Tattoowierer in Fürstenfeldbruck:Erst auf der Leinwand, dann unter der Haut

Schon als Jugendlicher malt Chris Teutsch leidenschaftlich gerne. Als er sich sein erstes Tattoo stechen lässt, fasziniert ihn auch diese Kunst und er macht sie zu seinem Beruf. Mittlerweile steht auch sein Sohn Franky mit ihm zusammen im Studio "Black-Bite"

Von Cynthia Seidel, Fürstenfeldbruck

Wie der Vater so der Sohn. Im Brucker Tattoostudio "Black-Bite" tätowieren Chris Teutsch und sein Sohn Frank - "Franky" - Teutsch seit einigen Jahren zusammen. Die Anfänge ihres Tattoo-Studios führen - wie bei viele anderen Unternehmen die in den Neunzigern entstanden sind - zurück zu den Teutschs nach Hause. Zufällig entdecke der damals 18-jährige Chris Teutsch, was später zu seiner Berufung werden sollte. "Ich habe mich schon immer mit Zeichnen und Kunst beschäftigt, also mit Öl gemalt und alles ein wenig ausprobiert", sagt Teutsch.

Tattoowierer in Fürstenfeldbruck: Der 23-Jährige Franky führt zusammen mit seinem Vater Chris Teutsch das Brucker Tattoo-Studio "Black-Bite".

Der 23-Jährige Franky führt zusammen mit seinem Vater Chris Teutsch das Brucker Tattoo-Studio "Black-Bite".

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Zu seinem 18. Geburtstag hat er sich dann sein erstes Tattoo - den geschmückten Kopf eines Indianers - auf die rechte Schulter stechen lassen. "Da habe ich dieses Handwerk zum ersten Mal gesehen und fand es sehr interessant." Danach habe er sich nach und nach die Ausrüstung gekauft, erzählt der Tätowierer, "Das war der Anfang". Die nächsten vier Jahre übt Teutsch die Tätowierkunst als Hobby aus, probiert viel im Freundeskreis, bringt sich das Handwerk selbst bei, bis er sein erstes offizielles Tattoo-Studio eröffnet.

Black Bite Tattoo Studio FFB

"Franky" Teutsch tätowiert einen Totenkopf im neotraditionellen Stil.

(Foto: Renata Brzic/oh)

24 Jahre ist das nun her, im Jahr 1996 nimmt Chris Teutsch den Betrieb in dem Tattoo Studio, das schon zu der Zeit den Namen "Black-Bite" trägt, auf. Damals noch nicht wie heute im Zentrum vom Fürstenfeldbruck, sondern noch in der Buchenau. "Als ich angefangen habe zu tätowieren, gab es in München gerade einmal sechs Tattoo-Studios. Bis Augsburg war da nur ich." Mittlerweile gebe es in München mehr als 100 Studios.

In seinem mittlerweile in der Augsburgerstraße angesiedelten Studio tätowiert Teutsch schon seit einigen Jahren nicht mehr allein. Sein Sohn Franky hat die Leidenschaft des Vaters übernommen und steht mit ihm gemeinsam im Laden. Der 23-Jährige war sich allerdings zu Schulzeiten noch nicht sicher, ob das Tattoo-Handwerk das Richtige für ihn ist. "Mein Dad hat halt seit ich denken kann tätowiert und dann war ich von klein auf immer mit im Studio und habe ihn auch mal selbst tätowiert", erzählt Franky. Fünf Jahre war er damals alt, als Motiv hat er sich für eine Blume entschieden, die den Fuß seines Vaters bis heute ziert. Der beschreibt sie als "eine seiner schönsten Tätowierungen".

Black Bite Tattoo Studio FFB

Chris Teutsch führt das Studio seit 1996.

(Foto: Renata Brzic)

Franky hat schon immer gerne gezeichnet - auch hier scheint er die Leidenschaft seines Vaters geerbt zu haben. Trotzdem sei er sich bis zum Schulabschluss unsicher gewesen, ob der Weg seines Vaters auch für ihn der richtige ist. Dennoch habe er sich dazu entschlossen, einfach einmal einen Blick auf das Tattoo-Handwerk zu werfen. "Ein Jahr habe ich dann geübt und zugeschaut und mich dann als Tätowierer selbstständig gemacht", sagt Franky.

Tätowieren könne er alle Motive, aber am liebsten steche er im "neotraditionellen" Stil - einer Mischung aus Old-School und Realistik, erklärt Franky. "Man kann fast jedes Motiv in dem Stil tätowieren. Dabei arbeitet man mit fetten Konturen und vielen Linien." Jedes Foto könne mit Hilfe dieser Linien so umgewandelt werden, erzählt Franky. "Es ist nicht komplett realistisch, eher ein wenig comichaft." Seinem Vater gefallen hingegen besonders die sogenannten "Japanischen Tattoos". Diese sind meist großflächig und zeigen mythische Motive, wie Drachen, Kois und Tiger.

Black Bite Tattoo Studio FFB

Teutsch und sein Sohn Franky tätowieren nicht jeden und alles.

(Foto: Renata Brzic)

Das wohl aufwendigste Motiv, dass Chris bisher gestochen hat, ist ein komplexes Ganzkörpertattoo. Seit etwa sechs Jahren kommt eine Frau dafür immer wieder ins "Black-Bite". Auf ihrem Körper seien allerdings nicht nur ein großes, sondern viele verschiedene Motive. Ihr Ziel: Kein Fleck ihrer Haut solle am Ende noch zu sehen sein, erzählt Teutsch. "Nach sechs Jahren würde man glauben, es gibt kein Platz mehr, aber dann finden wir doch noch freie Stellen." Ihr Tattoos reichen bisher von der Seite des Gesichts, komplett runter bis zu den Füßen und den Händen. Schätzungsweise werde es noch ein bis zwei Jahre dauern, bis das Projekt abgeschlossen ist, so Teutsch.

Teutsch und sein Sohn Franky tätowieren aber nicht jeden und alles. Zuweilen sagen sie auch nein. "Erst kürzlich kam eine 16-Jährige, die noch gar kein Tattoo hatte, zusammen mit ihrer Mutter zu uns", erzählt Franky, "Als erstes Tattoo wollte sie dann gleich eine Rose auf den gesamten Handrücken haben". Nachdem das die beiden Tätowierer dann auch noch erfahren haben, dass die Jugendliche noch keinen Arbeitsplatz hat und noch nicht mit der Schule fertig ist, haben sie ihr geraten, noch ein wenig zu warten und nach dem Schulabschluss noch einmal wieder zu kommen.

"Wenn man so jung ist, kann man sich das einfach gar nicht vorstellen und realisieren, dass es ein ganzes Leben lang bleibt", sagt Chris. Einstellungen und Geschmäcker können sich immer verändern. "Mit 18 denkt man ganz anders als mit 20 oder 25 und mit 30 denkt man dann schon wieder anders", betont der Tätowierer. Selbst er habe Tattoos, die er sich heute nicht mehr stechen lassen würde.

Insgesamt rate Teutsch seinen Kunden und allen, die über ein Tattoo nachdenken, sich gut damit zu beschäftigen - es sei schließlich für das ganze Leben. "Seit es das Internet gibt, lässt sich die Leute von den dort verbreiteten Trends beeinflussen", sagt Teutsch, "was die anderen haben, dass mach ich jetzt auch". Für den 47-Jährigen soll ein Tattoo aber etwas Individuelles und Persönliches sein. "Jedes Jahr gibt es etwas Neues. In den Zweitausendern war es das Arschgeweih, jetzt ist es das Unendlichkeitszeichen", sagt der Tätowierer.

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