SZ-Serie: Bodenschätze im Landkreis Fürstenfeldbruck:Zeitenwende in der Frühgeschichte

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Der Mammendorfer Dolch ist der älteste Fund aus der Bronzezeit. Als Waffe hat er wohl nicht gedient, er war ein Statussymbol. (Foto: Hajo Dickmann/oh)

Ein kleiner Dolch aus Mammendorf kündet von großen Veränderungen vor mehr als 4000 Jahren

Von Florian J. Haamann, Mammendorf

Überall im Brucker Land sind unter der Erde Schätze verborgen, die viel über die Entwicklung des Landkreises und der menschlichen Zivilisation erzählen. Mit seiner weit über die Landkreisgrenzen hinaus bekannten archäologischen Abteilung schafft es der Historische Verein, dass diese Schätze geborgen, erforscht und erhalten werden. In einer großen Ausstellung präsentiert der Verein nun in jeder Kommune mindestens ein für den Ort bedeutendes Fundstück. In einer SZ-Serie werden in den kommenden Wochen alle Ausstellungsstücke vorgestellt.

Es ist nur ein erst einmal unscheinbares Stück Blech. Und doch steht es für den Anbruch einer neuen Epoche im Landkreis: die Bronzezeit. Der bei Mammendorf gefundene Dolch ist der älteste Fund aus der Bronzezeit im Landkreis - eine Zeit, in der sich das Leben der Menschen umfassend verändert hat. Der Übergang wird auf die Zeit um 2150 vor Christus datiert. Bronze, eine Legierung aus 90 Prozent Kupfer und zehn Prozent Zinn, ist härter als reines Kupfer und hat einen niedrigeren Schmelzpunkt. Es kann also leichter verarbeitet und in komplexere Formen gegossen werden. Es lässt sich beobachten, dass die Menschen damals eine Vielzahl neuer und variantenreicher Gegenstände entwickelten.

Der in Mammendorf gezeigte Dolch ist ein sogenannter Griffplattendolch mit einer Länge von gut fünf und einer Breite von drei Zentimetern. Im Gegensatz zu den älteren Griffzungendolchen wurde er mit Nieten am Griff befestigt und nicht mehr durch eine sogenannte Metall-Zunge, die eine Verlängerung der Klinge war. So wurde weniger Metall benötigt und die Herstellung wurde wesentlich einfacher, weil nicht mehr jeder Griff passgenau hergestellt werden musste.

Gedient haben die neuen Bronzedolche mehreren Zwecken, so dem Stechen, Hauen, Schneiden und Schaben. Neben der Funktion als Werkzeuge und Waffen waren sie aber vor allem Statussymbole. Gerade als Waffe waren auch in jener Zeit Holzkeulen und Steinäxte noch wesentlich besser geeignet. Sie waren einfacher herzustellen und hatten eine größere Reichweite. Die Archäologen gehen davon aus, dass der Dolch aus Mammendorf ein reines Statusobjekt war, denn mit einer Klingendicke von gerade einmal zwei Millimetern war er als Waffe oder Werkzeug praktisch nicht zu gebrauchen.

Dolche aus dieser Zeit werden in Gräbern meist als Einzelstücke gefunden, oft geschützt durch Scheiden, Beutel oder Taschen. Auffällig ist, dass die meisten dieser Funde aus Männergräbern stammen, oft gemeinsam mit Beil und Nadel. Bei den seltenen Dolchfunden in Frauengräbern sind diese dafür mit für die Zeit typisch weiblichen Trachtelementen kombiniert, wie beispielsweise Anhängern oder Armschmuck.

Ausstellung "Bodenschätze", bis 27. September. Der Bronzedolch ist zu sehen in der Volksbank Mammendorf, Augsburger Straße 35. Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag von 8 bis 12.30 Uhr, zusätzlich montags von 14 bis 16 Uhr, dienstags von 14 bis 18 Uhr und freitags von 8 bis 15 Uhr. Alle Ausstellungsorte finden sich im Internet unter www.historischer-verein-ffb.de. Erschienen ist zudem ein lesenswerter Katalog

© SZ vom 31.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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