SZ-Talentiade:Auf Sand und Staub

Talentiade 2017

Biss in die Medaille: Tim Wunderer.

(Foto: oh)

Tim Wunderer ist Jugend-Weltmeister im Speedway

Von Karl-Wilhelm Götte, Olching

Tim Wunderer hat zurzeit ziemlich schlechte Laune. Schon seit Mitte März kann er auf seinem Speedway-Motorrad nicht mehr Gas geben. Damals wurde er auf seinem Moped auf dem Weg zur Schule "frontal von einem Auto erwischt", wie Vater Stephan Wunderer erzählt. Der Autofahrer hatte ihm die Vorfahrt genommen und Tim brach sich seinen linken Arm gleich dreimal. Bis vor wenigen Tagen trug er einen Gips am lädierten Arm. Momentan macht der Speedway-Jugendweltmeister eine Reha-Maßnahme, damit seine Kupplungshand schnell wieder funktionsfähig wird. "Er will so schnell wie möglich wieder fahren", sagt der Vater. "Nur immer Zuschauen, das nagt mächtig an ihm"

Tim Wunderer ist erst 16 Jahre alt, aber schon so etwas wie ein alter Speedway-Hase. Mit acht Jahren stieg er erstmals auf ein Motorrad und drehte einige Runden auf der Speedwaybahn des Motorsportclubs Olching (MSCO). Ob bei Regen, wenn Speedway zu einer Schlammschlacht wird, oder bei Hitze, wenn auf der Bahn viel Staub und Sand aufgewirbelt wird und die Sicht schlecht ist: Tim Wunderer ist mit Leidenschaft dabei. Seine jahrelange Ausdauer wurde im vorigen Mai belohnt, als er die Youth Gold Trophy, die inoffizielle Jugend- Weltmeisterschaft, im polnischen Torun gewann. Zuvor war er bereits in seiner Altersklasse Deutscher Meister geworden.

"Da muss man einfach durch", sagt Tim Wunderer, wenn die Bedingungen auf der Bahn an einem Renntag nicht so günstig sind. Tim fuhr bei der WM noch in der Klasse bis 125 Kubikzentimeter Hubraum. In diesem Jahr ist er von der kleinen Maschine altersgemäß auf die größere 250er-Klasse umgestiegen. Der MSCO-Fahrer stammt aus Griesbeckerzell, einem Ortsteil von Aichach, und besucht das Aichacher Gymnasium. Zusammen mit seinem Vater, der auch Jugendleiter und Sportlicher Leiter beim MSCO ist, geht er seit langem an Wochenenden in einem umgebauten Transporter auf Tour. "Unten sind zwei Motorräder drin und oben schlafen wir", erzählt der Vater. Je nach Wetterlage geht die Speedwaysaison von März bis Oktober. "Ein Freund von mir hat uns damals mal nach Olching mitgenommen", erzählt Stefan Wunderer von den Anfängen seines Sohnes als Speedwayfahrer. Nach einigen Schnupperrunden hätte der Trainer gemeint, Tim hätte Talent.

Auch Tims jüngerer Bruder Tobias, 11, sitzt mittlerweile auf einem Speedway-Motorrad. Das Hobby der beiden Söhne ist aufwendig und kostspielig. Mehrere Motorräder müssen am Laufen gehalten werden. Ein Ersatzmotor ist jeweils "zur Absicherung auch immer dabei", so der Vater. Die Wunderers sind ihre eigenen Mechaniker und basteln ständig an den Maschinen herum, um sie schneller zu machen. "Ich probiere immer voll zu fahren und den gleichen Level immer zu halten", beschrieb Tim seine Taktik vor dem Unfall im März. Dabei rauschte er schon mit der 125er-Maschine mit 50 bis 60 Stundenkilometern über die Geraden.

In der 250er-Klasse geht die Höchstgeschwindigkeit auf bis zu 90 Stundenkilometer hoch. Mit der neuen Maschine kam Tim Wunderer schon gut zurecht. Im Februar gab es ein Trainingslager bei Venedig. "Das ist natürlich härter in der 250er", sagt er. Man müsse sich da möglichst robust durchsetzen. Natürlich kennt Tim Wunderer mit Martin Smolinski sein Idol beim MSCO. Der Olchinger Speedway-Profi hat ihn in sein Speed-Performance-Team aufgenommen. Smolinskis Ratschläge nimmt er immer gerne entgegen. Tim Wunderer ließ auch den Deutschen Motorsport-Bund aufhorchen. Bei dessen Gala Anfang des Jahres erhielt er eine Auszeichnung

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