SZ-Serie "Vom Malz zur Mass", Folge 8:Weihnachtsüberraschung

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Jonas und Markus Geier sind eher aus Versehen zum Brauen gekommen. (Foto: Günther Reger)

Markus Geier, eigentlich IT-Experte, hat nach einem Geschenk für seine Kunden gesucht. Daraus ist eine eigene Biermarke entstanden. Hop Code heißt das Helle, das Vater und Sohn nun gemeinsam brauen lassen und vertreiben

Von Heike A. Batzer, Gröbenzell

Geschmack ist ja etwas ziemlich Individuelles. Bei der Kleiderwahl, der Wohnungseinrichtung und besonders beim Essen und Trinken. Jeder Gaumen nimmt Geschmack anders wahr, individuell eben. "Eine leichte Bitternote im Abgang, gleichzeitig sehr fruchtig", sagt Markus Geier über das Getränk, das vor ihm steht. Nein, es handelt sich nicht um Wein, auch wenn Geiers Werturteil an die Diktion von Weinfachleuten erinnert. Geier redet über Bier. Golden schimmert das Helle in dem leicht bauchigen Glas, das allein durch den Anblick Assoziationen an den Wein weckt - wäre da nicht die schöne Schaumkrone obenauf. Das Helle ist angenehm kühl, Geier nimmt einen Schluck und ist zufrieden. Es ist sein eigenes Bier - sein erstes.

Markus Geier ist eigentlich IT-Experte, er betreibt im Gröbenzeller Stockwerk eine Firma, die mittelständischen und großen Unternehmen Beratung in Digitalisierungs- und Sicherheitsfragen anbietet. Dass er nun Bier brauen lässt, ist eher dem Zufall geschuldet als einer über lange Zeit entwickelten Geschäftsidee. Man habe im Herbst 2016 über Weihnachtsgeschenke für Geschäftskunden und Freunde nachgedacht und sei damals auf Bier als geeignetes Präsent gekommen, erzählt der 50-Jährige. Zuvor war er in den USA gewesen und hatte die dortige Braukultur und die Craft-Bier-Szene kennengelernt. Das Bier dort habe "so intensiv geschmeckt, wie ein Turbo des deutschen Bieres", sagt Markus Geier. Sein Interesse an neuen Geschmacksmöglichkeiten beim Bier war geweckt.

Sie bieten spezielle Etiketten für Anlässe wie eine Hochzeit. (Foto: Günther Reger)

Auch bei Sohn Jonas, 21. Der ist ohnehin die meiste Zeit in den Staaten, lebt dort seit sieben Jahren. In der neunten Klasse war er auf eine High School im US-Bundesstaat Colorado gewechselt, mittlerweile studiert er in Seattle im Nordwesten der USA Entrepreneurship sowie das Fach Community, Environment and Planning.

50 Liter Bier ließ Markus Geier für die Weihnachtsgeschenke herstellen, seine Kunden waren begeistert. Es gab erste Nachfragen, ob das Bier denn auch irgendwo zu kaufen sei. Was zunächst als einmalige Aktion geplant war, lebt nun fort. Im Sommer 2017 gründeten Vater und Sohn zusammen mit einer Gruppe von Bier-Liebhabern und Unternehmern die neue Firma Hop Code, was ein Kunstname ist, gebildet aus dem englischen Wort für Hopfen und dem zweiten Teil von Geiers Firmennamen Com Code.

Neben dem eigenen Getränk haben sie auch eigene Bierdeckel. (Foto: Günther Reger)

"Es ist eigentlich ein Bier-Projekt", sagt Markus Geier denen, die ihn jetzt für einen Bierbrauer halten. Hop Code führt eine einzige Biersorte, ein Helles, das in kleinen Suden in einer Landshuter Brauerei produziert wird. Das Bier baut auf dem traditionellen bayerischen Hellen auf und fügt ihm dem Selbstverständnis von Hop Code nach "eine besonders frische, geschmackvolle und hopfige Note hinzu", wie es auf der Internetseite des Unternehmens heißt. Es wird aus Wasser, Gerstenmalz und Hopfen untergärig, unfiltriert und handwerklich gebraut und am Ende des Brauprozesses mit zwei Aromahopfen gestopft.

Das Bier hat 4,8 Volumenprozent Alkohol. Das Ziel dabei sei, "das bayerische Helle neu zu erfinden - mit einem innovativen Touch", sagt Markus Geier. Durch die Craft-Bier-Szene in den USA fühlt er sich inspiriert, sein Erzeugnis soll "ein leichtes, gut trinkbares Helles" werden, das der Hopfen "einzigartig" macht. Mit den etablierten Münchner Bieren will sich Hop Code freilich nicht messen, man wolle ein eigenes Konzept umsetzen, sagt Geier: "Es ist eher ein Genussbier."

Das Hop-Code-Bier wird in 0,33-Liter-Flaschen abgefüllt, die mit ihren langen Hälsen eine edle Optik ausstrahlen. "Es schmeckt auch gut aus der Flasche", hat Markus Geier festgestellt und außerdem die Erfahrung gemacht, dass es vor allem auch bei Frauen gut ankommt. Die sind ohnehin eine neue Zielgruppe auf dem Biermarkt, der sich gerade ausdifferenziert. Eine spezielle Edition gibt es für Wuppertal. Freunde und Geschäftspartner von Geier ließen die Bieridee damals mit entstehen und werden jetzt mit einem auf ihre Stadt zugeschnittenen Hop Code belohnt, das "Schwebisch Hell" heißt und im Namen auf die Wuppertaler Schwebebahn anspielt. Auch für eine Hochzeit haben die Geiers zumindest das Äußere ihres Bieres schon individualisiert und dafür eigens das Etikett geändert und den Namen des Brautpaares drauf gedruckt. Bei speziellen Tasting-Veranstaltungen in ausgewählten Lokalen stellen die Geiers ihr Bier vor, zusammen mit anderen Bieren, je nachdem mit Snacks oder einem ausgiebigen Menü. Zur Fußball-WM im Juni veranstaltete Hop Code in einem Münchner Restaurant einen "Hop-Kick-and-Grill-Abend" mit Gegrilltem und Burgern, mit Tapas, Feigen und Schinken, Schoko-Brownies - und Bierverkostung. Im Herbst an soll es mit den Verkostungen weitergehen.

Das eigene Bier auf klassischen Wegen unter die Leute zu bringen, ist gar nicht so einfach. Die Logistik wird gerade aufgebaut, die Landbierzentrale in Germering hat Hop Code bereits im Sortiment. Die meisten Lokalitäten und Gaststätten indes sind an bestimmte Brauereien gebunden. "Wir wollen die Bierkultur über andere Wege bereichern und neugierig machen", sagt Markus Geier. Auch hier kommt die Inspiration aus den USA. Bier gehe als Essensbegleiter genauso wie Wein. Denn auch am Bier wird gerochen. "Da kommt unser eigenes Bier gut weg", findet Markus Geier. Sein neues Hobby ist für ihn eine "schöne Abwechslung", die ihm zeige, dass es auch "eine Welt jenseits des Digitalen" gebe: "Die Bierwelt ist analog." "Am Ende ist sowieso das Produkt das Wichtigste," sagt Markus Geier: "Das muss überzeugen."

Die SZ-Serie "Vom Malz zur Mass" läuft seit 27. August. An diesem Tag erschienen "Vom Kultgetränk zum Craft-Bier" und "Brauen wie in der Steinzeit". Weiter ging es am 28. August mit der Folge "Die vier Diven" über die Rohstoffe fürs Bier. "Angesehen und einflussreich" befasste sich am 30. August mit der Historie des Brauens im Landkreis. Am 1. September gaben Oliver Lentz und Thomas Lillpopp von der König Ludwig Schlossbrauerei Kaltenberg Auskunft über Trends beim Bierkonsum, Titel: "Der klassische Biertrinker ist eher konservativ". Folge fünf stellte am 4. September unter der Überschrift "Die große Vielfalt" die Landbierzentrale in Germering vor. Am 5. September ging es um die Brauerei Maisach, am 7. September wurde in "Der neue Bräu im alten Gut" die Olchinger Braumanufaktur vorgestellt und am 11. September die Hausbrauerei des Gasthofs Hartl in Türkenfeld, Titel: "Aus dem Keller auf den Tisch." Alle Folgen sind im Internet zu finden.

© SZ vom 13.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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