Süddeutsche Zeitung

Technikdenkmal bei Egenhofen:Treibriemen, Walzen und Zahnräder

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Die Furthmühle startet mit einer Fotoausstellung in die Museumssaison

Von Florian J. Haamann, Egenhofen

Die Furthmühle bei Egenhofen ist wahrlich ein ganz besonderes Museum. Denn nirgends sonst in der Umgebung, geschweige denn im Landkreis, kann man eine noch funktionstüchtige historische Mühle besuchen, die auch noch von einem echten Müller betrieben wird. Zwar darf das dort hergestellte Mehl mittlerweile nicht mehr verkauft werden - die Holzbretter entsprechen nicht mehr den aktuellen Hygienevorschriften. Zu Demonstrationszwecken darf die Mühle aber noch betrieben werden. Es ist nicht nur das eindrucksvolle Gebäude, das die Furthmühle so besuchenswert macht. Es ist vor allem der Müller Albert Aumüller, mit seinem umfangreichen Wissen, welches er leidenschaftlich an jeden interessierten Besucher weitergibt.

Knapp 7000 Besucher hat er im vergangenen Jahr in die Kunst des traditionellen Mahlens mit alten Geräte eingeführt, bei 237 Führungen. Während an Sonn- und Feiertagen stündlich offene Führungen statt finden, ist Aumüller den Rest des Jahres stets bereit, angemeldete Gruppen durch die Räume auf eine Reise in die Vergangenheit seines Handwerks mitzunehmen. Direkt vor den Geräten erfahren die Besucher, wie das Schroten, Walzen funktioniert, welche Logistik nötig ist, um Getreide und Mehl durch die einzelnen Stationen zu transportierten und welche Technik all die Maschinen angetrieben hat. Und auch wenn die Riemen heute nicht mehr durch Wasserkraft, sondern mit Elektrostrom abgetrieben werden, kann Aumüller auch die historischen Vorgänge bis ins Detail und hochspannend erklären. Und wenn er gerade einmal nicht als Museumsleiter unterwegs ist, kümmert er sich um die Gebäude oder steht im Hofladen.

Mit den ersten warmen Tagen steigt nun auch wieder der Ausflugsdrang der Besucher, und so beginnt an diesem Wochenende auch in der Furthmühle die Saison - mit einer Sonderausstellung. Gezeigt werden mehr als 150 Fotografien von Marie Thèrèse Ritz-Burgstaller. Regelmäßige Sonderausstellungen gehören zum festen Programm in der Furthmühle. Ritz-Burgstallers Fotografien sind in der Umgebung der Furthmühle entstanden und zeigen, was für eine riesige Pflanzen- und Tiervielfalt rund um die 1828 gebaute Mühle mit ihren drei Weihern und dem künstlichen Kanal zu finden ist.

Und so wird die Ausstellung, neben den künstlerischen ebenfalls interessanten Ansätzen, vor allem deshalb so sehenswert, weil sie eine hervorragende Lehrstunde in Sachen heimischer Biologie wird. So hat Ritz-Burgstaller stundenlang die Geburt einer Libelle beobachtet, die erst aus ihrem Larven-Panzer ausbricht, sich dann ausruht, die Flügel trocknen und ausrollen lässt und dann endgültig aus ihrer Hülle schlüpft. All diese Stadien hat die Fotografien eingefangen und nun ausgestellt. Auch die Nahaufnahmen zahlreicher Insekten zeigen die Schönheit und Farbvielfalt dieser Lebewesen. Höhepunkt der Ausstellung ist das Foto eines Eisvogels, der mit seinem leuchtenden blauen und orangenen Gefieder zu den prächtigsten einheimischen Lebewesen gehört. "Ich freue mich, wenn ich unseren Eisvogel zwei bis dreimal im Jahr kurz sehe. Das sind ganz besondere Momente für mich, die ich auch gleich in mein Tagebuch eintrage", erzählt Aumüller. Am Eröffnungstag der Ausstellung gibt es außerdem eine Lesung mit Albert Donhauser.

Für die Furthmühle ist die Fotoausstellung nur der Auftakt für eine wieder ereignisreiche Saison. Neben dem Mühlentag, an dem das Museum zum 25. Mal teilnimmt, stehen mehrere Lesungen und Konzerte an, zudem stehen zu den Kreiskulturtagen und zur Brucker Kulturnacht besondere Veranstaltungen an. Und auch einen Vortrag über die Familie Lotzbeck, das Adelsgeschlecht, dass die Furthmühle einst gebaut hat, plant Aumüller. Zudem gibt es einen Wanderweg rund um die Mühle, die Karte liegt in der Furthmühle aus.

Ausstellung "Flora Fauna Furthmühle", zu sehen ab Sonntag, 2. April. Am Nachmittag liest Albert Donhauser "Max und Moritz auf boarisch", zudem gibt es Führungen durch die Mühle.

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Quelle:
SZ vom 01.04.2017
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