Talenteschau:Zaubern und Granteln als Abendvergnügen

Puchheimer Brett'l

Talenten eine Bühne gibt Joe Heinrich (rechts) beim Puchheimer Brettl, hier Zauberer Alexander Bachmeier mit einer Assistentin aus dem Publikum.

(Foto: Günther Reger)

Ein Zauberer und ein Musikkabarettist machen das fünfte Puchheimer "Brettl-Nacht" zu einer unterhaltsamen Veranstaltung

Von Karl-Wilhelm Götte, Puchheim

Alexander Bachmeier präsentiert sich als Mental-Magier oder Comedy-Zauberer bei der "Brettl-Nacht" im Puchheimer Kulturzentrum (PUC). Er faltet eine große Spielkarte zusammen und reißt eine Ecke ab. Dann faltet er die Pik-Dame wieder auseinander und sie ist wieder ganz. Dieser Trick reißt die Besucher im vollbesetzten PUC noch nicht von den Sitzen, aber es gibt für ihn doch einen höflichen Applaus. Bachmeier arbeitet vor allem mit dem Publikum. Das soll seine Zauberei auflockern, birgt aber auch ein Risiko. So verstand Assistentin Roswitha, von Bachmeier auf die Bühne geholt, wiederholt die Anweisungen des Magiers nicht und der Buchtrick scheiterte schon in der Anfangsphase. Dieses unfreiwillige Scheitern und die spürbare Verzweiflung des Künstlers war für diesen sicherlich schwer erträglich, aber die Besucher amüsierten sich über diese kuriose Szenerie ganz prächtig

Joe Heinrich, Organisator der inzwischen fünften Auflage der Brettl-Nacht, lachte mit, wusste er doch um die Komik dieser "Zauberei". Der Maisacher arbeitet nicht mit eingeführten Profis, sondern bietet jungen Künstlern ganz bewusst Auftrittsmöglichkeiten. Einer davon war an diesem Abend Bachmeier, der andere Julian Wittmann, "der Gaudibursch aus dem Isental", wie er sich selbst dem Publikum vorstellte. Der 24-jährige "boarische Musikkabarettist" mit Gitarre und Mundharmonika überzeugte musikalisch und mit frechen Texten. Bei Wittmann ging das Publikum besonders engagiert mit, zeigte sich doch wieder einmal, dass beim Granteln und Schimpfen der bayerische Dialekt der hochdeutschen Sprache eindeutig überlegen ist.

"Zum Puchheimer" heißt das Lokal, das Joe Heinrich auf der Bühne wieder aufgebaut hat. Er selbst ist der virtuose "Puppenspieler". So eröffnete er den unterhaltsamen Abend mit dem Auftritt des selbst ernannten "Ministerpräsidenten" Markus Söder, der sich sogleich mit Horst Seehofer fetzte. Kanzlerin Merkel in roter Jacke gesellte sich dazu, fiel Seehofer in die Arme und beide sangen zusammen: "Wir wollen niemals auseinandergehen."

Heinrich stammt aus Maisach und kennt die Probleme, die die Puchheimer mit Krähen, den penetranten Wohnmobilparkern oder der Geothermie haben, sehr gut. In der Wohnungsfrage machte er eine "Koalition der sozialistisch Willigen" aus SPD und CSU aus. "Puchheim ist ein Mini-Kuba mit Comandante Fidel Seidl", meinte Heinrich und sang sogleich zusammen mit Manfred Abholzer die Internationale. Die wollte im Saal dann jedoch nicht so recht verfangen.

Wieso so lange niemand auf die Idee gekommen ist, das bayerische Fabelwesen, den Wolpertinger, auf die Bühne zu bringen, fragt man sich erst, wenn man "Wolpi" erlebt. Auch eine sprechende Puppe von Heinrich, die die Besucher sehr amüsiert. Besonders, wenn "Wolpi" staunt und dessen sonst schlappen zwei Hörnchen plötzlich spitz nach oben stehen. In seinem witzigen Interview mit Andrea Lauterbach, 39, der Fernsehmoderatorin von "Wir in Bayern", erfährt man von ihr, dass das Haar kanadischer Blondinen in Kanada einen Grünstich aufweist, weil das Leitungswasser dort stark gechlort ist. Ein extra erfundenes Shampoo soll dem Grünstich abhelfen. Eine von vielen Absurditäten der modernen Welt, die zu dem eingängigen Schluss von "Wolpi" führten: "Verlasst euch nur auf euren Arsch, der ist der einzige, der das ganze Leben hinter euch steht." Leider konnte Lauterbach nicht aus dem Prominenten-Nähkästchen plaudern.

Da war sie wieder, die Moritat vom Leber- und vom Semmelknödl, die Manfred Abholzer bereits bei der Brettl-Nacht im Februar vorgetragen hat. Sie beschäftigt sich mit dem äußerlichen Rassismus: da der braune Leber- und dort der weiße Semmelknödel. Witziger, bissiger und besser kann eine Anti-Rassismus-Kampagne nicht sein. Deshalb hat jede Wiederholung ihre Berechtigung; Abholzer sei Dank. Ein Auftritt diverser Heinrich-Puppen von Trump, Erdogan oder Özdemir, der beim Puchheimer Geothermie-Streit hätte eingreifen sollen, fiel der Überlänge von Magier Bachmeier zum Opfer. Auch beim zweiten Auftritt betrieb er seine zeitlich aufwendige Zauberei wieder mit Assistenten aus dem Saal.

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