SZ-Serie: "Bodenschätze", Teil 2:Der Beginn der Landwirtschaft

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Die unspektakulär wirkenden Scherben aus Moorenweis sind eine kleine wissenschaftliche Sensation. (Foto: Volker Rein)

Keramikscherben und Pollen aus der Nähe von Moorenweis zeugen von den ältesten festen Siedlungen

Von Florian J. Haamann, Moorenweis

Überall im Brucker Land sind unter der Erde Schätze verborgen, die viel über die Entwicklung des Landkreises und der menschlichen Zivilisation erzählen. Mit seiner weit über die Landkreisgrenzen hinaus bekannten archäologischen Abteilung schafft es der Historische Verein, dass diese Schätze geborgen, erforscht und erhalten werden. In einer großen Ausstellung präsentiert der Verein nun in jeder Kommune mindestens ein für den Ort bedeutendes Fundstück. In einer SZ-Serie werden in den kommenden Wochen und Monaten alle Ausstellungsstücke vorgestellt.

Es waren nur ein paar kleine Keramikscherben, die 1986 beim Bau der Nato-Pipeline in der Nähe von Moorenweis gefunden worden sind. Auf den ersten Blick also alles andere als Spektakulär. Doch nach einer wissenschaftlichen Untersuchung entpuppten sie die Scherben als nicht weniger, als eine kleine Sensation.

Denn die Funde konnten der sogenannten Münchshöfener Kultur zugeordnet werden, die im Zeitraum zwischen 4500 und 3800 vor Christus angesiedelt wird. Für die Wissenschaftler war klar: Auf jenem Altmoränenhügel bei Moorenweis stand einmal die älteste jungsteinzeitliche Siedlung im oberbayerischen Alpenvorland! Weitere Grabungen haben ergeben, dass es auf der Hügelkuppe eine ausgedehnte Siedlung gegeben haben muss. Außerdem wurden Cerealien-Pollen gefunden, die darauf hinweisen, dass es einen systematischen Anbau dieser Getreidesorte gegeben haben muss. Es ist nicht übertrieben, dabei von der wohl ältesten Landwirtschaft im oberbayerischen Alpenvorland zu sprechen.

In Bodenproben wurden einige verkohlte pflanzliche Reste gefunden: Körner von Emmer und Einkorn, zwei frühen Weizenarten, und verschiedene Samen von Wildpflanzen. Interessant ist aber vor allem der Fund von Schlafmohn. Der wurde im westlichen Mittelmeergebiet angebaut. Die Entdeckung deutet also darauf hin, dass es damals schon kulturelle Kontakte zwischen den beiden Regionen gegeben haben muss. Anhand einer Kohlenstoffdatierung kann der Zeitraum auf etwa 4500 vor Christus festgelegt werden.

Die Keramikscherben, die zu Gefäßen gehören, sind teilweise mit feinem Stichreihen- und Furchendekor versehen. Außerdem fällt auf, dass die Gefäße dünner und feiner gearbeitet sind als ältere Funde. Mineralogische Untersuchungen haben außerdem gezeigt, dass die Töpfer damals nicht zum nächstbesten Lehm gegriffen haben, sondern gezielt hochwertiges Material ausgesucht und dieses durch die Zugabe bestimmter anderer Materialien verfeinert haben.

Mit Auftreten der Münchshöfener Kultur, die ihren Schwerpunkt in Niederbayern, der südlichen Oberpfalz und im Donauraum um Ingolstadt hat, beginnt das Jungneolithikum. Merkmale der Kultur sind neue Keramiktechniken, Bestattungsriten, ein Rückgang der Steinartefakte und außerdem die ersten Kupferfunde in Bayern.

Ausstellung "Bodenschätze", bis zum 27. September. Die Keramikscherben sind zu sehen in der Sparkasse Moorenweis. Alle Ausstellungsorte im Internet unter www.historischer-verein-ffb.de. Erschienen ist zudem ein lesenswerter Katalog

© SZ vom 29.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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