SZ-Serie Engergiewende 2030 (Teil 6):Sonnige Aussichten

Bei der Nutzung der Solarenergie liegt Adelshofen im Landkreis an der Spitze, der Bürgermeister ist stolz auf diese Leistung. Als Alternative Rohstoffe nutzt die Gemeinde außerdem Biogas und Holzschnitzel

Von Susanna Hartung

Bürgermeister Michael Raith ist stolz auf das, was seine Gemeinde bis jetzt geleistet hat. Schon beim ersten Telefonat zählt er auf: Erster Platz bei der Kreiswertung, mit weitem Abstand vor der nächsten Gemeinde, auch in Bayern und auf Bundesebene ist Adelshofen ganz vorne mit dabei. Woher die Zahlen stammen? Aus der Solarbundesliga, einer Rangliste der erfolgreichsten Kommunen, was die Wärme- und Solareinspeisung betrifft. Der Stand ist vom 22. Juni 2013.

Ein paar Tage später empfängt Michael Raith im Adelshofener Rathaus. Es ist ein strahlend schöner Tag, viel Sonne, keine Wolken am Himmel. Perfekt also für den Betrieb von Fotovoltaik-Anlagen. "In den letzten Jahren ist hier schon sehr viel gemacht worden", sagt Raith. "Aber zu unserem guten Ergebnis bei der Solarbundesliga haben nicht nur Wohnhäuser, sondern auch viele landwirtschaftlichen Betriebe beigetragen. Da haben viele Fotovoltaik-Anlagen auf ihren Dächern installiert." Auch die Gemeinde selbst, die laut Raith 1610 Einwohner zählt, hat bei ihren eigenen Gebäuden stark auf Sonnenenergie gesetzt: Seit 2002 hat Adelshofen auf dem Bauhof und auf dem gemeindlichen Feuerwehrhaus Solarzellen angebracht. "Da ist alles mit Fotovoltaik-Anlagen vollgelegt."

Nicht mit Sonnenlicht, dafür mit einer anderen Art der erneuerbaren Energie wird die große Mehrzweckhalle der Gemeinde gewärmt. Das Gebäude wurde 2010 gebaut und 2011 angeschlossen. Seitdem beherbergt die Mehrzweckhalle Sportvereine, von Karate bis zu Mutter-Kind-Kursen, 860 Mitglieder sind gemeldet. "Da ist immer sehr viel los." Die Halle wird mit einer Hackschnitzelheizung geheizt, beliefert wird das Gebäude aus der Nachbargemeinde, nur rund zwei bis drei Kilometer sei diese von Adelshofen entfernt. "Kurze Lieferwege also", wie Raith betont. Wo die neuen Gebäude der Gemeinde schon mit erneuerbaren Energien versorgt werden, tut sich die Gemeinde bei den älteren Gebäuden etwas härter. Zwischen 160 und 300 Jahren seien diese Gebäude, die aus Kindergarten, Kinderkrippe und Rathaus bestehen, alt und teilweise denkmalgeschützt. "Im Rathaus sind die Fenster denkmalgeschützt und der Kindergarten ist im Kloster untergebracht und ist auch schon 300 Jahre alt." Eine energetische Sanierung gestalte sich bei diesen Gebäuden deshalb als schwierig. Doch nicht nur Fotovoltaik und Hackschnitzel-Heizungen kommen in der Gemeinde zum Einsatz, sondern auch eine Biogasanlage, die in Luttenwang steht. 15 bis 20 Häuser und Anwesen versorgt diese Anlage mit Wärme. Spricht man Raith auf eine mögliche negative Bilanz an, die Kritiker solcher Anlagen durch beispielsweise ausufernden Maisanbau entstehen sehen, zuckt er mit den Schultern: "Das ist immer eine Frage des Blickwinkels. Die Anlage wurde 2004/2005 gebaut, denn da waren erneuerbare Energien schon aktuell. Und wenn sie da ist, muss man sie auch anschließen."

Ein weiteres Thema der Energiewende: Windkraft. Der Gemeinderat von Adelshofen habe hier erst vor wenigen Wochen den Teilflächennutzungsplan des Landkreises abgesegnet. Dieser Plan gibt den Gemeinden und Städten Planungsmöglichkeiten an die Hand, wo und wie sie Windräder in ihren Gebieten aufstellen können. Hierfür wurden die Gemeindegebiete auf die sogenannte Windhöffigkeit geprüft. Kurzum: Ob überhaupt genug Wind in einem entsprechenden Gebiet weht, um ein Windrad zu errichten und auch wirtschaftlich zu betreiben. Adelshofen liege hier nicht besonders im Fokus. "Unsere Gemeinde ist da nur mit knapp sechs Prozent des Gebietes dabei", sagt Raith. Im Gegensatz zu 15 bis 20 Prozent bei anderen Gemeinden sei dies nicht wirklich viel, sagt der Bürgermeister. In der Gemeinde sei nur im Gebiet von Luttenwang eine entsprechende Windhöffigkeit gefunden worden. "In einem anderen potenziellen Gebiet brütet und haust der Rotmilan", erklärt Raith. Die Natur geht hier natürlich vor.

Doch nicht nur der Ausbau von erneuerbaren Energien ist bei der Energiewende vorgesehen, sondern auch die Einsparung von Strom und Wärme. Schließlich gilt die Regel: Was eingespart werden kann, muss erst gar nicht erzeugt werden. Bei Gebäuden kommt hier oft die Wärmedämmung zum Einsatz. Raith muss bei diesem Thema schmunzeln: "Alle hierfür prädestinierten Betriebe in unserem Einzugsbereich sind endlos ausgebucht." Einen kennt er persönlich und der winke nur noch ab, wenn es um neue Aufträge geht: "Geh, hör mir auf, ich komm schon gar nicht mehr nach", sei die Antwort, die er dann immer bekomme, sagt Raith und lacht. Auch der Bürgermeister selbst kann diesen Eindruck aus eigener Erfahrung bestätigen. Immer wieder sehe er an Häusern neue Gerüste, wenn er durch den Ort gehe. Auch viele Bekannte aus dem Ort hätten bei der Wärmedämmung ihres Zuhauses mittlerweile nachgerüstet. Eine feste Zahl, wie viele in der Gemeinde schon bei der Dämmung nachgeholfen haben, habe er allerdings nicht.

Doch nicht nur mit Wärmedämmung kann man Energie einsparen. Auch andere Pläne liegen deshalb in den Schubladen des Bürgermeisters oder sind bereits in Ausarbeitung. So sollen im Zuge der umfassenden Dorferneuerung in Nassenhausen Gehsteige an die Straßen und auch eine Radweg, der Nassenhausen mit Luttenwang verbindet, gebaut werden. Dies hat, neben der erhöhten Sicherheit für Verkehrsteilnehmer und Fußgänger, auch umweltschützende Aspekte: Wer sich beim Radeln oder zu Fuß sicher fühlt, lässt auch öfter mal das Auto in der Garage stehen, um in den nächsten Ort zu kommen. Auch sollen Eltern dadurch darin bestärkt werden, "die Kinder auch mal mit dem Rad loszuschicken", erklärt Raith seinen Plan. Man sieht also: Auch kleine Maßnahmen können eine Wirkung auf das große Ganze haben.

Dass die Gemeinde Adelshofen beim Ausbau der erneuerbaren Energien und damit bei der Energiewende eine gute Bilanz aufweisen kann, ist für den Bürgermeister keine große Überraschung. Schon immer sei die Gemeinde sehr umweltbewusst gewesen. "1995 haben wir einen ersten Preis für umweltschützerische Bemühungen bekommen und 2004 den ersten Platz als grüne Gemeinde des Landkreises", zählt Raith nicht ohne Stolz auf. Die Priorität lag damals noch auf der Anlage von Biotopen, Weihern und Bepflanzungen. Auch die Renaturierung der Maisach und Hochwasserschutzmaßnahmen fielen unter diese Zeit. Der Umweltgedanke ist geblieben, jetzt mit dem Streben, die Energiewende und damit die Abkehr von Öl und Gas bis 2030 zu schaffen, hat sich nur der Fokus der vielfältigen Bemühungen in der kleinen Kommune verschoben.

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