SZ-Serie "O du fröhliche", Folge 24:Abkühlung vorm Fest

Weihnachtsbaden Emmeringer See

Einstellig ist die Wassertemperatur, aber in der Regel lassen sich die Teilnehmer des weihnachtlichen Bades im Emmeringer See davon nicht abschrecken.

(Foto: privat/oh)

Stefan Perzlmaier organisiert am Mittag des Heiligen Abends ein gemeinsames Bad im Emmeringer See. Heuer wird schon das fünfte Jubiläum gefeiert

Von Franziska Stadlmayer, Emmering

Der sogenannte Emmeringer See ist im Sommer ein beliebter Treffpunkt zum Baden und in der Sonne liegen, im Winter dagegen verspürt kaum jemand das Bedürfnis sich in die eisigen Fluten zu stürzen. Eine Ausnahme stellen dabei Stefan Perzlmaier und einige Freunde dar, die, in diesem Jahr bereits zum fünften Mal, am 24. Dezember mittags ein Bad im See nehmen werden.

Ein bestimmter Sinn steht dabei nicht hinter der Aktion, wie der 30-Jährige lachend zugibt. "Die Idee entstand vor fünf Jahren recht spontan nach einer Weihnachtsfeier", erinnert er sich. So standen im ersten Jahr zwei Personen frierend in Badehose am Emmeringer See, im Jahr darauf waren es dann schon ungefähr acht und im letzten Jahr stürzten sich fast 40 Personen in die Fluten.

"Ich organisiere das nicht großartig", erklärt Perzlmaier. Es gebe jedes Jahr eine Facebook-Veranstaltung, zu der jeder seine Freunde einladen kann, womit durch Mundpropaganda der Kreis der Begeisterten gewachsen sei. Die Begeisterten sind nicht nur auf Fürstenfeldbruck beschränkt, denn "die weiteste Anreise fürs Baden war bisher aus Rosenheim", freut sich Perzlmaier.

Was den Reiz des Weihnachtsbadens ausmacht, kann sich der langjährige Ministrant selbst nicht ganz erklären. "Es steht keine rituelle Reinigung fürs Weihnachtsfest oder so was dahinter", betont er. Vielmehr könne er sich vorstellen, dass es einfach eine nette Gelegenheit sei, vor dem Weihnachtsabend im Kreise der Familie am Nachmittag noch einmal die Freunde zu treffen und sich, als Einstimmung auf den Heiligen Abend, gemeinsam zu einem kalten Bad zu überwinden. Da es wohl auch dieses Jahr einige, dank Weihnachtsfeiern am Vorabend, nicht ganz pünktlich zum ersten Seegang schaffen werden, hat es sich eingebürgert, dass die Mutigen zwei Ausflüge in den See unternehmen, denn "wenn wir schon einmal da sind, können wir auch zweimal rein". Beim zweiten Mal wird dann auch das traditionelle Gruppenbild geschossen, auf dem so manchem Teilnehmer das Lächeln im Gesicht zu gefrieren scheint. Für das weihnachtliche Ambiente auf dem doch recht ungewöhnlichen Weihnachtsbild wird Perzlmaier auch dieses Jahr wieder für einen kleinen Betrag Nikolausmützen verkaufen. Aufgrund des nun fünfjährigen Jubiläums überlegt er, den so zusammenkommenden Betrag zu spenden, denn "irgendein Highlight braucht das Jubiläum schon". Eine Spende, beispielsweise an die Brucker Tafel als kleine weihnachtliche Geste, könne er sich gut vorstellen.

Nach dem Ausflug ins gut sechs Grad kalte Wasser haben es alle eilig, wieder in warme Kleidung zu kommen. Zum Aufwärmen schenkt Stefan Perzlmaier Glühwein aus, und ein Freund macht Musik für eine gute Stimmung. Trotz des Rahmenprogramms und der Tatsache, dass die Badenden an allen vier bisherigen Terminen von Temperaturen um die zehn Grad und Sonnenschein verwöhnt wurden, löst sich das Weihnachtsbaden für gewöhnlich nach dem zweiten Seegang zügig auf. Für die Planung am doch oft stressigen 24. Dezember ist es von Vorteil, dass die Veranstaltung, die dieses Jahr wieder um 13 Uhr beginnt, nach gut einer Stunde vorbei ist. "Da kommt jeder pünktlich heim, um sich noch entspannt um die ganzen Erledigungen zu kümmern", so Perzlmaier. Er selber möchte das Ritual, das inzwischen schon zur Tradition geworden ist, nicht mehr missen. Aus diesem Grund denkt er auch nicht ans baldige Aufhören, denn "für mich gibt es gibt da keine Altersgrenze". Stefan Perzlmaiers Ziel ist es vielmehr, so lange weiter zu baden, wie andere Leute Lust haben, sich mit ihm an Weihnachten eine eisige Erfrischung zu genehmigen.

Baden im Emmeringer See, 13 Uhr, Parkplätze an der Dachauer Straße.

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