SZ-Serie "Bodenschätze" (Teil 10):Bronzezeitlicher Friedhof

Urne Germering

Wahrscheinlich durch Pflugarbeiten wurde die Urne im Laufe der Jahrhunderte zerstört, gefunden wurde nur der untere Teil.

(Foto: Hajo Dickmann)

Archäologen machen 2018 einenen spannenden Fund

Von Florian J. Haamann, Maisach

Überall im Brucker Land sind unter der Erde Schätze verborgen, die viel über die Entwicklung des Landkreises und der menschlichen Zivilisation erzählen. Mit seiner weit über die Landkreisgrenzen hinaus bekannten archäologischen Abteilung schafft es der Historische Verein, dass diese Schätze geborgen, erforscht und erhalten werden. In einer großen Ausstellung präsentiert der Verein nun in jeder Kommune mindestens ein für den Ort bedeutendes Fundstück. In einer SZ-Serie werden alle Ausstellungsstücke einzeln vorgestellt.

Einen kleinen Friedhof mit elf Gräbern aus der Bronzezeit konnten die Archäologen bei den Arbeiten zur Maisacher Südumfahrung im vergangenen Jahr erforschen. Alle Verstorbenen wurden vor ihrer Beerdigung verbrannt und dann in kleinen Urnen in separaten Einzelgräbern bestattet. Datiert werden die Funde auf die Zeit zwischen 1300 und 800 vor Christus - wegen des neuen Bestattungsritus' wird die Epoche am Ende der Bronzezeit sogar als Urnenfelderkultur bezeichnet.

Auf einem Scheiterhaufen abseits des Gräberfelds wurden die Toten verbrannt, anschließend wurde der "Leichebrand", also die Knochenreste, aus der Asche gelesen und in eine Keramikurne gegeben. Zu Beginn der Urnenfeldkultur war es üblich, auch die Grabbeigaben mit zu verbrennen. Später, in der Zeit, aus der auch die Gräber bei Maisach stammen, ging man dazu über, die Beigaben unverbrannt in die Urne zu legen. Frauen wurde meist ihr persönlicher Schmuck mitgegeben, Männern ein Messer.

Ausgestellt wird in Maisach das Fragment einer Urne aus einem Frauengrab. Neben einer reich verzierten Bronzenadel wurden in dem Grab ein Messer und ein Armreif sowie drei Fragmente nicht mehr identifizierbarer Gegenstände gefunden. Möglicherweise wurden sie, entgegen der bereits gängigen Praxis, ausnahmsweise zusammen mit der Toten verbrannt.

Die Urnen wurden damals mit einer Schale abgedeckt und die Grabgrube verschlossen. Da die Friedhöfe im Laufe der Zeit in Vergessenheit geraten sind, sind die meisten von ihnen heute Ackerland. Durch das jahrhundertelange Pflügen sind viele dieser Urnenabdeckungen und oft sogar ganze Bestattungen verloren gegangen. Bei der Maisacher Urne etwa fehlt der obere Teil, der Mittelteil war zerbrochen, konnte aber restauriert werden.

Erhalten geblieben dagegen ist eine zweite bei der Maisacher Grabung gefundene Urne. Sie lag etwas tiefer und ist deshalb kaum beschädigt. Sie wurde als Block geborgen und liegt nun im Landesamt für Denkmalpflege, wo sie darauf wartet, geöffnet zu werden und ihren Inhalt preiszugeben. Anschließend wird sie konserviert.

Die Urnenfeldkultur war die am weitesten verbreitete Kultur der späten Bronzezeit in ganz Europa. Allerdings gibt es bei den Werkzeugen und vor allem in den Formen des Schmucks regionale unterschiede. Nachweis bar ist, dass es damals einen europaweiten Handel mit Rohstoffen und Lebensmitteln wie Honig, Getreide und Gewürzen gab.

Ausstellung "Bodenschätze" des Historischen Vereins, bis 27. September. Die Urne ist zu sehen in der Sparkasse Maisach, Aufkirchner Straße 10. Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag von 8.30 bis 12.30 Uhr, zusätzlich montags und dienstags von 14 bis 16 Uhr, donnerstags von 14 bis 19 Uhr und freitags von 8.30 bis 15 Uhr. Alle Ausstellungsorte finden sich im Internet unter www.historischer-verein-ffb.de. Erschienen ist zudem ein lesenswerter Katalog.

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