Armut:152 000 Euro für die Tafeln

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Die Bürgerstiftung freut sich über eine Spende der Fernsehlotterie für die Tafeln (von links): Uschi Homann von der Tafel, Günther Bertram und Karin Rizzi von der Bürgerstiftung, Stephan Masch von der Fernsehlotterie, Renate Gabrysch (Tafel), Georg Marks (Bürgerstiftung), Thomas Maushart, Gisela König Tafel und Erich Kennerknecht (alle Tafel). (Foto: Carmen Voxbrunner)

Die Bürgerstiftung für den Landkreis Fürstenfeldbruck versorgt mehr als 2000 Menschen pro Woche mit Lebensmitteln. Dank der Fernsehlotterie sind sie nun besser ausgestattet.

Von Ingrid Hügenell, Fürstenfeldbruck

Die Deutsche Fernsehlotterie, früher „Ein Platz an der Sonne“, fördert die Tafeln der Bürgerstiftung für den Landkreis Fürstenfeldbruck mit 152 000 Euro. Am Montag fand die symbolische Übergabe statt. Jede Woche kommen 2000 Menschen zu den Tafeln der Bürgerstiftung und versorgen sich dort mit Lebensmitteln – vor allem Rentner und Alleinerziehende, aber auch Geflüchtete. Insgesamt benötigten mehr als 2000 Menschen diese Hilfe, sagt Katrin Rizzi, Geschäftsführerin der Bürgerstiftung für den Landkreis Fürstenfeldbruck. „Aber manche kommen nur am Ende des Monats“ – wenn das Geld aufgebraucht ist. „Viele Leute schämen sich, wenn sie die Tafel in Anspruch nehmen müssen“, sagt Rizzi. „Vor allem ältere Leute tun sich schwer.“ Die Zahl der Kunden bleibe seit Jahren in etwa gleich.

Insgesamt 23 Millionen Euro hat die Fernsehlotterie den Tafeln in Deutschland gespendet. „Die Unterstützung der Tafeln im Landkreis Fürstenfeldbruck ist eine Herzensangelegenheit“, sagt Stephan Masch, Repräsentant der Lotterie. Über neun Tonnen gespendete Lebensmittel würden wöchentlich von Ehrenamtlichen bei regionalen Supermärkten, Discountern und Bäckereien abgeholt, aufwendig sortiert und ausgegeben. Einen Tafelausweis erhält, wer seine Bedürftigkeit nachweisen kann, etwa über den Jobcenter-Bescheid. 250 Ehrenamtliche, davon 80 Fahrer, halten das Angebot aufrecht, ihr Durchschnittsalter liegt bei 67 Jahren. Wichtige Teile ihrer Ausstattung konnten sie nun dank der sechsstelligen Spendensumme erneuern.

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„Das ist eine sehr tolle Förderung“, sagt Rizzi, vor allem, weil die Tafeln nicht, wie sonst oft, einen Eigenanteil aufbringen mussten. Gleichzeitig tritt sie dem Eindruck entgegen, die Tafeln hätten jetzt genug Geld. „Das ist falsch“, sagt Rizzi. „Das Geld ist schon weg.“ Es habe von Juli 2023 bis August 2024 ausgegeben werden müssen.

Allerdings wurde es gut angelegt: Die Bürgerstiftung erwarb damit einen dringend benötigten Tiefkühltransporter, einen weiteren Lieferwagen sowie energiesparende Kühlgeräte für die Ausgabestellen und das Zentrallager. Außerdem floss Geld in die Digitalisierung und man habe eineinhalb Jahre lang einen Disponenten bezahlen können.

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Um das Geld zu erhalten, mussten sich die Tafeln bei der Fernsehlotterie bewerben. „Das war ein Windhundverfahren“, sagt Rizzi – nur wer schnell war, bekam Spenden. Die Bürgerstiftung war schnell – „das ist der Vorteil, wenn sich Hauptamtliche kümmern können“. Nun seien die Tafel besser und moderner ausgestattet, „aber davon kann noch kein Tafelkunde abbeißen“, erklärt die Geschäftsführerin weiter.

Die Läden planen effizienter. Dadurch bleibt aber auch weniger übrig für die Tafeln

Vielmehr werde es schwieriger, genug Lebensmittel zu bekommen. „Wir merken sehr, dass die Warenwirtschaftssysteme genauer arbeiten, mit KI.“ So bleibe weniger übrig, gerade bei haltbaren Lebensmitteln. Eigentlich eine gute Sache, weil so weniger verschwendet wird. Aber für die Tafeln ist das nicht so gut. „Wir müssen mehr herumfahren und schauen, woher wir Ware bekommen, um das Level halten zu können.“

Supermärkte spenden, was bei ihnen übrig bleibt, aber auch kleinere Läden. Landwirte stellen den Tafeln Kartoffeln oder Gemüse zur Verfügung. Und sogar Privatpersonen, die beispielsweise eine große Apfelernte haben, können sich Rizzi zufolge bei der Bürgerstiftung melden. „Mein größter Wunsch wäre es, wenn wir in Deutschland eine Situation hätten, dass man unsere Hilfe gar nicht bräuchte“, sagt Rizzi. Leider sehe es danach zurzeit nicht aus, ganz im Gegenteil. „Das gesamtgesellschaftliche Ziel muss es sein, diesem Trend entgegenzuwirken.“

Die Bürgerstiftung betreibt im Landkreis vier Tafeln: in Fürstenfeldbruck, Olching, Maisach sowie Puchheim-Eichenau. Nach Fürstenfeldbruck und Maisach kommen auch Bedürftige aus dem westlichen Landkreis. In Olching wird an einem Tag pro Woche ausgegeben, in Fürstenfeldbruck sowie Puchheim-Eichenau zweimal und in Maisach sogar dreimal pro Woche. Die Germeringer Tafel wird vom dortigen Sozialdienst betrieben.

Wer Lebensmittel spenden will, kann diese in den Tafelläden abgeben. Geldspenden kann man an folgende Konten überweisen: Bürgerstiftung für den Landkreis Fürstenfeldbruck, Volksbank Raiffeisenbank Fürstenfeldbruck, IBAN: DE90 7016 3370 0000 0004 00 oder Sparkasse Fürstenfeldbruck IBAN: DE20 7005 3070 0031 4753 04. Wer ehrenamtlich tätig sein möchte, kann sich per E-Mail an info@buergerstiftung-lkr-ffb.de an die Bürgerstiftung wenden.

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