Auch der dritte Versuch, eine Bank auszurauben, scheitert. Eine Überraschung ist das für die Besucher der Komödie "Zwei wie Bonnie und Clyde" im Germeringer Roßstall-Theater nicht mehr, sind sie doch schon vorgewarnt, weil das Gangsterpaar Manni und Chantal schon zweimal vergeblich versucht hat, 100 000 Euro per Banküberfall zu ergaunern. Die beiden dilettantischen Räuber sind zwar aufs große Geld aus und eifern ihren berühmten Vorbildern nach - mit allen Kräften, doch vergeblich. Denn da fehlt es nicht nur - eigentlich sympathisch - an krimineller Energie, sondern auch - komikverdächtig - an Grips.
Der erste missglückte Banküberfall mit anschließender Flucht in ein ehemaliges Schuhlager ist erst der Anfang einer Reihe von grotesken Pannen, alle ähnlich, eine desaströser als die andere - und eine komischer als die andere; nicht für das chronisch erfolglose Paar, umso mehr fürs Publikum. Das Stück von Tom Müller und Sabine Misiorny ist glänzend geschrieben, aber sicherlich nicht ganz einfach umzusetzen. Denn die immer neuen Versuche, per Banküberfall ans große Geld zu kommen und dabei üble Schlappen zu erleiden, ähneln sich sowohl vom Text als auch von der Situation her. Doch die einfallsreiche Regie von Cecilia Gagliardi holt die beste Komik aus dem Stück heraus und garantiert Dauerlachen.
Zudem sind die zwei wendig agierenden Schauspieler ein prächtiges Team. Lisa Bales als Chantal und Manuel Grund als Manni geben sich im Schuhlager wild entschlossen (Manni) und unheilbar fehlerhaft (Chantal). "Weiß nicht", ist Chantals Standardantwort auf Mannis Fragen. Das passend nüchterne Bühnenbild haben Nina Schimmelmann und Peter Wimmer entworfen und gebaut. Die Startrampe zum großen Reichtum ist Schauplatz von Banküberfall-Generalproben und der Ort wiederkehrender Verzweiflung, wenn mal wieder nichts geklappt hat. Ist Chantal wirklich so doof? Und ist Manni nicht auch ziemlich doof, immer wieder darauf zu vertrauen, dass sie beim nächsten Mal doch als Beifahrerin den richtigen Weg findet, pannenfrei Schmiere steht, möglichst die passenden Nylonstrumpfhosen als Masken kauft und tatsächlich die Beute mitnimmt? Während Manni hoch konzentriert den nächsten Coup plant, träumt Chantal zwischen Schuhkartons von der Hochzeit mit ihm in "Los Vegas", wie sie beständig die Spielerstadt umtauft. Jede Einzelheit des Stückes mit Hoffen, Üben, Ausüben und Misslingen ist eine amüsante Überraschung, bis zum unvorhersehbaren Schluss mit sozusagen einem halben Happy End, wobei man sich fragt: Zufall oder Intelligenz? Unbeantwortet bleibt bei beiden tölpeligen Möchtegern-Ganoven auch die Frage, wer nun mehr kriminelle Energie hat - und wer am Ende tatsächlich doofer gewesen ist.
Lisa Bales als Chantal spielt ihr ganzes Können aus. Mal gut-, mal widerwillig folgt sie den Anweisungen ihres Freundes regelmäßig nicht, weil sie's einfach nicht schafft, auch wenn sie noch so detailversessen jeden Überfall mit ihrem Manni probt und penibel darauf besteht, dass er bei der Flucht-Probe den Autogurt pantomimisch auf der richtigen Körperseite festzurrt. Beim wiederkehrenden Versuch der beiden, zu klären, wer denn nun wieder schuld daran ist, dass alles schief gegangen ist, fühlen sich manche Besucherpaare offenbar spürbar an eigene ähnliche Dialoge erinnert. Vom Text her liegen die meisten Pointen bei Chantal; doch hält Manuel Grund mit zunehmender Verzweiflung kräftig dagegen. Und wenn Chantal dem erzürnten Freund mit einem wimpernklimpernden: "Jetzt bist du mir böse!", entgegentritt, ist die Sympathie des Publikums gleichmäßig verteilt. Hochsympathischer, gelungener Abend. Beste Unterhaltung.