Techno lebt:Dr. Motte feiert in Mammendorf

Der Begründer der Loveparade und etwa 4000 Raver kommen zum ersten Electric Summer Festival ins Freibad. Organisator DJ Novus ist glücklich mit der Party

Von Jakob Mandel, Mammendorf

Nur der DJ ist zwischen dem Nebel im roten Licht sichtbar. Dr. Motte steht im grünem T-Shirt hinter seinem Pult und legt auf. Es ist dunkel, nur die Lichteffekte der Bühne erhellen das Festivalgelände in Mammendorf, die Bars um die Menge herum sind nur schwach beleuchtet. Über den VIP-Bereich kann man auf den hinteren Teil der Bühne gelangen, sodass auch hinter Dr. Motte gefeiert wird. Auch dort ist es dunkel, nur Dr. Motte, grün in rotem Licht, ist sichtbar und zelebriert mit seinem Publikum seine Technomusik. Aus sich wiederholenden, synthetischen Tönen wird eine Melodie zusammengesetzt, immer mehr Töne kommen hinzu, die Musik wird schneller und schneller, bis der Höhepunkt, der "Drop", erreicht ist. An dieser Stelle fallen alle bisher eingesetzten Elemente außer dem Hauptthema weg und der Bass, der alles durchdringt, setzt ein. Alle Komponenten setzt der DJ erst vor dem Publikum zusammen: Die Musik, die das Publikum hört, ist bei jedem Rave und jedem Festival einzigartig.

Dr. Motte, Matthias Roeingh, Electric Summer Festival 2019

Er segnet die Massen: Dr. Motte beim Festival.

(Foto: Matthias Döring)

Dr. Motte ist das Highlight des ersten "Electric Summer Festivals" im Freibad Mammendorf. Er hat im Jahr 1989 die Loveparade begründet, die am 1. Juli vor 30 Jahren erstmals durch Berlin zog, mit 150 Teilnehmern. 1999 kamen etwa 1,5 Millionen Besucher, danach sanken die Zahlen. Die Techno-Parade machte Dr. Motte, der bürgerlich Matthias Roeingh heißt, international und auch außerhalb der Technoszene bekannt. Er organisierte mit seiner Firma das Event in Berlin, bis er 2004 aus Abneigung gegen die Kommerzialisierung das Unternehmen verließ.

Electric Summer Festival 2019

Die Besucher feiern ausgelassen und friedlich bis in die Nacht., dann geht es in Bruck weiter.

(Foto: Matthias Döring)

Am Samstag wurden Techno- und Elektromusik auf drei Bühnen gespielt, acht Foodtrucks verkauften Essen und das Schwimmbecken war bis 18 Uhr geöffnet. An den Bars konnte man aus vier Bieren und elf Longdrinks wählen. Bis 23 Uhr dauerte der "Rave" in Mammendorf, im Anschluss gab es eine After-Show-Party in der Alten Druckerei in Fürstenfeldbruck.

DJ Novus aka Groove Coverage aus Landshut hat für den Veranstalter Manuel Mrasek von Euphoria, der das Freibad Mammendorf als Fürstenfeldbrucker schon seit langem im Blick für ein Festival hatte, die DJs organisiert, er hat jahrelange Erfahrung in der Branche und kennt die DJs, die in Mammendorf auftraten, alle persönlich. Er betont, wie gut ihm der Freizeitpark gefalle: "Die Location in der Art ist im Umkreis, glaube ich, einzigartig. Für das erste Jahr ist es super." Er sei glücklich mit dem Festival. Mit Dr. Motte habe er ein "Urgestein" der Szene nach Mammendorf lotsen können, der die Menschen anziehe und begeistern könne. Er habe großen Einsatz für das Festival gezeigt. Man habe mit Dr. Motte, Moonbotica und Felix Kröcher drei Top-Acts nach Mammendorf holen können.

Electric Summer Festival 2019

Dr. Motte ist das Highlight des ersten "Electric Summer Festivals" im Freibad Mammendorf.

(Foto: Matthias Döring)

Das Festival soll es weiter geben. Man wolle langsam und nachhaltig wachsen, sagt Novus, für das nächste Jahr gebe es schon 28 Punkte, die man noch verbessern könne. Eine Idee sei eine "Newcomerstage", wo vor allem junge Künstler aus dem Landkreis und der Region auflegen sollen. Schon dieses Jahr hätten die DJs ein Lob verdient, wie die aus Fürstenfeldbruck stammende Sofie Sapuna, die auf der zweiten Bühne und der After-Show-Party aufgetreten war. "Wir wollen keines dieser Festivals sein, die nur mit aufgeblasenen Namen Leute locken wollen", sagt Novus. Beim "Electric Summer Festival" sollen Musik und Kultur im Mittelpunkt stehen und "dass die Leute mit einem Grinsen nach Hause gehen". Dazu trägt sicher auch das Schwimmbecken bei, das bei angenehmen Temperaturen gerne genutzt wird.

Diesen Eindruck bekommt man auch, wenn man über das Gelände geht. Dass jemand wegen zu vielen Alkohols besinnungslos auf der Wiese liegt, ist nicht zu sehen, und die Stimmung unter den Gästen ist sehr gut. "Eine saugeile Party", sagen die Besucher Jonas Hillmeier und Jonas Haupt. Den größten Teil der rund 4000 Gäste - Novus schätzt, dass insgesamt etwas weniger als die im Vorfeld erwarteten 4500 gekommen sind - machen junge Leute aus, aber einige Technofans über 40 tanzen begeisterter als viele junge Besucher den "Melbourne Shuffle", bei dem man einen Fuß vor den anderen setzt und die Beine aus den Fußgelenken schnell in beide Seiten dreht. Die Techno-Fans feiern absolut friedlich, die Sanitäter berichten von nur einer Platzwunde. Größere Unfälle oder Streitigkeiten gibt es nicht.

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