SZ-Serie: Start-up, Folge 5:Dinge für Leute, die alles haben

In seinem "Männerkontor" bietet Maximilian Mayr Gürtel, Ledertaschen, Schnaps und Pflegeprodukte an. Alles ist hochwertig, kommt von kleinen Herstellern und soll nachhaltig sein. Für Frauen und Kinder gibt es bereits einzelne Artikel

Von Leonie Albrecht, Jesenwang

Maximilian Mayr legt eine handschriftliche Widmung in den Karton, bevor er ihn verschließt. Mit ruhiger Hand wickelt er ihn in Packpapier, das er mit Paketband befestigt. "Mein Großvater hat in einer Versandabteilung gearbeitet, unsere Geschenke waren immer so verpackt", erinnert er sich. "Da wusste man immer: Da ist was Besonderes drin." Schließlich wird das Paket noch mit Siegel und Stempel versehen und fertig. Ganz ohne Klebeband oder Plastik. Mayr möchte damit ein Einkaufserlebnis schaffen und die Wertschätzung für das Produkt in den Vordergrund rücken. Seit September 2018 verkauft er in seinem Onlineshop "Männerkontor" hochwertige Produkte "für den Mann von Welt, der schon alles hat": Gürtel, Ledertaschen, Schnaps, Pflegeprodukte und vieles mehr. Seit Ende Mai verkauft er die Sachen auch direkt in seinem Lager in Jesenwang. Seine Lieferanten sind kleine Erzeuger, die er persönlich auswählt.

Mayr spricht mit ruhiger Stimme. Bevor er etwas sagt, lässt er sich Zeit, um die richtigen Worte zu finden. Er erzählt von ärgerlichen Erfahrungen, Fehlkäufen in der Vergangenheit. Wie vermeintlich hochwertige Gürtel bereits nach einem Jahr kaputt gingen. "Die haben den dann ausgetauscht", sagt er. "Aber ich wollte ja keinen ausgetauschten Gürtel, sondern einen, der hebt." Anstatt wie viele andere den Ärger herunterzuschlucken, ließ Mayr das Problem nicht mehr los, zu oft war er schon auf der Suche nach "den guten Dingen" gescheitert: "Es ist ja so, dass es die meisten Produkte schon gibt. Man muss nur wissen, wo man sucht." Eine "Geiz ist geil"-Mentalität lehnt er ab, die sei weder nachhaltig, noch fair oder sozial. Gute Qualität erfordere zeitlichen Aufwand, der gerecht bezahlt werden müsse. Leider sieht er diesen Fokus "noch nicht in der Menge, wie es gut wäre für diese Welt".

SZ-Serie: Start-up, Folge 5: Maximilian Mayr träumt von einem Ladengeschäft, von dessen Erlös er leben kann.

Maximilian Mayr träumt von einem Ladengeschäft, von dessen Erlös er leben kann.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Den Namen Männerkontor nennt Mayr selbst "aufreißerisch". "Alle Produkte sind natürlich auch von Frauen verwendbar", sagt er. "Jeder ist herzlich willkommen." Es spiegle aber die Blickrichtung wider, auf die sich Männerkontor konzentriere, denn Mayr habe "eine Lücke für hochwertige Geschenke für Männer" gesehen. Das wollte er ändern. "Du suchst etwas für Männer, bei mir wirst du es finden und zwar in einer ordentlichen Qualität", erklärt er. In Zukunft möchte er sein Sortiment unter derselben Philosophie weiter ausbauen. Schon jetzt gibt es einzelne Produkte, die mehr auf Frauen und Kinder abzielen. Jedoch brauche es Zeit, neue Produkte auszuwählen. "Es wächst langsam, aber es wird wachsen."

Denn um seinen eigenen Qualitätsvorstellungen gerecht zu werden, wählt Mayr seine Lieferanten äußerst sorgsam aus. Dazu gehört auch der Besuch vor Ort, um die Manufakturen und Fertigungen persönlich zu besichtigen. Wichtig für Mayr ist dabei "wo und wie stellt er her und finde ich mich darin wieder?". Auf Männerkontor möchte er nicht einfach nur Produkte verkaufen, sondern mit ihnen ihre Geschichten und so Wertschätzung schaffen.

Mittlerweile hat er mehr als 20 Lieferanten. Mit viel Hingabe und Sachkenntnis kann Mayr zu jedem einzelnen Lieferanten eine Geschichte erzählen. Immer wieder holt er die Produkte aus den vielen Kartons, die das Lager füllen, um zu verdeutlichen, wovon er spricht. Da ist eine alte Familiengerberei aus dem bayerischen Wald, die Leder, welches nicht für den Reitsport genutzt werden kann, zu Gürteln verarbeitet. Sogar die Gürtelschnallen werden dort selbst aus Edelstahl gegossen. Oder eine traditionelle Brennerei aus dem Schwarzwald, die ihren Schnaps noch im Kupferkessel über dem offenen Feuer herstellt. Ob man all diese Dinge auch bei ihm zuhause findet? "Nicht alle, aber einige", sagt Mayr lachend. "Ich habe zum Beispiel keinen Garten, da wären die Gartengeräte dann wohl überflüssig."

SZ-Serie: Start-up, Folge 5: Auch edle Stifte aus Holz, Geldbörsen aus echtem Leder, Messerblöcke, besondere Salzsorten und italienische Kräuter, Öle und andere Lebensmittel gehören zum Sortiment.

Auch edle Stifte aus Holz, Geldbörsen aus echtem Leder, Messerblöcke, besondere Salzsorten und italienische Kräuter, Öle und andere Lebensmittel gehören zum Sortiment.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Mit seinem Direktverkauf in Jesenwang macht Mayr den nächsten Schritt auf dem Weg zu seinem Traum: einen eigenen Laden eröffnen. "Wenn jemand die Produkte erfahren, begreifen, anschauen möchte, dann treffen wir uns hier", sagt er. Aus Gesprächen mit Kunden weiß er, dass sie den Weg "für etwas Besonderes auf sich nehmen". Der Großteil von ihnen kommt aus der Umgebung, mit maximal 50 Kilometer Entfernung, schätzt Mayr. Aber auch über die Grenzen Deutschlands hinweg wird Männerkontor schon wahrgenommen. Nach Schweden ging ein Paar Hosenträger, nach Österreich einige Grußkarten.

Mayr scheint seine Kunden so gut zu kennen wie seine Geschäftspartner. Er erzählt von einem Jurastudenten, der sich an ihn wandte, auf der Suche nach einer hochwertigen Tasche, in die seine Lehrbücher passen. Oder an einen Messebesucher, der einen Spargelstecher kaufen wollte. "Ich hatte das nicht im Shop, aber ich bin mit meinen Lieferanten in Kontakt getreten", sagt Mayr. Das Männerkontor sei also auch eine "Sammelstelle für die Frage: Wo finde ich das?". Damit möchte Mayr seinen Kunden Recherchezeit abnehmen, die diese oft nicht aufwenden könnten.

SZ-Serie: Start-up, Folge 5: Eine Auswahl an Düften für den Mann findet man im "Männerkontor" von Maximilian Mayr.

Eine Auswahl an Düften für den Mann findet man im "Männerkontor" von Maximilian Mayr.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Entstanden ist die Idee zum Männerkontor Ende 2017. Der Weg in die Selbständigkeit war jedoch nicht immer einfach. "Ich habe ja in meinem Businessplan andere Verkaufszahlen vorgesehen gehabt", gibt Mayr zu. Männerkontor sei aber nun mal "kein Schnellschuss" und werde "in aller Ruhe wachsen". Er spricht nicht von Rückschlägen, sondern von Erfahrungen, die er bisher sammeln konnte. Es sei spannend, sich die Umsetzung einer Idee zu überlegen und Messeauftritte zu planen.

Schon während der Erstellung seines Businessplans achtete er stets darauf, eigene Grenzen zu erkennen. "Was kann ich leisten?", fragte er sich. "Ich kann keine Webseite erstellen, da gilt es Lösungen zu finden." Herausgefordert habe ihn der Umgang mit Behörden, der sich oft mühsam gestaltete. Offen und freundlich zu kommunizieren sei dabei wichtig. "Ich will es verstehen und ordentlich machen", sagt Mayr. Ordentlich und durchdacht lässt sich wohl das gesamte Auftreten Mayrs beschreiben. Kompetent aufzutreten und die eigene Idee überzeugend zu präsentieren kennt er aus seiner langjährigen Berufserfahrung im Vertrieb.

Das erkannten auch die Juroren auf der Messe für Jungunternehmer in Fürstenfeldbruck, die im April stattgefunden hat. Sie verliehen ihm den dritten Platz, sein Gewinn ist ein Gutschein für ein Seminar der IHK. Diesen wird er für einen Workshop zum "Internationalen Warentransfer" einlösen. Er wolle wissen, wie der Handel mit der Schweiz funktioniere. Denn von dort habe er bereits Anfragen bekommen. Noch leitet Mayr Männerkontor im Nebenerwerb, hauptberuflich ist er weiterhin im Vertrieb eines großen Unternehmens tätig. Für die Zukunft "gibt es viele denkbare Möglichkeiten", sagt er.

Sein Direktverkauf soll zunächst etwa zwei- bis dreimal pro Monat geöffnet sein, Mayr macht das alles "Schritt für Schritt". Aus den Rückmeldungen der Kunden wird sich für ihn zeigen, ob er der Erfüllung des Traums vom eigenen Laden näherkommen wird.

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