echte Karte, sondern eher ein Produkt seiner Fantasie. "Für mich ist das Stück wie ein modernes Märchen. Schon als ich als Kind den Film gesehen habe, war er für mich irgendwie unreal komisch", sagt Gagliardi.

Um das Stück zu modernisieren, hat sie einen ganzen Charakter umgeschrieben. Hat Bernhard im Original eine Haushälterin, die ihm hilft, seine Frauengeschichten zu organisieren, ist es nun sein Vater. "Welcher junge Mann hat heute schon eine Haushälterin? Für mich war das nicht passend", erklärt die Regisseurin. Der Vater, gespielt von Kübrich, ist ein mittelloser Althippie, der gerne und viel zu viel kifft und trinkt. Deshalb hat ihn die Frau rausgeworfen, nun wohnt er kostenlos bei seinem Sohn, ist aber alles andere als eine Hilfe in Sachen Liebschaftsorganisation. Und so kommt es schnell zu einer Menge Chaos, das für die Zuschauer natürlich ungemein unterhaltsam ist. "Ich wollte ein Stück, das einfach nur Spaß macht. Aber so etwas zu inszenieren ist nicht so einfach. Alles muss perfekt getimet sein, alles muss auf die Sekunde stimmen. Das ist viel technische Arbeit, die das Publikum dann gar nicht so mitbekommt". Gagliardi will auch künftig eher auf unterhaltsame Stücke setzen. "Psychodramen oder die großen Klassiker, sollen lieber die Theater machen, die auch die richtigen Werkzeuge dazu haben. Da wollen wir uns nicht mehr ran wagen. Dafür eher an leichte Sachen, die aber auch nicht blöd sind", sagt sie zur Zukunftsplanung.

Ziel ist es, den Roßstall mittelfristig zu einem Kulturzentrum und Begegnungsort zu machen. "Es soll nicht mehr nur Schauspiel auf der großen Bühne geben, sondern vielleicht auch mal eine Werkbühne." Dazu soll auch die Bühne 2 stärker belebt werden. Langsam habe man auch Erfahrung, was bei den Leuten ankommt und was eher nicht so. Mit diesem Wissen blickt die Theatermacherin zuversichtlich in die Zukunft.

"Boeing, Boeing", Germeringer Roßstall, Premiere am Freitag, 19. Oktober, 20 Uhr. Nächste Termine: Samstag, 27. Oktober, Samstag, 3. November, Sonntag, 11. November. Karten ab elf Euro

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