SZ-Serie: Bodenschätze, Teil 3:Der erste Getreidebrei

Reibstein

Auf der Unterseite ist der Reibstein so bearbeitet, dass er gut in der Hand liegt. So waren die Arbeiten einfacher.

(Foto: Oh)

Ein historischer Reibstein erzählt davon, wie die Menschen vor Tausenden Jahren Getreide bearbeitet haben

Von Florian J. Haamann, Althegnenberg

Überall im Brucker Land sind unter der Erde Schätze verborgen, die viel über die Entwicklung des Landkreises und der menschlichen Zivilisation erzählen. Mit seiner weit über die Landkreisgrenzen hinaus bekannten archäologischen Abteilung schafft es der Historische Verein, dass diese Schätze geborgen, erforscht und erhalten werden. In einer großen Ausstellung präsentiert der Verein nun in jeder Kommune mindestens ein für den Ort bedeutendes Fundstück. In einer SZ-Serie werden in den kommenden Wochen und Monaten alle Ausstellungsstücke vorgestellt.

Fast wie ein Brotlaib sieht er aus, der große Stein, den Archäologen bei Hörbach (Gemeinde Althegnenberg) gefunden haben. Sie schätzen, dass der etwa fünf Kilo schwere Stein in der Bronze- oder der Eisenzeit von den Menschen verwendet worden ist. Die Verarbeitung und Haltbarmachung von Getreide war damals eine so mühselige wie wichtige Arbeit. Begonnen haben die Menschen im Alpenvorland damit etwa 4500 Jahre vor Christus. Diese Zeit gilt als der Beginn der Landwirtschaft.

Mit den Reib- und Mahlsteinen haben die Menschen damals wahrscheinlich eine Art Brei hergestellt, den sie auf warmen Steinen getrocknet und damit haltbar und vor allem transportierbar gemacht haben. Brot, wie wir es heute kennen, ist dabei freilich nicht entstanden. Dafür ist die Verwendung von Triebmitteln wie Hefe oder Sauerteig und eines Backofens nötig.

Die ersten Versuche der Getreideverarbeitung haben die frühen Menschen mit zwei einfachen, unbehauenen Steinen unternommen. Erst später wurde der Prozess optimiert. In der Zeit, in der auch das in Hörback gezeigte Exponat im Einsatz war, wurden vermehrt brotlaibförmige Steine mit großer, sattelförmiger Mahlfläche genutzt. Der Stein aus Hörbach ist leicht konkav und besteht aus Glimmerschimmer. Die Forscher gehen davon aus, das solche Steine etwa 15 bis 20 Jahre lang verwendet worden sind.

Das passende Material zu finden war entscheiden für die Nutzbarkeit und die Haltbarkeit der Reiben. Ein gut geeigneter Stein musste zuerst einmal möglichst hart sein, damit so wenig Gesteinsmehl wie möglich in das Mahlgut und so in den Brei oder ins Brot gelangte. Denn das ist schlecht für die Zähne. Und dann sollte der Stein im besten Fall porig sein, weil so die Effizienz erhöht wurde. Bearbeitet wurden die Rohsteine durch Schlagen, Picken und Schleifen, bis sie die gewünschte Form hatten. Forschungen zeigen, dass die Materialien oft aus bis zu 35 Kilometern Entfernung beschafft worden sind.

Ausstellung "Bodenschätze", bis zum 27. September. Der Reibstein ist zu sehen im Parkettstadl in Hörbach, montags bis freitags von 13 bis 18 Uhr und samstags von 9 bis 13 Uhr. Alle Ausstellungsorte finden sich im Internet unter www.historischer-verein-ffb.de. Erschienen ist zudem ein lesenswerter Katalog

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